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Klare Grenzen setzen: Wie eine gesunde Work-Life-Balance im Home-Office gelingt

Neben dem Arbeitnehmer profitiert auch der Arbeitgeber von einer flexiblen Home-Office-Regelung: An Tagen, an denen der Arbeitsplatz ungenutzt bleibt, sparen Arbeitgeber Geld ein. (pixabay.com © ricardorv30 (CC0 Creative Commons) )
Neben dem Arbeitnehmer profitiert auch der Arbeitgeber von einer flexiblen Home-Office-Regelung: An Tagen, an denen der Arbeitsplatz ungenutzt bleibt, sparen Arbeitgeber Geld ein. (pixabay.com © ricardorv30 (CC0 Creative Commons) )

DMZ – GESUNDHEIT / WISSEN ¦ Maya West ¦

 

Seit dem Jahr 2020 steigt die Zahl der Beschäftigten, die teilweise oder ausschliesslich im Home-Office arbeitet, rapide an. Während die Mehrzahl der Firmen möglichst schnell in den Präsenzalltag zurückkehren will, schätzen Arbeitnehmer die Vorteile der Heimarbeit: Da das tägliche Pendeln entfällt und viele Beschäftigte selbstbestimmter arbeiten können, sind sie insgesamt zufriedener.

 

Dennoch gibt es ein grosses Risiko der Arbeit am heimischen Schreibtisch – die Gefahr, Berufs- und Privatleben fortan nicht länger voneinander trennen zu können. Damit beide Bereiche nicht zunehmend miteinander verschmelzen, ist es notwendig, klare Vereinbarungen festzulegen und gesunde Grenzen zu ziehen.

 

Work-Life-Balance als gewichtiger Faktor für eine erfolgreiche Arbeit im Home-Office

Innerhalb der letzten Jahre hat sich die Zahl der Menschen, die ihrer Arbeit von Zuhause nachgehen, mehr als verdoppelt. Auch wenn sich viele Beschäftigte zufrieden mit der Arbeit in den eigenen vier Wänden zeigen, bleiben Probleme mitunter nicht aus. Als problematisch empfinden es viele Arbeitnehmer, „mangelhaft“ für die ortsunabhängige Arbeit ausgestattet zu sein. Auch der Industrieverband für Büro und Arbeitswelt weist auf die teilweise gravierenden ergonomischen Mängel an Heimarbeitsplätzen hin. Vielfach führen diese zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen wie Rücken- oder Kopfschmerzen, wodurch die Fehltage ansteigen.

Wer von Zuhause aus arbeitet, sollte für eine ausgewogene Work-Life-Balance also zunächst die richtigen (technischen) Voraussetzungen schaffen: Eine stabile Internetverbindung, einen funktionierenden Computer, leistungsfähige Software sowie ergonomische Büromöbel. Besonders wichtig ist ein ergonomischer Bürostuhl im Home-Office mit einstellbarer Sitzposition, der zu einer gesunden, rückenschonenden Haltung beiträgt. Auch am Arbeitsplatz selbst, der getrennt vom Wohnbereich sein sollte, bedarf es ausreichend Platz für alle benötigten Materialien. Für einen produktiven Schub sorgen mobile Stellwände oder faltbare Abschirmungen, die Ablenkungen oder Spiegelungen fernhalten.

 

Beschäftigte wollen an Trennungskultur zwischen Arbeit und Freizeit festhalten

Obwohl bereits jeder vierte Berufstätige im Home-Office arbeitet, ändert dies wenig am kulturellen Verständnis. Obwohl die flexiblen Arbeitszeiten die Qualität nicht negativ beeinträchtigen, wünschen sich viele Beschäftige, Arbeitszeit und Freizeit strikt voneinander zu trennen. Denn das Ritual, morgens zur Arbeit zu gehen und abends zum Feierabend heimzukehren, ist in den Köpfen weiterhin fest verankert. Dementgegen wird „entgrenzte Arbeitszeit“ als Gefahr empfunden, da die „berechenbaren“ festen Strukturen wegfallen. Diese klaren Strukturen wünschen sich Beschäftigte aber weiterhin – besonders dort, wo die häusliche Umgebung ein fokussiertes, durchgehendes Arbeiten erschwert.

 

 

Zu einer ausgewogenen Work-Life-Balance im Home-Office gehört es auch, Nein zu sagen. Es ist wichtig,
die eigenen Bedürfnisse nach außen zu kommunizieren und für diese auch einzustehen.
(
pixabay.com © leni_und_tom (CC0 Creative Commons))

Privates und Berufliches trennen: Klare Regeln für das Home-Office festhalten

Im Gegensatz zur örtlichen Büroarbeit ist im Home-Office die Versuchung gross, die Arbeitszeit über die gesetzliche Regelung auszudehnen. Vielfach lassen sich Arbeitnehmer oder Freiberufler aber auch vom eigenen Haushalt ablenken, anstelle sich wichtigen Arbeitsaufgaben zu widmen. Deshalb müssen individuelle, klare Richtlinien her, die konsequent eingehalten werden:

 

  • Oberste Priorität für eine ausgewogene Work-Life-Balance ist ein konsequentes Zeitmanagement. Insbesondere Freiberufler und andere Unternehmer sollten ihre festgelegten Arbeitszeiten auch extern an ihre Kunden kommunizieren. Auf diese Weise lassen sich verlässliche Routinen etablieren, die ungestörtes Arbeiten mit kommunikativen Erreichbarkeitsphasen verbinden. Zudem steigern limitierte, festgelegte Arbeitszeiten im Home-Office die Produktivität und langfristig auch die Zufriedenheit.
  • Auch ohne eigenes Arbeitszimmer sollte im Home-Office eine strikte Trennung vorherrschen. Erfahrene Freiberufler und Arbeitnehmer wissen sehr gut, dass das heimische Bett nicht kurzerhand zum Schreibtisch umfunktioniert werden kann. Langfristig sollte zumindest eine klar abgegrenzte Arbeitsecke vorhanden sein, die nach dem Feierabend ausser Sichtweite rückt. Selbiges gilt für alle arbeitsbezogenen Geräte, die nach dem Feierabend ausgeschaltet und ausser Reichweite sein sollten.
  • Menschen neigen zum Multitasking, da sie viele Aufgaben in möglichst kurzer Zeit erledigen wollen. Dennoch führt es im Home-Office in den meisten Fällen zu nichts, mehrere Dinge gleichzeitig zu verrichten. Schlussendlich geht damit stets ein unterbrochener Arbeitsfluss einher, wodurch die Konzentration zeitweise verloren geht. Anstelle mehrfach wieder in das konzentrierte Arbeiten zurückfinden zu müssen, sollten feste Pausenzeiten eingehalten werden. Als Richtlinie gilt ein Zeitfenster von 90 Minuten – spätestens dann sollten Beschäftigte im Home-Office eine kleine Verschnaufpause einlegen. Um die Zeit im Blick zu behalten und Pausenzeiten nicht zu vergessen, hilft es, ganz klassisch einen Timer einzustellen.
  • Einen oft unterschätzten psychologischen Effekt im Home-Office hat die Kleidung. Beschäftigte, die sich morgens so kleiden, als ob sie ins Büro müssten, arbeiten im Home-Office erfolgreicher. Auch nach dem Feierabend würde es diesen Personen leichter fallen, sich vom stressigen Arbeitstag zu erholen. Schon deshalb ist es empfehlenswert, den Tag im Arbeitsoutfit zu beginnen, um es später gegen bequeme Freizeitkleidung auszutauschen.
  • Zu einer gesunden Work-Life-Balance im Home-Office gehört ein Minimum an körperlicher Bewegung. In den Pausen oder nach dem Feierabend sollten frische Luft und sportliche Aktivitäten oder Spaziergänge eingeplant werden. Während der Arbeitszeit sollte man regelmässig seine Haltung wechseln. Ideal sind abwechselnde Sitz- und Stehplätze, die eine gewisse Mobilität am Arbeitsplatz ermöglichen.

 

Gelegentlich sollten die Augen eine Pause bekommen. Dies funktioniert gut mit ausreichend
Tageslicht, das sich konzentrationsfördernd auswirkt und die Augen entlastet.
pixabay.com © stocksnap (CC0 Creative Commons)  

Gesunde Work-Life-Balance als kontinuierlicher Lernprozess

Allen gut gemeinten Ratschlägen zum Trotz ist das Gleichgewicht zwischen Arbeit- und Privatleben im Home-Office vor allem eines: Ein stetiger Lernprozess. Die Fähigkeit, sich und die eigene Arbeitszeit bewusst be- und abzugrenzen, müssen viele Arbeitnehmer und Freiberufler erst erlernen. Arbeitgebern könnte in diesem Gefüge eine Vorbildfunktion zukommen; etwa, wenn es darum geht, gewisse Richtlinien zu etablieren. Strikte Vorgaben wiederum sind realitätsfremd und kontraproduktiv, da sie bei Mitarbeitern die Kompetenz zum selbstständigen Arbeiten untergraben.

Schlussendlich bedeutet für jeden Menschen eine ausgewogene Work-Life-Balance etwas anderes. Ein allgemeingültiger, verbindlicher Zustand für jeden lässt sich somit nicht erreichen. Allein deshalb, da die Vorstellung einer idealen Work-Life-Balance allzu oft mit der chaotischen Natur des Menschen korreliert. Hinzukommt, dass es viele Beschäftigte anstelle einer Work-Life-Balance vorziehen, ihre Arbeit ins Leben zu „integrieren“. Dies muss im Home-Office nicht zwangsweise ein Unglück bedeuten, da viele Beschäftigte enorme Kraftreserven aus einem erfolgreichen Berufsleben ziehen. Insgesamt erscheint es sinnvoll, an eine positiv gelebte Verantwortung zu appellieren: Das Bemühen von Arbeitgebern, Angestellten oder auch Freiberuflern, gesunde und selbstbestimmende Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Home-Office-Arbeit zu schaffen.


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