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Harte Peitschenschläge und illegales Zungenband beim Traber Derby in Berlin-Mariendorf – PETA erstattet Strafanzeige

DMZ –  TIERWELT ¦ MM ¦ AA ¦ PETA ¦                                  

 

Beim Deutschen Traber Derby vom 2. bis 5 September kam es auf der Rennbahn in Berlin-Mariendorf erneut zu erheblichen Tierquälereien. Zunächst wurde am 2. September beim „Shootingstar Cup“ das Pferd Don Timoko von seinem Fahrer Thomas Heinzig im Einlauf massiv mit wiederholten Peitschenschlägen misshandelt.

 

Selbst die Rennleitung sprach eine verbandsinterne Strafe aus. Heinzig wurde jedoch weder disqualifiziert noch gesperrt. Als Viertplatzierter erhielt er eine Prämie in Höhe von 1.050 Euro. Am 5. September setzte der Sieger des Finallaufs, Micha Brouwer, ein Zungenband bei dem Pferd Lorens Flevo ein. Zungenbänder gehören zu den tierschutzwidrigen „Hilfsmitteln“ im Pferdesport. Brouwer erhielt zudem ebenfalls von der Rennleitung eine verbandsinterne Strafe wegen „unvorschriftsmäßigen Peitschengebrauch“. Die Siegprämie in Höhe von 99.055 Euro wurde dennoch ausgezahlt. PETA hat in der vergangenen Woche Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Berlin gegen Heinzig und Brouwer erstattet wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Da sich solche Szenen regelmäßig auf deutschen Rennbahnen zutragen, fordert PETA ein Verbot des Pferdesports.

 

„Während die Empörung über die Fünfkämpferin Annika Schleu in Tokio große Wellen schlug, wird auf deutschen Rennbahnen weiterhin Woche für Woche gepeitscht und gequält. Die verbandsinternen wenige Hundert Euro hohen Geldstrafen werden eher belächelt. Daher hoffen wir auf eine Strafverfolgung durch die Staatsanwaltschaft“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Würde jemand einen Hund so misshandeln, wäre der Aufschrei in der Öffentlichkeit groß. Bei Pferden wird diese Tierquälerei jedoch selbst von vermeintlichen Pferdefreunden stillschweigend gebilligt. Die Ausbeutung von Pferden als Sportgeräte gehört endlich abgeschafft.“

 

Tierquälerei im Videobeweis

Ein Video des Shootingstar Cup-Finaleinlaufs zeigt die harten Peitschenschläge durch Heinzig ab Stunde 3 und Minute 44 (Fahrer Nr. 5) deutlich. Anders als von Reitsportverbänden teils dargestellt, gehen die Schläge wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge mit erheblichen Schmerzen für die Pferde einher [1]. Auch Dr. Maximilian Pick, der ehemalige Rennbahntierarzt und Fachtierarzt für Pferde, unterstützt in einer Stellungnahme PETAs Forderung nach einem grundsätzlichen Verbot des Peitscheneinsatzes: „Bei dem in solchen Rennen zu beobachtenden Gebrauch der Peitsche kann also keinesfalls von einer ‚Berührungshilfe‘ gesprochen werden, wie es die Verbände behaupten. Neben dem körperlichen Schmerz erzeugt die Peitsche auch noch so etwas wie ‚Psychoterror‘. So leiden Rennpferde häufig unter einer Art ‚Rennbahnneurose‘, also unter Angst, Schreckhaftigkeit oder Panikattacken.“

 

Ein Videovom Finale am 5. September zeigt, wie ein Helfer kurz nach dem Finaleinlauf das Zungenband von Brouwers Pferd entfernt (bei Stunde 6:52:50). Mit einem „Zungenband“ wird die Zunge von Pferden am Unterkiefer fixiert, um die Tiere besser kontrollieren zu können. Es soll verhindern, dass das Pferd seine Zunge über das Gebiss legt und der – oft schmerzhaften – Einwirkung des Mundstücks so ausweicht. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) schildert mögliche Folgen auf seiner Website wie folgt: „Bei Pferden kann es durch hohe Belastung zu einer krankhaften Verlagerung des Gaumensegels (dorsal displacement of soft palate – DDSP) kommen. Schmerzen im Maul, etwa durch eine ‚harte Hand‘, begünstigen diese Veränderung des Gaumensegels zusätzlich.“ Weiter heißt es: „Unterbrechungen der Durchblutung der Zungenspitze und Einschnürungen der Zunge können zudem zu starken Schmerzen, Leiden und Schäden der Pferde führen.“

 

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

 

 

[1] McGreevy PD, Corken RA, Salvin H, Black CM (2012): Whip Use by Jockeys in a Sample of Australian Thoroughbred Races – An Observational Study. PLoS ONE 7(3): e33398. doi:10.1371/journal.pone.0033398. Online abrufbar unter: http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0033398 (22.09.2021).


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