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Ken Jebsens Lügen haben Konsequenzen

DMZ –  GESELLSCHAFT ¦ Anton Aeberhard ¦

 

Ken Jebsen (Kayvan Soufi Siavash) ist das Pseudonym des deutsch-iranischen Fernseh- und Radiomoderators, der seit 2011 als freischaffender Reporter und Blogger tätig ist und Verschwörungstheorien verbreitet und kreiert.

Für ihn ist Covid-19 nur eine harmlose Grippe. Sogar seine eigene Lebensgeschichte sind Fake-News. Trotzdem hat er noch immer Anhänger. Allerdings müssen die künftig auf Kens Absurditäten (zumindest) auf Youtube verzichten. Denn Youtube hat den Kanal „KenFM“ des Verschwörungserzählers Ken Jebsen endgültig gesperrt. Nun droht weitere Ungemach.

 

Mit Lügen wurde Jebsen bekannt. So z.B. behauptet er bei Covid-19 habe man es mit einer „harmlosen Grippe“ zu tun. "Wir haben Glück, dass wir es bei Covid-19 mit einer relativen harmlosen Grippe zu tun haben, die nicht so schlimm ist, wie es immer prophezeit wird.“ Die Krankheit sei „eh nur ein trojanisches Pferd“. Jebsen behauptet unter anderem auch, die Berliner Polizei habe bei den sogenannten Hygienedemos Menschen „verhaftet, weil sie dieses Grundgesetz offen bei sich trugen“. Die Polizei habe „Menschen aufgefordert, das Grundgesetz herunter zu nehmen, weil es, Zitat: „eine unerlaubte politische Meinungsäusserung“ sei. Eine weitere Lüge. Auch seine Behauptung die Bill & Melinda Gates Stiftung finanziere die WHO zu mehr als 80 Prozent ist falsch. Wie auch praktisch alles, was Jebsen von sich gibt. 

 

Ken Jebsen verlässt Deutschland

Nicht nur weil die Pressefreiheit in Deutschland tot ist, so Jebsen, sondern weil seine Kinder aus Sicherheitsgründen gezwungen waren, die Stadt zu verlassen, würde er Deutschland verlassen. So lässt Jebsen auf einschlägigen Verschwörerportalen verkünden. Er sieht es gar als "Tiefpunkt der politischen Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland". Was für ein verirrter Mensch, der so etwas behaupten muss. Während die Antifa landesweit Demonstranten angreife und bis nach Hause nachstelle, Hauseingänge mit Farbe beschmiere bis die Vermieter der Zielperson kündigen würden, vor Parlamenten ungeschoren Politiker angreife, SPD-Politiker Andersdenkenden wesentliche Lebensgrundlagen entziehen, Medienanstalten wie ZDF oder SWR ihre Mitarbeiter vor die Tür setzen würden weil sie die falsche Meinung hätten, während die öffentlich-rechtlichen Medien überwiegend Staatspropaganda kommunizieren würden, solange sei die Lebensgrundlage für frei denkende und unabhängig schreibende Journalisten in Deutschland erloschen. Ein lachhaftes Pamphlet eines gestürzten Anführers.

 

Verstoss gegen journalistische Sorgfaltspflicht

Der Wegzug aus Deutschland wird ihm nichts nutzen, denn die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) hat ein Verfahren gegen das Online-Angebot „KenFM“ des Publizisten Ken Jebsen eingeleitet.

Das Medium habe nach einem Hinweisschreiben der MABB zwar einige Anpassungen vorgenommen und beispielsweise zusätzliche Quellen für Behauptungen angeführt, sagte eine Sprecherin der Aufsichtsbehörde dem Evangelischen Pressedienst (epd). Diese Änderungen seien aber noch nicht ausreichend, um die journalistische Sorgfaltspflicht zu erfüllen.

 

Die Regulierung von redaktionellen Online-Angeboten ist für die Medienanstalten in einem Bereich Neuland. Die Medienwächter sollen nun auch redaktionell gestaltete Online-Angebote, die geschäftsmässig betrieben werden, regulieren. Dies gilt dann, wenn sich das Angebot keiner Selbstkontrolleinrichtung wie beispielsweise dem Deutschen Presserat unterworfen hat und Verstösse gegen die journalistische Sorgfaltspflicht vorliegen.

 

Genau das trifft nach Ansicht der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) beim Web-Kanal KenFM.de vor, der nach Beurteilung der MABB in einigen Beiträgen die journalistischen Standards nicht erfüllt. Gegen das redaktionelle Angebot des ehemaligen RBB-Moderators Ken Jebsen hat die MABB – wie berichtet – ein Verfahren eingeleitet.

 

Jebsen widerspricht 

"Wenn das Wahrheitsministerium Maulkörbe verteilt" titelt er auf seiner (noch online) Website: "Die Regierungen, welche die Freiheit der Rede unterdrücken, weil die Wahrheiten, die sie verbreitet, ihnen lästig sind, machen es wie die Kinder, welche die Augen zuschliessen, um nicht gesehen zu werden.“

Dieses Zitat des deutschen Schriftstellers Ludwig Börne passe aus Sicht Jebsens zum Status quo der Meinungsfreiheit in der BRD. Sie sei bedroht. Dieser Mann ist mehr als verwirrt. "Nach 16 Jahren Merkel-Herrschaft sei laut Reporter ohne Grenzen Deutschland im internationalen Ranking, unzensiert publizieren zu können, in die zweite Liga abgerutscht: Platz 13! Zum Vergleich: Costa Rica ist auf Platz 5, Jamaika auf Platz 7." Solche wirre Fantastereien lässt er vom Stapel. Den Beweis und die Fakten bleibt er auch hier wie immer schuldig.

 

Die weiteren Ungeheuerlichkeiten seiner Website wollen wir hier gar nicht erst ergänzen. Müll, einfach Müll.

 

Höchste Zeit also, dass solchen Lügnern das Handwerk gelegt wird.

 

Löschung von KenFM Kanälen

Bereits vor Monaten wurden Kanäle von Jebsen gelöscht. Die Meldung von Google/Youtube war: „Videos auf dem Kanal KenFM haben gegen unsere Covid-19-Richtlinien verstossen“. Zum dritten Mal seien Community-Richtlinien missachtet worden. Nach den Regeln von Youtube wird ein Kanal dauerhaft gelöscht, wenn innerhalb von 90 Tagen dreimal gegen diese Richtlinien verstossen wurde. Dies wurde nun erreicht, der Kanal dauerhaft gesperrt.

 

In der neurechten Szene ist der 2011 vom RBB entlassene Journalist Jebsen eine prominente Figur gewesen. Seine Popularität hat bereits den Tiefpunkt erreicht. Es wurde sehr still um den Märchenerzähler und erklärter Donald Trump Fan. In seinen Videos behauptete er unter anderem, der Microsoft-Mitgründer Bill Gates denke darüber nach, Menschen im Rahmen von Impfungen gezielt zu sterilisieren. Faktenchecker haben viele von den Aussagen in Jebsens Beiträgen bereits komplett oder teilweise widerlegt. Siehe Verzeichnis am Ende des Textes.

 

Psiram* beschreibt den Ken so (Auszug): "Ken Jebsens bürgerlicher Name lautet angeblich Moustafa Kashefi. Er soll nach einer Legende 1966 angeblich in einer Boeing 747 im iranischen Luftraum geboren worden sein, oder aber alternativ in Krefeld. Da aber die Boeing 747 erst im Jahre 1970 in Dienst gestellt wurde, kann zumindest die Angabe zum Flugzeugtyp nicht stimmen. Nach anderen Angaben sei Krefeld sein Geburtsort. Der tatsächliche Geburtsname Kayvan Soufi Siavash wurde 2020 durch Recherchen von Spiegel TV ermittelt. Seine ersten Jahre verlebte er in Teheran, wo seine Eltern für das Wirtschaftsministerium arbeiteten. Als er drei Jahre alt war, siedelte die Familie nach Deutschland über, wo Kashefi mehrere Waldorfschulen  besuchte.

 

Nach eigenen Angaben habe er später u.a. als Seemann gearbeitet und an einer Stanze eines Automobilzulieferers. Nach einer Ausbildung zum Zimmermann erreichte er bei einem Casting für Moderatoren den sechsten Platz und kam so zum Rundfunk. Sein Familienname erschien ihm für deutsche Radiohörer zu schwer verständlich, sodass er sich für den Künstlernamen Ken Jebsen entschied. Der Vorname war dabei frei gewählt, der Nachname nach unterschiedlichen Darstellungen der Geburtsname seiner Mutter bzw. der Name einer Reederei, bei der er als Jugendlicher ein Praktikum absolviert hatte. Mathias Bröckers erzählte er, dass sein bürgerlicher Name nicht Moustafa Kashefi sei und dass er in Krefeld geboren sei."

 

Jebsen wird auch von Seiten der AfD zitiert. Das rechtspopulistische Magazin Compact begleitet seine Aussagen ebenfalls. Er selbst betonte immer wieder, dass er sich auf keiner politisch extremen Seite einordnet. Das Rechercheportal Correctiv schreibt dazu: „Viele dieser Positionen überschneiden sich mit denen der AfD – wobei Jebsen immer wieder auch neurechte Positionen kritisiert, vor allem die Hetze gegen Muslime und Flüchtlinge. Von Compact-Gründer Jürgen Elsässer distanzierte sich Jebsen, als dieser anfing, in seinen Texten gegen Ausländer zu polemisieren.“

 

Der Journalist Lutz Jäkel schreibt über Ken Jebsen: "Wenn man an einem ehrlich geführten, selbstverständlich auch kontrovers geführten Diskurs interessiert ist, greift man auf seriöse Medien zurück, von denen wir glücklicherweise in Deutschland viele und sehr vielfältige haben wie kaum sonst in der Welt. Aber ganz sicher bietet man im Sinne einer zu schützenden Demokratie nicht einem sehr rechtslastigen, verschwörungstheoretischen und antisemitischen Blogger wie Ken Jebsen eine Plattform."

 

 

 

Psiram ist eine der Skeptikerbewegung nahestehende Website, die sich selbst als „Verbraucherschutzseite“ und als „Wiki der irrationalen Überzeugungssysteme“ beschreibt und sich gegen Pseudowissenschaft, Esoterik und Verschwörungstheorien wendet. Die Betreiber sowie die Autoren der Website sind anonym. Das Akronym Psiram wird aus Pseudowissenschaft, Irrationale Überzeugungssysteme, Alternative Medizin hergeleitet. Thematisch werden die vier Kernbereiche Glaubenssysteme, Beutelschneidereien, Pseudowissenschaften und pseudowissenschaftliche Heilmethoden kritisch betrachtet. Die Website existiert seit 2007. Bis Juli 2012 trug sie den Namen EsoWatch.


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