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DE: Der Chef des RKI, Lothar Wieler, warnt vor der Ausbreitung der Mutationen: "B.1.1.7 führt auch zu schwereren Krankheitsverläufen"

DMZ –  GESUNDHEIT / WISSEN ¦ Walter Fürst ¦

 

"Was uns beim RKI Sorgen macht, sind die Auswirkungen der Varianten des Virus“, sagte Lothar Wieler am Freitag bei der Bundespressekonferenz in Berlin. "Sars-Cov-2 ist gefährlicher geworden." Der Reproduktionswert bei der britischen Mutation sei 0,5 Punkte höher - es handle sich also um einen großen Unterschied.

Das Problem sei nicht mehr nur das deutlich erhöhte Ansteckungsrisiko: "Es gibt erste Hinweise, dass B.1.1.7 vermehrt auch zu schwereren Krankheitsverläufen führt."

 

Vor Kurzem hatte auch der britische Premierminister Boris Johnson bezüglich der neuen Virus-Variante gewarnt, dass diese tödlicher sein könne. Ob sie auch schwerere Verläufe und höhere Sterberaten verursacht, stehe aber noch nicht fest, sagte der wissenschaftliche Berater der Johnson-Regierung, Patrick Vallance. Von 1.000 60-Jährigen, die mit der Mutante infiziert sind, sterben derzeit 13 bis 14 – etwa 30 Prozent mehr als bei der Ursprungsvariante.

 

Vertreter besorgniserregender Virusvarianten (variants of concern, kurz VOC) wurden weltweit aber auch in Europa, identifiziert. Molekularbiologische Details zu den Varianten sind unter SARS-CoV-2: Virologische Basisdaten und Virusvarianten abrufbar. Die Dynamik der Verbreitung der Varianten in einigen Staaten ist besorgniserregend. Für diese und zukünftig auftretende Virusvarianten gilt, dass sich der Schweregrad der Erkrankung und die Übertragbarkeit im Vergleich gegenüber der initial zirkulierenden Virusvariante möglicherweise verändern können. Weiterhin besteht das Risiko, dass die Wirksamkeit der aktuell verwendeten Impfstoffe gegen die neuen Varianten reduziert sein könnte, da die durch die Impfung gebildeten neutralisierenden Antikörper gegen das veränderte Virus schlechter schützen. Dies wird derzeit in zahlreichen wissenschaftlichen Studien weiter untersucht.

B.1.1.7: Im Dezember 2020 berichteten britische Behörden von einer neuen SARS-CoV-2-Virusvariante (Linie B.1.1.7), die sich seit September 2020 in Großbritannien ausbreitet. Nach derzeitigem Kenntnisstand ist sie noch leichter von Mensch zu Mensch übertragbar als bisher zirkulierende Variantenund weist eine höhere Reproduktionszahl auf, so dass ihre Ausbreitung schwerer einzudämmen ist. Während anfangs nicht davon ausgegangen wurde, dass diese Variante mit schwereren Krankheitsverläufen einhergeht, gibt es inzwischen – bei begrenzter Datenlage – erste Hinweise darauf, dass sie mit einer erhöhten Fallsterblichkeit einhergehen könnte. Hinweise auf eine verringerte Wirksamkeit der Impfstoffe gibt es bislang nicht.

B.1.351: Über diese Virusvariante aus Südafrika wurde ebenfalls erstmals im Dezember 2020 berichtet. Auch sie geht ersten Untersuchungen zufolge mit einer höheren Übertragbarkeit einher. Inzwischen wurden erste Studien veröffentlicht, die vermuten lassen, dass der Schutz durch neutralisierende Antikörper, eine Komponente der Immunabwehr, gegenüber dieser Variante reduziert sein könnte bei Personen, die an der ursprünglichen Variante erkrankt waren oder einen auf dieser beruhenden Impfstoff erhalten haben.

B.1.1.28 P.1: Diese SARS-CoV-2-Variante zirkulierte erstmals im brasilianischen Staat Amazonas und ähnelt in ihren Veränderungen der südafrikanischen Variante. Eine erhöhte Übertragbarkeit wird ebenfalls als denkbar erachtet. Eine mögliche Reduktion der Wirksamkeit neutralisierender Antikörper bei Genesenen bzw. Geimpften wird auch hier diskutiert.

Situation in Deutschland

Auch in Deutschland sind seit Dezember 2020 Infektionen mit diesen Varianten bekannt geworden: Am 24.12.2020 berichtete das Land Baden-Württemberg erstmals über einen Nachweis der Linie B.1.1.7, inzwischen sind Fälle in mehreren Bundesländern und große Ausbrüche mit der Variante bekannt. Am 12.1.2021 berichtete Baden-Württemberg erstmals über einen Nachweis der Linie B.1.351, auch hier sind inzwischen Fälle und Ausbrüche in mehreren Bundesländern bekannt. Am 22.1.2021 berichtete das Land Hessen erstmals über einen Nachweis der Variante der Linie B.1.1.28 P.1. Weitere Fälle und Ausbrüche werden erwartet.

Am 5.2.2021 hat das RKI einen Bericht zu den besorgniserregenden Varianten in Deutschland, insbesondere B.1.1.7, veröffenlicht. Die Surveillance (siehe auch Grafik zur Integrierten Molekularen Surveillance (IMS) in Deutschland) wird aktuell weiter ausgebaut. Wie sich diese neuen Varianten auf die Situation in Deutschland auswirken werden, ist noch unklar. Es ist möglich, dass die neuen Varianten die Pandemiebekämpfung in Deutschland erschweren. Deshalb ist es umso wichtiger, die bekannten Regeln – mind. 1,5 Meter Abstand halten, Hygieneregeln beachten, Masken tragen und lüften – konsequent einzuhalten, um generell eine Übertragung von SARS-CoV-2 zu verhindern, die Ausbreitung der VOC zu verlangsamen und damit der Überbeanspruchung der Krankenhäuser und Gesundheitsämter entgegenzuwirken. Reisen sollten derzeit unbedingt vermieden werden.

Siehe auch aktuelle Risikobewertung zu COVID-19 in Deutschland: www.rki.de/covid-19-risikobewertung

Molekulare Surveillance in Deutschland

Zirkulierende SARS-CoV-2-Viren werden in Deutschland zunehmend molekularbiologisch untersucht. Die Zahl der Genomsequenzierungen wird erhöht (siehe Verordnung des Bundesministeriums für Gesundheit). Ansprechpartner für Sequenzierungen ist das Konsiliarlabor für Coronaviren an der Berliner Charité (einen Überblick über aktuelle Sequenzen liefert u.a. die Internetseite des Konsiliarlabors: https://civnb.info/sequences/). Auch das Robert Koch-Institut führt Genomsequenzierungen durch, ebenso Universitätskliniken, Landeslabore oder entsprechend befähigte private Labore. Die Sequenzdaten werden aus verschiedenen Quellen am RKI zusammengeführt (Erläuterungen siehe "Hinweise zur Testung von Patienten auf Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2", Abschnitt "Molekulare Surveillance"). Das RKI stellt zur Übermittlung von Sequenzdaten eine technische Plattform zur Verfügung: Deutscher elektronischer Sequenzdaten-Hub, kurz DESH (siehe auch COVID-19-FAQ > Diagnostik > Warum sind Genomsequenzierungen wichtig?)

 

 

Quelle: RKI - https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Virusvariante.html

Informationen und Empfehlungen des RKI zu besorgniserregenden Varianten

 


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