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Weltweite Pandemie - aber niemand scheint etwas begriffen zu haben

DMZ – INTERNATIONAL ¦ Anton Aeberhard ¦

 

Weltweite Pandemie, trotzdem gibt es immer noch und immer mehr Grossveranstaltungen. Dass dies nicht nur dem Virus dient und weit grössere Risiken birgt zeigt jüngstes Beispiel. Im Norden Israels ist es bei einem jüdischen Fest mit Zehntausenden Menschen zu einer Massenpanik gekommen.

Mindestens 44 Menschen kamen ums Leben. Mehr als 100 Personen wurden verletzt.

 

Das Unglück ereignete sich auf dem Berg Meron, rund 50 Kilometer nordöstlich der Hafenstadt Haifa. Zehntausende Ultraorthodoxe begingen den jüdischen Feiertag Lag-Ba-Omer, als es zu einer Massenpanik kam. Die Opfer wurden offenbar erdrückt. Verletzte Personen wurden in umliegende Spitäler gebracht.

 

Wie genau es zu der plötzlichen Massenpanik kam, ist noch nicht abschliessend geklärt – die Ermittlungen laufen. Nach ersten Erkenntnissen sind auf einer abschüssigen Rampe mit Metallboden Menschen ins Rutschen gekommen. Die dicht gedrängt Feiernden fielen übereinander, die Situation geriet völlig ausser Kontrolle. Notfalltüren liessen sich zudem offenbar nicht öffnen.

 

Ein Sprecher des Rettungsdienstes Zaka sagte im Fernsehen, vor Ort herrsche Chaos, viele Kinder seien von ihren Eltern getrennt worden. Man bemühe sich, sie wieder zusammenzuführen. «Ich bin seit mehr als 20 Jahren beim Rettungsdienst, so etwas habe ich noch nie gesehen», sagte der Sprecher. «Das sind unfassbare Zahlen.»

 

Israels Präsident Reuven Rivlin schrieb bei Twitter, er verfolge die Berichte über die Tragödie und bete für die Genesung der Verletzten. Regierungschef Benjamin Netanjahu zeigte sich bestürzt über das «schwere Unglück» und sicherte den Rettungskräften Unterstützung zu. Gesundheitsminister Juli Edelstein sprach von einer schrecklichen Katastrophe. Auch er sprach den Hinterbliebenen sein Mitgefühl aus und dankte den Rettungskräften für ihre Arbeit.

 

Auseinandersetzungen mit der Polizei

Nach dem Unglück versuchte die Polizei, das Gelände zu räumen. Zufahrtsstrassen wurden abgesperrt. Medienberichten zufolge haben sich jedoch hunderte Strenggläubige geweigert, den Unglücksort zu verlassen.

 

Wie die «Times of Israel» berichtete, folgten sie den Anweisungen der Polizei nicht. Es sei auch zu Auseinandersetzungen gekommen. «Sie blockieren uns ohne Grund», zitierte die Zeitung einen Anwesenden. «Ich will beten.» Auch im Fernsehen waren Bilder der Konfrontationen zu sehen.

Der jüdische Feiertag Lag-Ba-Omer

 

Lag-Ba-Omer ist ein Fest, bei dem unter anderem an den jüdischen Aufstand gegen die römischen Besatzer unter Rebellenführer Bar Kochba erinnert wird. Er war im Jahre 132 ausgebrochen und rund drei Jahre später niedergeschlagen worden. Der Überlieferung nach endete an dem Tag von Lag-Ba-Omer eine Epidemie, an der damals zahlreiche jüdische Religionsschüler gestorben waren.

Die Behörden hatten die Teilnehmerzahl der Wallfahrt auf 10'000 Pilger beschränkt, nach Angaben der Organisatoren reisten aber mindestens 30'000 Gläubige aus ganz Israel an. In Medienberichten war sogar von 100'000 Pilgern die Rede. Rund 5000 Polizisten waren vor Ort, um das religiöse Fest abzusichern.

 

 

 

Herausgeber / Quelle: SRF


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