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Fallzahlen nehmen weltweit zu - neue Welle wahrscheinlich

DMZ –  INTERNATIONAL ¦ MM ¦ AA ¦

 

Olivier Véran warnt angesichts der raschen Ausbreitung der Delta-Variante in Frankreich vor einer neuen Corona-Welle. «Ich denke, dass es die potenzielle Gefahr eines epidemischen Wiederbeginns ab diesem Sommer gibt», sagte der Gesundheitsminister am Freitag beim Besuch eines Impfzentrums nördlich von Paris. Die Delta-Variante mache aktuell knapp ein Drittel der Neuinfektionen Frankreichs aus. Auch andere Politiker warnen nun nachdrücklicher, nachdem die Expertenwarnungen scheinbar die letzten Tage ohne Wirkung blieben.

 

Mehr Flexibilität beim Impfen

Véran sagte, dass die zweite Impfdosis überall empfangen werden könne, zum Beispiel auch am Urlaubsort. In Frankreich haben derzeit die Hälfte der Menschen mindestens eine Impfung erhalten.

 

Südafrika mit neuem Höchststand bei Corona-Neuinfektionen

Südafrika hat am Freitag einen neuen Höchststand der täglichen Corona-Neuinfektionen verzeichnet. Binnen 24 Stunden seien 24'270 neue Corona-Fälle gemeldet worden, wie das Nationale Institut für ansteckende Krankheiten mitteilte. Damit seien in Südafrika mittlerweile über 2 Millionen Ansteckungen nachgewiesen worden. Der bisherige Tageshöchststand war im Januar mit knapp 22'000 Neuansteckungen erreicht worden.

 

Das Land befinde sich in der dritten Coronawelle und im Auge des Sturms, sagte Vize-Gesundheitsminister Joe Phaahla vor den Medien. Der starke Anstieg der Neuinfektionen wird auf die hochansteckende Delta-Variante zurückgeführt.

 

Strenger Lockdown in Indonesien

Auf den indonesischen Inseln Java und Bali errichtet die Polizei Strassensperren und mehr als 400 Kontrollpunkte, um einen strengen Lockdown für Hunderte Millionen Menschen durchzusetzen. Indonesien kämpft zurzeit gegen eine der grössten Coronavirus-Wellen in Asien. Mit den Beschränkungen soll die Zahl der Neuinfektionen auf täglich weniger als 10’000 gesenkt werden.

 

Am Freitag verzeichnete Indonesien 25’830 Neuinfektionen und 539 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus. In dem Land breitet sich vor allem die hochansteckende Delta-Variante aus. Die USA gaben derweil bekannt, Indonesien 4 Millionen Impfdosen von Moderna spenden zu wollen.

 

In Afrika steigen die Fallzahlen wegen Delta rapide

Die Delta-Variante des Coronavirus lässt die Fallzahlen in Afrika nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation rapide steigen. Tempo und Ausmass der dritten Welle auf dem Kontinent seien mit nichts vergleichbar, "das wir vorher gesehen haben", sagte Matshidiso Moeti, WHO-Regionaldirektorin für Afrika. Die Zahl der Infektionen, Krankenhauseinweisungen und Todesfälle steige gleichermassen.

Brennpunkt der neuen Welle sei Südafrika, wo sich die Fallzahlen alle drei Wochen verdoppelten, teilte die WHO weiter mit. Dort sei die Delta-Mutante inzwischen der vorherrschende Virustyp, auf den mehr als die Hälfte der Neuinfektionen entfielen. Bei der Sequenzierung von Virusgenomen sei die Variante zudem in 97 Prozent der Proben nachgewiesen worden, und in Kongo in 79 Prozent der Proben.

Die ungezügelte Ausbreitung ansteckenderer Varianten treibe die Bedrohung für Afrika auf eine ganz neue Ebene, erklärte Moeti. "Mehr Übertragung bedeutet gravierendere Erkrankungen und mehr Tote, also müssen alle jetzt handeln und Präventionsmaßnahmen verstärken, um zu verhindern, dass aus einem Notfall eine Tragödie wird."

 

Medienmitteilungen:

Deutschland: Die Ständige Impfkommission (Stiko) will trotz der Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante weiterhin keine generelle Impfempfehlung für Kinder aussprechen. «Im Augenblick gibt es keinen Grund für eine hastige Änderung, auch wenn dies manchmal gefordert wird», sagte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens gegenüber dem «Spiegel».

 

Der Präsident des deutschen Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, hat in einer Videokonferenz mit Gesundheitsminister Jens Spahn und den Gesundheitsministern der Bundesländer gesagt, dass er den Anteil der Delta-Variante an den Neuinfektionen auf mehr als 50 Prozent schätze. Die Auswertung der Sequenzierung habe einen Anteil von 36 Prozent ergeben. Da die Daten aber schon etwas älter seien, gehe er davon aus, dass der wahre Anteil höher liege.

 

Italien: Der Europäische Fussballverband (Uefa) hat alle jüngst an englische Fans verkauften Eintrittskarten für den EM-Viertelfinal in Rom gesperrt. Damit soll verhindert werden, dass die Gefolgschaft der englischen Nationalelf trotz Quarantäne-Vorschriften nach Italien reist. Das gab das italienische Innenministerium bekannt. Einreisende aus Grossbritannien müssen wegen der dort grassierenden Delta-Variante in Italien fünf Tage in Quarantäne.

 

Derweil fallen in Italien immer mehr Beschränkungen. Fast das ganze Land gehört zur Weissen Zone mit den lockersten Coronaregeln. Seit 28. Juni dürfen die Menschen draussen wieder ohne Maske unterwegs sein. Mehr als 50 Prozent der Menschen sind mindestens einmal geimpft worden.

 

Grossbritannien: Die Zahl der nachgewiesenen Neuinfektionen steigt rasch an. Die Behörden registrierten am Donnerstag 27'989 Ansteckungsfälle, auch wegen der Delta-Variante. In der Zeit zwischen 25. Juni und 1. Juli hätten die Ansteckungsfälle um fast 72 Prozent zugelegt, teilt die Regierung mit.

Der britische Gesundheitsdienst NHS hat mit den Planungen für eine Auffrischungsimpfung begonnen. Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, könnte bereits im September eine neue Impfkampagne gestartet werden, bei der Millionen Menschen im Vereinigten Königreich mit einer dritten Impfdosis vor einer Covid-19-Erkrankung geschützt werden sollen.

 

Portugal: Zur Eindämmung der steigenden Infektionszahlen hat die Regierung die Wiedereinführung einer nächtlichen Ausgangssperre für Regionen mit besonders schlechter Lage beschlossen. Das Ausgangsverbot soll zwischen 23 und 5 Uhr gelten. Betroffen sind 45 Bezirke, darunter die Hauptstadt Lissabon. Am Donnerstag hatte das Gesundheitsministerium 2449 Neuinfektionen gemeldet. Das ist der höchste Wert seit 13. Februar. Mit ein Grund für die steigenden Fallzahlen ist die ansteckendere Delta-Variante. Sie macht in Portugal bereits mehr als 55 Prozent aller Neuinfektionen aus.

 

Russland: Kein Lockdown trotz Höchstwerten bei Corona-TotenTrotz neuer Höchstwerte bei der Zahl der Corona-Toten hat die russische Regierung einen erneuten Lockdown ausgeschlossen. "Niemand will Einschränkungen, das steht nicht zur Diskussion", sagte Regierungssprecher Dmitri Peskow. Damit es nicht zu einem Lockdown komme, "müssen wir uns alle so schnell wie möglich impfen lassen", fügte er hinzu.

 

Die Behörden meldeten derweil den vierten Tag in Folge einen Höchststand bei den Corona-Toten. Die russischen Gesundheitsbehörden registrierten 23.218 Neuinfektionen, das ist der höchste Stand seit Mitte Januar, als das Land gegen eine heftige zweite Welle kämpfte. Binnen 24 Stunden wurden 679 weitere Todesfälle in Zusammenhang mit der Pandemie verzeichnet - ein erneuter Rekordwert. Nach Angaben des Moskauer Bürgermeisters Sergej Sobjanin ist die Delta-Variante, die zuerst in Indien identifiziert worden war, mittlerweile für 90 Prozent der Neuinfektionen in der Hauptstadt verantwortlich.

 

Zypern und Katalonien: Mit Zypern und der spanischen Region Katalonien setzt Deutschland am Sonntag zwei weitere Urlaubsgebiete auf die Liste der Corona-Risikogebiete. Ausserdem werden drei weitere Regionen in Spanien und Norwegen zu Risikogebieten erklärt, wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilte. Das hat aber kaum faktische Auswirkungen für Urlauber, da Flugreisende sich ohnehin bei Einreise testen lassen müssen und damit dann die Quarantänepflicht entfällt. Allerdings bedeutet die Einstufung als Risikogebiet, dass das Auswärtige Amt von Reisen dorthin abrät.

 

Myanmar: Die Behörden in Myanmar haben angesichts steigender Infektionszahlen Ausgangssperren für mehr als zwei Millionen Menschen angeordnet. Wie lange die Beschränkungen anhalten sollen, gaben die Gesundheitsbehörden nicht bekannt. Betroffen sind die zweitgrösste Stadt Mandalay sowie Armenviertel in der südlichen Region Bago. Die betroffenen zwei Millionen Menschen dürfen nun nur noch allein das Haus verlassen. Mit mehreren Personen ist es nur erlaubt, wenn eine medizinische Notwendigkeit vorliegt. Mitarbeiter der Regierung sind von der Regelung ausgenommen. 

 

Vor diesen neuen Ausgangssperren in Mandalay und Bago waren bereits einige Orte an der indischen Grenze abgeriegelt wurden. In Indien hat die besonders ansteckende Delta-Variante des Coronavirus ihren Ursprung, sie ist seit geraumer Zeit auch in Myanmar aktiv. Am Donnerstag registrierten die Behörden mehr als 1500 neue Ansteckungen an einem Tag. Anfang Juni waren es noch 100. 

 

WHO-Chef warnt vor einer "sehr gefährlichen Phase"

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, sieht die Welt wegen der besonders ansteckenden Delta-Variante in "einer sehr gefährlichen Phase" der Pandemie. Denn die Mutante sei inzwischen in fast 100 Ländern nachgewiesen, so Tedros. Die Variante mutiere zudem weiter und entwickele sich in vielen Staaten zum vorherrschenden Virustyp. Tedros mahnte vor diesem Hintergrund ein hohes Impftempo weltweit an. Er habe schon Staats- und Regierungschef rund um den Globus gedrängt, sicherzustellen, dass bis kommendes Jahr um diese Zeit 70 Prozent aller Menschen in jedem Land geimpft seien, sagte Tedros. Dies würde obendrein die akute Phase der Pandemie praktisch beenden.

 

Drei Milliarden Impfdosen seien bereits ausgegeben worden. Es stehe in der kollektiven Macht weniger Länder, dafür zu sorgen, dass die Impfstoffe geteilt würden. Von den global verabreichten Dosen sind weniger als zwei Prozent in ärmeren Ländern verimpft worden. Zwar haben reiche Länder wie Grossbritannien, die USA, Frankreich und Kanada Spenden von eine Milliarde Impfdosen zugesagt. Doch schätzt die WHO, dass elf Milliarden nötig wären, um die Welt zu immunisieren.

 

Frankreich steigert Impfbemühungen

Angesichts der rasch voranschreitenden Ausbreitung der Delta-Variante hat Frankreichs Gesundheitsminister Olivier Véranvor einer neuen Corona-Welle gewarnt. "Ich denke, dass es die potenzielle Gefahr eines epidemischen Wiederbeginns ab diesem Sommer gibt", sagte er beim Besuch eines Impfzentrums in Villeneuve-La-Garenne nördlich von Paris. Aktuell mache Delta knapp ein Drittel der Neuinfektionen in Frankreich aus, was einen deutlichen Anstieg des Anteils im Wochenvergleich bedeute.

Künftig soll es deshalb mehr Flexibilität beim Impfen geben. So solle die zweite Impfdosis überall, auch etwa am Urlaubsort, empfangen werden können, sagte Véran. Der Abstand zwischen der ersten und zweiten Impfung solle zwischen drei und sieben Wochen liegen. Derzeit sind in Frankreich etwas mehr als die Hälfte der Menschen mindestens einmal gegen das Virus geimpft. Die Zahl der Neuinfektionen auf 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner innerhalb einer Woche lag zuletzt bei circa 19.

 

Hilfswerke warnen vor nächster Corona-Welle in Afrika

Ohne zusätzliche Finanzierung droht nach Angaben von Rotem Kreuz und Rotem Halbmond in Afrika eine "möglicherweise katastrophale" weitere Welle. Uganda, Ruanda, die Zentralafrikanische Republik, Namibia, Sambia und Mosambik sowie Südafrika verzeichneten einen besorgniserregenden Anstieg von Fällen, teilte die Föderation der beiden internationalen Hilfsorganisationen mit. Bislang hätten sie erst rund die Hälfte der Gelder zum Kampf gegen Covid-19 in 48 Ländern erhalten. Die Mittel seien fast aufgebraucht.

 

Seit Ausbruch der Pandemie habe man der Entwicklung des Virus in Afrika nicht genug Beachtung geschenkt. Der jetzige Aufwärtstrend der Infektionen sei "teilweise das Ergebnis unzureichender Finanzierung", erklärte der Afrika-Direktor der Föderation, Mohammed Mukhier. Zu schliessende Lücken beträfen etwa Beobachtungs- und Testkapazitäten, Schutzausrüstung und medizinische Ausstattung. Schon jetzt zeichne sich ein neuer Höchststand bei den Todesraten ab.


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