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Covid-19: Heute vor einem Jahr waren Massnahmen strenger, Fallzahlen viel tiefer

DMZ – GESELLSCHAFT / LEBEN ¦ Anton Aeberhard ¦

KOMMENTAR

 

Heute vor einem Jahr hatte die Schweiz "nur" 20 Fälle gemeldet. Also 30x weniger als Heute. Auch Todesfälle gab es an dem Tag keine zu vermelden. Die Grenzen zu Deutschland, Frankreich und Österreich waren geschlossen. Der Einkaufstourismus und die Einreise in die Schweiz aus touristischen Gründen waren nicht erlaubt. Die Durchreise nach und aus Österreich durch die Schweiz war nur möglich, wenn die Person wieder aus der Schweiz ausreiste. Auch ein Spaziergang am Zürcher Seebecken entlang war nicht möglich. Es standen Absperrungen rund ums Ufer. Grossveranstaltungen (z.B. Kunstmesse Art Basel) wurden abgesagt.

 

Abstand halten war die wichtigste Schutzmassnahme, eine entsprechende Ordnungsbusse für das Nichteinhalten des Abstandes im öffentlichen Raum hat der Bundesrat abgeschafft. Neben den nach wie vor gültigen und bewährten Regeln etablierte die Kampagne neu das Contact Tracing, um die Verbreitung des neuen Coronavirus bestmöglich einzudämmen und eine zweite Welle zu verhindern. Die Situation vor einem Jahr war bedeutend besser, was die Regierung dazu veranlasste, deshalb wieder zu lockern. Der Alptraum begann und wir schlitterten in eine massive Welle, die zig Tausend Todesopfer forderte. 

 

In Deutschland, Spanien, Griechenland und andernorts wurden die restriktivsten Beschränkungen aufgehoben. Sogar Grossbritannien, das in Europa damals bereits eine der höchsten Zahlen an Infektionen und Todesfälle durch COVID-19 zu verzeichnen hatte, dachte über eine "erneute Öffnung der Wirtschaft" nach.

 

Vieles hätte im Sommer geklärt werden können

Die Besorgnis allerdings war unter Experten bereits sehr gross, dass eine zweite globale Infektionswelle über den Planeten hinwegrollen könnte, wenn die Länder ihre Beschränkungen zu früh aufheben. Die Warnungen wurden in den Wind geschlagen. Die Zahl der Neuinfektionen stieg Anfang Juli erneut. Die zweite Welle der Corona-Pandemie brachte sehr hohe Fallzahlen an Neuinfektionen und eine hohe Todesrate. Im November war man mittendrin. Die Folge aus viel zu frühen Lockerungen der Massnahmen und dem Versäumnis den Sommer zu nutzen für wichtige Änderungen (Lüftungsanlagen, keine Lösungen vorangetrieben, Versäumnisse bei Not-Hilfen, Sicherheitskonzepte...). 

 

Stete Forderungen statt Lösungen von Rechts und Wirtschaftsverbänden

Vor allem rechte Parteien und die Kantone haben die Erfolge des Frühsommers verspielt. Der Bundesrat hatte sich im Frühsommer geirrt mit der Annahme, die Kantone könnten die Bekämpfung der Corona-Pandemie übernehmen. Sie scheiterten massiv. Unterstützt von rechten Parteien und den Wirtschaftsverbänden wurde damals viel gefordert. Gefordert wird immer noch, immer noch von den selben Leuten und Institutionen, Gruppierungen. Trotz dem katastrophalen Scheitern dieser und trotz der raschen Erkenntnis: Die Kantone können es nicht. Und die ­mehrheitlich rechtsdominierten Deutschschweizer Kantonsregierungen wollten oft auch nicht. Aus ideologischen Gründen – und aus Angst vor Stimmenverlust bei den nächsten Wahlen.

Die Corona-Infektionen explodierten,  Spitäler waren am Anschlag, das Contact-Tracing überforderte die Kantone, die Corona-App eine einzige Katastrophe.

 

Wiederholt sich das Ganze?

Über 171 Millionen Menschen sind laut der Johns-Hopkins-Universität weltweit positiv auf das Virus getestet worden. Mehr als 3,69 Millionen Infizierte sind gestorben. Die Intensivstationen in Chile sind zu 96,7 Prozent ausgelastet und auch u.a. in den Ländern Taiwan und Afghanistan steigen die Corona-Zahlen stark an. 

Eine von der WHO bestellte unabhängige Expertenkommission erklärte in einem im Mai 2021 veröffentlichten Bericht, die WHO ebenso wie Regierungen hätten zu langsam auf die Pandemie reagiert. Sie schlug auf dieser Basis einen Pandemie-Fonds von jährlich fünf bis zehn Milliarden Dollar vor, um Vorkehrungen gegen eine neue Pandemie zu finanzieren.

Ob sich die Geschichte zu wiederholen droht, wird sich noch zeigen.

 


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