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Todesengel Mutter Teresa

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KOMMENTAR

 

Die Heilige Mutter Teresa setzte sie sich zu Lebzeiten für arme und kranke Menschen ein. Im September 2016 sprach Papst Franziskus Mutter Teresa heilig. Schon zu Lebzeiten war die Ordensschwester ein Symbol des katholischen Ehrenamtes. Sie hatte insgesamt 517 Missionen eröffnet, mit dem eigentlichen Ziel den Armen und Kranken zu helfen. Sie sammelte Millionen von Spendengeldern, doch davon kam bei den Betroffenen wohl relativ wenig an. Ärztinnen die die Missionen besuchten stellten fest, dass diese in einem katastrophalen Zustand waren. Sie berichteten, dass ein Drittel der Patientinnen im Sterben lagen ohne angemessen medizinisch und hygienisch versorgt zu werden. Als man Mutter Teresa mit diesen Vorwürfen konfrontierte soll sie gesagt haben es sei doch etwas Schönes sei zu sehen wie die Armen ihr Schicksal akzeptierten und so leiden wie einst Jesus am Kreuz. Zudem sah sie die Abtreibung als größten Zerstörer des Friedens, verurteilte die Scheidung sowie die Nutzung von Kondomen. Heute, 24 Jahre nach ihrem Tod, überwiegt die negative Kritik an der vermeintlich Heiligen.

 

Teresia Gonxhe Bojaxhiu wurde am 26. August 1910 in der heutigen Hauptstadt Mazedoniens, Skopje geboren. Da ihre Familie streng katholisch war, ging Gonxhe auf katholische Mädchenschulen. Nachdem ihr Vater 1918 überraschend verstarb, entschied das junge Mädchen, sich noch mehr mit ihrem Gottesglauben zu beschäftigen.

 

Im Alter von achtzehn Jahren trat Gonxhe deshalb den Loretoschwestern bei. Das sind Schulschwestern, die sich an katholischen Schulen um die Ausbildung und Erziehung von Jugendlichen kümmern. Im Zuge dieser Arbeit als sogenannte Novizin, also Lehrerin, engagierte sie sich in Irland und südasiatischen Ländern.

 1947 nahm sie auch die indische Staatsbürgerschaft an. Ihre wichtigsten Taten begann sie 1950: Damals gründete sie die Gemeinschaft der Missionarinnen der Nächstenliebe. Eine Gemeinschaft, die noch heute Sterbende, Waisenkinder, Obdachlose und Kranke versorgt und betreut. Für dieses Engagement erhielt sie viele Preise: 1978 beispielsweise den Balzan-Preis für Humanität, Frieden und Brüderlichkeit und 1979 den Friedensnobelpreis, der als wichtigster Preis für Friedenskämpfer und sogenannte "Gutmenschen" gilt.

Doch nicht alle waren so begeistert von der Gläubigen. Kritik kam vor allem auf, weil Mutter Teresa streng gegen die Scheidung von Eheleuten war. Als das erlaubt werden sollte, bat sie die Bürger dagegen zu protestieren. Ausserdem hat sie allen Patienten im Sterbehaus Schmerzmittel verweigert.

 

Sie soll gesagt haben, dass durch das Leid, dass die Menschen spüren, eine besondere Nähe zu Jesus Christus eintrete. Bis heute hält sich auch der Verdacht, dass sie viele Patienten nicht ins Krankenhaus eingewiesen hat, obwohl es gesundheitlich unbedingt notwendig gewesen wäre. Ihr Glaube hat ihr das so vorgeschrieben.

 

Heiligsprechung durch Papst Franziskus

Im September 2016 sprach Papst Franziskus die albanische Ordensfrau und Friedensnobelpreisträgerin heilig. Vor Hunderttausenden Pilgern verlas der Papst auf dem Petersplatz in einer feierlichen Zeremonie die Formel der Heiligsprechung. Für das Ereignis waren Menschen aus aller Weltnach Rom gereist. In seiner Rede würdigte Papst Franziskus Mutter Teresa als "besonderes Beispiel der Nächstenliebe und der Grossherzigkeit für die Armen" und ignorierte alle wissenschaftlichen Berichte, die das Gegenteil bewiesen.

 

In meinem Innern ist es eiskalt oder Die Seelen ziehen mich nicht mehr an - der Himmel bedeutet nichts mehr - für mich schaut er wie ein leerer Platz aus."

Teresia Gonxhe Bojaxhiu

 

„Alles, nur keine Heilige“

Beten statt helfen: In einer Studie übten Forscher bereits vor x Jahren beissende Kritik an der Friedensnobelpreisträgerin und Ordensfrau Mutter Teresa. Die Spendenkonten ihres Ordens seien intransparent verwaltet worden. Im Leiden anderer soll sie auch Schönes gesehen haben.

 

Im Zusammenhang mit der bevorstehenden zweiten Heiligsprechung schrieb der Humanistische Pressedienst: "Nun ist es amtlich: gestern liess der Vatikan mitteilen, dass „Mutter Theresa“ am 4. September heilig gesprochen werden soll. Die 1997 verstorbene Nonne wurde im Jahr 2003 vom damaligen Papst Johannes Paul II. bereits seliggesprochen. Ihr wurde vom amtierenden Papst eine zweite „Wunderheilung“ zugesprochen.

Wieder einmal wird die Mär aufgewärmt: „Sie kämpfte gegen das Leid der Ärmsten im indischen Kalkutta“. Dabei ist inzwischen längst bekannt, dass es sich hier um eine „Urban Legend“ – eine Moderne Sage handelt. […] . In der Welt.de war zu lesen: "[…] „Die Frage muss erlaubt sein, wo eigentlich dieses ganze Geld geblieben ist“, sagt Professor Larivée. „Wo sind die Millionen, die sie über die vielen Jahre eingenommen hat?“ In den Armenhäusern scheinen diese Spenden zumindest nicht angekommen zu sein.

Die englische Zeitung Guardian bezeichnete die Sterbehospize des Ordens von Mutter Teresa als als eine „organisierte Form unterlassener Hilfeleistung“.

 

Für Kritiker ist sie „der Todesengel von Kalkutta“, für viele nicht nur katholische Christen der „Engel der Armen“: Mutter Teresa polarisiert. Dabei hiess die Missionarin schon bei ihrer Geburt Anjezë, also Agnes – die Reine, die Keusche, die Heilige. Die wichtigste Aufgabe der „Missionare der Nächstenliebe“ ist nicht Speisung, Pflege oder Heilung, sondern war schon immer die Missionsarbeit. „Mutter“ Teresa rettet quasi Seelen, nicht Leben. Und ein besonders qualvoller Tod kann da sehr hilfreich sein: „Es ist etwas sehr Schönes, wenn man sieht, wie die Armen ihr Kreuz tragen. Wie die Passion Christi, ist ihr Leid ein grosses Geschenk für die Welt.“.

 

„Something very beautiful […] not one has died without receiving the special ticket for St. Peter we call it. We call baptism ticket for St.Peter. We ask the [dying] person do you want a blessing by which your sins will be forgiven and you receive God. They have never refused.“

 

"Einfach so an heilbaren Krankheiten verrecken reicht aber nicht aus.", liest man in einem Artikel der Uni Bochum: "Die Sterbenden werden also zwar nicht behandelt, aber immerhin noch ohne ihr Wissen und im Allgemeinen gegen ihren Willen getauft.

 

Selig sind die Armen

Ihre Menschenverachtung weist Mutter Teresa einen Platz unter den Englein zu. Kritik an ihrer stockkonservativen Haltung in allen Fragen, die Sexualität oder Ehescheidung betreffen, gab es seit langem. Doch während es dabei um ethische Grundsatzfragen ging, die nun mal umstritten sind, geriet der Orden und seine praktische Arbeit auch immer mal wieder in die Schusslinie.

In den Berichten, die sich teilweise auf Aussagen ehemaliger MitarbeiterInnen der Nonnengemeinschaft stützen, tritt die ungeheure Menschenverachtung zutage, mit der die Missionarinnen der Nächstenliebe den Armen entgegentraten. Wer freilich den Namen des Ordens ernst genommen und den Ansprachen der Ordensgründerin aufmerksam zugehört hätte, wäre davon nicht überrascht. Mutter Teresa hatte nie einen Zweifel daran gelassen, dass ihr eigentliches Interesse dem Leben nach dem Tod galt und dass sie ihre Nonnen nicht als Sozialarbeiterinnen verstanden wissen wollte. 

 

Mutter Teresa oder der religiöse Wahn in seiner ganzen Grausamkeit

Aroup Chatterjee, Arzt, in Kalkutta geboren und aufgewachsen, beschrieb die Situation so:

  • «Leiden und das Ertragen von Schmerzen wurde jedem und nicht nur Katholiken in diesem Sterbeheim sozusagen verschrieben.»
  • «Anfangs waren auch viele Ärzte unter den Freiwilligen. Sie waren die ersten, die in Fachzeitschriften scharfe Kritik formulierten: Mangelnde Hygiene, keine medizinische Versorgung, sträflicher Dilettantismus bei der Arbeit der Freiwilligen. Mutter Teresa antwortete ihnen so: ‹Wir werden missverstanden; wir werden missinterpretiert; wir sind keine Krankenschwestern; wir sind keine Ärzte; wir sind keine Sozialarbeiter; wir sind religiös.›»
  • «Sie hatte keine saubere Betten für ihre Patienten, sondern nur kleine, schmale Liegen. Den Kranken war es verboten, in den Gängen auf- und abzugehen. Sie sollten liegenbleiben. Man gab ihnen keine Namenschilder, nur Nummern, und sie durften keine Besuche empfangen.»

Im Gegensatz zu einer religiös-dogmatischen oder dem Werberummel der angeblich für „Werte“ stehenden kirchlichen Institutionen zu vertrauensvoll aufgesessenen Sichtweise erscheint in humanistischer Wahrnehmung ihr ganzes Wirken in einem zweifelhaften Licht. Nicht die humanitäre und medizinische Hilfe stand für sie im Vordergrund, sondern die Missionierung zum katholischen Glauben. Zu der häufig geäusserten Kritik an der mangelhaften medizinischen Ausbildung ihrer Mitarbeiter entgegnete sie z.B.:„Nicht der Erfolg, sondern die Treue im Glauben ist wichtig.“

 

Diese Aussage ist neben vielem anderen Beleg dafür, dass ihr eigentliches Interesse dem Leben nach dem Tode galt, und so wollte sie auch ihre Nonnen nicht als Sozialarbeiterinnen verstanden sehen. Sie sah die Armut und das Leid als gottgegeben an und es ging ihr nicht wirklich darum, das irdische Leid ihrer Patienten zu lindern. Das folgende Zitat gibt in seiner ideologisch eingeschränkten Sichtweise beredtes Zeugnis:

„Es ist etwas sehr Schönes, wenn man sieht, wie die Armen ihr Kreuz tragen. Wie die Passion Christi, ist ihr Leid ein großes Geschenk für die Welt.“


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