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Das eigene Auto wird immer wichtiger

DMZ – WIRTSCHAFT ¦ Oliver Stock ¦

 

Autohersteller können zufrieden sein, Busse und Bahnen bleiben leer: Der durch die Corona-Pandemie befeuerte Trend hin zur individuellen Mobilität setzt sich fort. 87 Prozent der Menschen in den Industrieländern bevorzugen ein eigenes Auto, um sicher unterwegs zu sein – am Anfang der Pandemie im April 2020 waren es 57 Prozent. Zudem ist der Anteil derjenigen, die in den nächsten zwölf Monaten ein eigenes Auto kaufen möchten, von 35 Prozent auf nun 46 Prozent angestiegen, in Deutschland wuchs diese Zahl von 25 auf  39 Prozent. Das eigene Auto, so das Ergebnis einer neuen Studie, wird als bester Schutz vor der Verbreitung von Infektionen gesehen.

 

Die anhaltende Covid-19-Pandemie und die erneuten Lockdown-Bestimmungen haben viele Menschen davon abgehalten, öffentliche Verkehrsmittel oder Teil-Auto-Angebote zu nutzen. 82 Prozent der Deutschen geben in einer Umfrage der Berater von Capgemini an, dass ihre Sicherheit und ihr körperliches Wohlbefinden sowie das ihrer Familien am besten durch ein eigenes Fahrzeug gewährleistet sei. Fahrgemeinschaften wollen 81 Prozent der Menschen aufgrund von Gesundheits- und Sicherheitsbedenken vermeiden, im April 2020 waren dies noch 28  Prozent in Deutschland. Die Verschiebungen werden sich, so meinen die Berater, die für ihre Studie 11000 Menschen in elf Ländern befragt haben, auf den Absatz von Autos auswirken: Immerhin wollen unterm Strich 72 Prozent aller Befragten, jederzeit auf ein eigenes Fahrzeug zurückgreifen können.

 

Kaufabsicht bei jüngeren Verbrauchern am größten

Die Absicht ein Auto kaufen zu wollen, ist weltweit in fast allen Märkten gestiegen und wird durch eine Kombination aus günstigen Autokrediten, staatlichen Anreizprogrammen für Elektrofahrzeuge sowie dem Wunsch angetrieben, den öffentlichen Nahverkehr und Shared Mobility-Angebote zu vermeiden. Außerdem ist im Zuge der wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie mit einer steigenden Nachfrage nach Autos zu rechnen. Die Capgemini-Studie zeigt, dass jüngere Verbraucher den Trend zum eigenen Auto anführen: 59 Prozent der 18- bis 35-Jährigen erwägen, in den nächsten zwölf Monaten ein Auto zu kaufen, verglichen mit 46 Prozent in allen Altersgruppen. Aber auch Leasing- und Abo-Angebote gewinnen an Attraktivität: Über ein Drittel (36 Prozent) der Menschen über alle Länder hinweg möchte lieber ein Auto-Abo abschließen oder ein Auto leasen als es zu kaufen. Bei den 18- bis 35-Jährigen liegt dieser Anteil weltweit bei 49 Prozent, in Deutschland sogar bei 62 Prozent.

 

Interesse an Kleinwagen steigt, aber auch Premium-Segment attraktiv

Die Studie zeigt, dass 56 Prozent derjenigen, die den Kauf eines Autos in Erwägung ziehen, ihre Wünsche im Vergleich zum vergangenen Jahr heruntergeschraubt haben: Sie bevorzugen nun eher ein kleines Auto und legen mehr Wert auf Nutzen und Funktionalität. Dies werde den Margendruck für die Automobilhersteller erhöhen, meinen die Berater. Die Capgemini-Studie hat allerdings auch ein kleines, aber beachtliches Segment von Käufern (21 Prozent) identifiziert, das bereit ist, mehr für Premium-Funktionen zu bezahlen, wie etwa zusätzlichen Platz, vernetzte Dienste und eine sprachbasierte Steuerung.

Die Pandemie hat außerdem dazu geführt, dass die Automobilhersteller den Direktvertrieb über digitale Kanäle weiter ausgebaut haben. Die Studie zeigt, dass fast die Hälfte (49 Prozent) der Verbraucher nur noch Online-Kanäle nutzen möchte, um nach Informationen über Autos zu suchen, vor der Covid-19-Pandemie waren es 39 Prozent. Autohäuser bleiben dennoch ein wesentlicher Teil des Markenerlebnisses und physische Interaktionen werden in bestimmten Bereichen wieder zunehmen: So möchten mehr als sieben von zehn befragten Studienteilnehmern in ein Autohaus gehen, um vor dem Kauf spezifische Fragen zu klären. Zudem bevorzugen 80 Prozent beim Kaufabschluss eine persönliche Interaktion mit einem Verkäufer im Autohaus.

Für Automobilhersteller wird es nun darum gehen, jeden einzelnen Schritt der Customer Journey zu digitalisieren und mit den Händlern bei spezifischen Themen vor Ort enger zusammenzuarbeiten. So kann es gelingen, den Kunden ein ansprechendes Omnichannel-Markenerlebnis zu bieten. Die Pandemie habe sich kurzfristig auf die Nachfrage ausgewirkt, sagt Rainer Mehl, der bei Capgemini die Automotive-Beratung leitet. „Letztlich aber beschleunigt sie wesentliche langfristige Trends wie die Digitalisierung, Elektrifizierung und vernetzte Fahrzeuge.“   

 

 

Quelle: WirtschaftKurier - Erstveröffentlichung: Das eigene Auto wird immer wichtiger: WirtschaftsKurier - Nachrichten und Kommentare aus Politik und Wirtschaft


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