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Die, welche die Lawine der Schande lostraten

DMZ – POLITIK / GESELLSCHAFT ¦ Peter Beutler ¦

KOMMENTAR

 

Was sich am 20. März 2021 in Bern und Liestal abgespielt hat, ist abscheulich. Horden von so genannten Corona-Skeptikern haben sich in beiden Innenstädten zusammengerottet. Ohne Masken, ohne Sicherheitsabstand - wie es behördlich vorgeschrieben wäre. In Bern hat die Polizei eingegriffen, in Liestal nicht, sie sei dort überrascht und dazu nicht in der Lage gewesen.  Man darf der Polizei Basel-Land unterstellen, dass nicht wenige aus ihrem Corps mit den Kundgebungsteilnehmern sympathisierten.

 

Diese Demonstranten machten nur das, was Leithammel der SVP, der Partei, die bei unseren Polizeien am meisten Zuspruch hat, ihnen empfahlen. Richtig: In der SVP, vertreten sowohl in den Kantonsregierungen von Bern und von Basel-Land, gibt es eine ganze Reihe von Mandatsträgern, die den Bürgerinnen und Bürgern schmackhaft machen, die Corona-Massnahmen der Behörden zu übertreten. Köppel, Aeschi, Mattullo-Blocher seien gegrüsst. Es sind genau die Scharfmacher_innen, die Berset, den Koordinator Corona-Anordnungen des Bundesrates, als Diktator verunglimpfen. Eine absurde, hinterhältige, gemeine aber auch idiotische Unterstellung.

 

Das an sich ist schon ungeheuerlich. Kommt dazu, dass es sich beim Covid-19 um ein oft todbringendes Virus handelt. Und es gibt Anzeichen, dass es zunehmend bedrohlicher wird. Eine neue Mutation, das britische C-19, soll um 50% ansteckender sein und um 50% mehr schwere Krankheitsverläufe hervorrufen. Das Verhalten besagter SVP-Exponenten darf als extremistisch, gesellschaftszersetzend und lebensbedrohend bezeichnet werden. Diese Leute nehmen bewusst in Kauf, dass Mitmenschen einer heimtückischen Krankheit erliegen. Wer mit Menschenleben auf diese Art spielt, kann sich leicht im Dunstkreis des Kriminellen verirren.

 

Solche Entwicklungen ziehen nicht selten eine Eigendynamik nach sich. So war es auch bei den Randalen in Bern und Liestal. Um den Diktaturvorwurf der SVP-Granden zu verstärken, sind einige soweit gegangen, sich einen Davidstern anzuheften. Wir erinnern uns: In der Nazidiktatur wurden die Menschen mosaischen Glaubens, und solche, die von ihnen abstammten, gezwungen, diesen Stern zu tragen. Viele Millionen von ihnen wurden grausam gequält, vergast und in KZ-Öfen verbrannt. Wer unsere demokratisch gewählte Regierung mit Hitler, Himmler, Goebbels, Goering, Eichmann … gleichsetzt, verharmlost die grausamen Verbrechen der Machthaber des Dritten Reiches. Man könnte die unbedarften Protestierer_innen von Bern und Liestal damit entschuldigen, dass sie, geistig auf der Schattenseite vegetierend, gar nicht verstehen konnten, was für eine beschämend schaurige Vorstellung sie gaben. Das dürfte für viele von ihnen, tatsächlich zutreffen, wenn auch nicht für alle. Ganz sicher trifft es nicht auf diejenigen zu, die diese Lawine der Schande lostraten, also die, die den Diktaturvorwurf lancierten.


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