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Neue Hoffnung bei der Behandlung von Hirntumoren

DMZ – GESUNDHEIT/WISSENSCHAFT ¦ Patricia Jungo ¦

 

Manchmal bekommen Allerwelts-Präparate auf einmal eine neue und wichtigere Mission. So wird das Mittel Loperamid eigentlich gegen Durchfall eingesetzt. Nun hat

Sjoerd van Wijk vom Institut für Experimentelle Tumorforschung in der Pädiatrie der Goethe-Universität eine weitere Einsatzmöglichkeit dafür entdeckt. Das Präparat soll gegen Hirntumore wirken, welche mit den herkömmlichen Therapien wie Bestrahlung kaum zu bekämpfen sind.

 

Durch Loperamid kommt es in gewissen Tumorzellen zu einer Stressreaktion im Endoplasmatischen Retikulum (ER), dem Zellorgan, das für wesentliche Schritte der Proteinsynthese im Körper sorgt. Dies zieht wiederum einen ungewöhnlichen Effekt nach sich, nämlich den, dass die Tumorzellen gewissermassen Selbstmord begehen, was als Autophagie bezeichnet wird. Wie Sjoerd van Wijk erklärt, zeigen die Experimente mit Zelllinien, dass genau diese Autophagie bei Glioblastom-Hirntumoren für die Behandlung unterstützend wirken könnte. Es handelt sich dabei um eine überaus aggressive und in den meisten Fällen unheilbare und tödlich endende Krebsform bei Kindern und Erwachsenen. Mit bisherigen Therapien wurde dabei bis anhin wenig erreicht. Dies bewegt die Forscher immer wieder zum Suchen neuer Behandlungsmöglichkeiten.

 

Das Durchfallmittel scheint ein grosser Hoffnungsträger zu sein. Die Wirkung setzt nur auf Krebszellen ein und nicht auf gesundes Gewebe. Wirken tut es dabei im Darm nur an bestimmten Bindestellen und wird auch nicht wirklich vom Körper aufgenommen. Man vermutet, dass der Loperamid-induzierte Zelltod von Glioblastomzellen eine Hilfe bei der Entwicklung neuer Therapieansätze für die Behandlung dieser schweren Krebserkrankung bieten könnte. Weiter betont der Forscher, diese neuen Erkenntnisse würden natürlich auch noch weitere spannende Möglichkeiten für andere Krankheiten eröffnen, bei denen der ER-Abbau gestört ist. Dies könnte beispielsweise bei Nervenzell- oder Demenz-Erkrankungen oder anderen Tumoren zutreffen. Den Forschern um Sjoerd van Wijk steht aber noch etwas Arbeit bevor, bis Loperamid tatsächlich für die Behandlung von Glioblastomen oder anderen Erkrankungen zum Einsatz kommen kann. Es muss nämlich ein Weg gefunden werden, wie das Loperamid ins Gehirn transportiert werden und die Blut-Hirn-Schranke durchdringen kann. Ihre Aufgabe ist es zu verhindern, dass Fremdstoffe aus dem Blut ins Hirn gelangen können. In dem Sinne würde das Durchfallmittel als Schädling angesehen und demzufolge gar nicht durchgelassen. Die Forscher gehen davon aus, dass es mit Nanopartikeln als Transporter dennoch gelingen sollte. Bis Loperamid als Krebskiller eingesetzt werden kann, braucht es also durchaus noch Geduld. Die Hoffnung ist aber dennoch gross und durchaus berechtigt.

 

 

 

Quelle: Goethe Universität Frankfurt± 

 


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