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Pandemie der Jungen: In Österreich sind 82,5 Prozent der Neuinfektionen bei Unter-45-Jährigen festgestellt worden

DMZ –  WISSENSCHAFT / GESUNDHEIT ¦ Walter Fürst ¦

 

Was vielerorts und in diversen Medien immer noch nicht angekommen ist, ist die Tatsache, dass besonders die jungen Semester für die aktuellen Neuinfektionen verantwortlich sind. In Österreich sind momentan unter-45-Jährige für über 80 Prozent der Neuinfektionen verantwortlich, 45,9 aller Neuinfizierten sind noch keine 25 Jahre alt. Bei den Senioren gibt es aber so gut wie keine Neuinfektionen mehr. Die Annahme, dass Kinder vor COVID-19 allein durch das Impfen der Erwachsenen geschützt werden können, ist also falsch. Statistisch gesehen ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Weltbevölkerung zu hoch, um bei der durch Impfungen angestrebten Eindämmung gegen COVID-19 ausgeklammert werden zu können. Noch vor einem Jahr hielt die WHO dafür eine Durchimpfungsrate von 60 bis 70 Prozent für ausreichend. Im Verlauf der Pandemie hatten viele Experten, so auch der führenden US-Immunologe Anthony Fauci, diese Angabe auf 85 Prozent angehoben.

 

Der deutsche Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat sich deutlich für Impfungen von 12- bis 16-Jährigen ausgesprochen - auch im Hinblick auf die angestrebte Eindämmung. Denn pauschal zu sagen, dass Kinder und Jugendliche keine schweren Verläufe haben, ist falsch. Korrekt ist, dass die Mehrzahl der Kinder hat laut RKI einen asymptomatischen oder milden Krankheitsverlauf.

Eine italienische Studie von 2020 beispielsweise kam zu dem Schluss, dass Jugendliche unter 18 ein geringeres Risiko haben, schwer zu erkranken. 

 

Beispiel Österreich

Aktuelle Zahlen aus Österreich zeigen, dass 45,9 Prozent der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in der Vorwoche Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene betroffen haben, die noch keine 25 Jahre alt sind. Das geht aus einer von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) vorgenommenen Aufschlüsselung nach einzelnen Altersgruppen zu den 3.316 zwischen 26. Juli und 1. August behördlich nachgewiesenen Infektionen mit SARS-CoV-2 hervor. Es scheint, dass sich diese Entwicklung auch in anderen Ländern ankündigt.

 

England

Eine neue Studie aus England zeigt, dass 61 Kinder gestorben sind. Die Forscher werteten aus, wie viele Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren in den ersten 12 Pandemie-Monaten an oder mit Corona verstarben.

 

Deutschland

Laut aktuellen Ergebnissen der Datensammlung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie wurden seit dem Ausbruch der Pandemie 1680 stationär behandelte Kinder und Jugendliche mit einem SARS-CoV-2-Direktnachweis in Deutschland oder Österreich gemeldet (Stand: 29. Juli). 84 davon (5 Prozent) wurden auf der Intensivstation behandelt. In rund 29 Prozent der Fälle waren die Kinder im Alter zwischen sechs und 15 Jahren. Der mit 46 Prozent größte Anteil bei den gemeldeten Fällen liegt jedoch - wie die Grafik zeigt - bei Babys und Kleinkindern, die ein Jahr und jünger sind.

 

Schweiz

In der Schweiz seien gesamthaft gesehen schwere Verläufe und Todesfälle unter Kindern und Jugendlichen zwar selten, "aber absolut gesehen, sind es 200 oder 300 schwere Verläufe, das ist nicht zu vernachlässigen." Die Zahl der schweren Verläufe hänge aber direkt davon ab, wie viele Infektionen es insgesamt in der Bevölkerung gebe. Der Impfstoff von Pfizer/BioNTech ist in der Schweiz für Personen ab 12 Jahren zugelassen, der Impfstoff von Moderna ab 18 Jahren. Prioritären Zugang zur Impfung haben gemäss Impfstrategie des Bundes weiterhin Personen nach absteigendem Alter. Das Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung nimmt mit dem Alter zu. Jugendlichen von 12–15 Jahren, die sich impfen lassen möchten, wird die Impfung in folgenden Fällen empfohlen: 

  • Sie möchten sich selber gegen häufige milde und sehr seltene schwere Covid-19-Erkrankungen schützen.
  • Sie möchten negative Auswirkungen von Massnahmen (z.B. durch Isolation/Quarantäne) sowie die Folgen häufiger Exposition (z.B. in Schule/Freizeit) vermeiden.
  • Dies gilt besonders für Jugendliche mit einer chronischen Krankheit sowie für Jugendliche, die enge Kontakte (z.B. Haushaltsmitglieder) von besonders gefährdeten Personen sind, besonders von Personen mit einem geschwächten Immunsystem.

 

Eine Pandemie der Jungen?

Aktuelle Zahlen zeigen, dass gemäss behördlich nachgewiesener Infektionen mit SARS-CoV-2 das Virus aktuell vor allem die Jugend erfasst. In diesem Zusammenhang auffallend ist die unterdurchschnittliche Impfquote bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Praktisch keinen Zuspruch hat die Corona-Schutzimpfung bisher bei Mädchen und Buben im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren erfahren.  


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