DMZ – MEDIZIN / WISSENSCHAFT ¦ Markus Golla ¦
KOMMENTAR
Immer wieder wird in Diskussionen und in der Berichterstattung vom Pflegemangel gesprochen. Zu wenig Personal soll eine Gefahr für unser Gesundheitssystem darstellen. Hierbei wird das
Bild gezeichnet, dass die Pflege ein Problem hat. NEIN die Pflege hat kein Problem. Hier arbeiten top ausgebildete Personen, die nicht nur empathisch sind (Das Bild der liebevollen aufopfernden
Krankenschwester (sic!) wird ja immer gern gesehen), sondern auch ein Fachwissen in den unterschiedlichsten Disziplinen besitzt.
Viele von diesen Personen sind auch bereit eine "Extrameile" zu gehen, also Überstunden zu machen, Abstriche im eigenen Verständnis von Pflegequalität zuzulassen um das System
aufrecht zu erhalten und und und. Diese Menschen arbeiten oft weit über deren Kräftelevel und wenn es darum geht für seine Rechte einzutreten, geht man meistens einen Schritt
zurück und sagt "Ich kann die PatientInnen nicht alleine lassen."
Wenn an diesem Punkt nicht genügend Ressourcen zur Verfügung stehen, weil man nicht mehr ins System investieren möchte, dann ist es kein PFLEGEproblem oder PFLEGEmangel,
sondern ein SYSTEMproblem oder RESSOURCENmangel.
Nur zur Anmerkung: Den Versorgungsauftrag im Gesundheitswesen hat nicht die Pflegeperson unterschrieben, sondern die Politik. "Die Pflege" geht brav 40 Stunden (viele mehr)
wöchentlich in die Arbeit um deren Auftrag zu erfüllen. Es bleibt die Pflegekraft also "dem eigenen Auftrag" nichts schuldig. Im Gegenteil....
Hören wir also bitte auf über einen Pflegemangel/Pflegeproblem zu sprechen. Sprechen wir bitte in Zukunft über ein Systemproblem oder ein "Nicht nachkommen des
Versorgungsauftrages". Benutzen wir endlich in dieser Hinsicht eine klare Sprache.
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