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9 Todesfälle - Verantwortliche des Alters- und Pflegeheim "brauchen (mediale) Ruhe"

DMZ –  GESUNDHEIT / WISSEN ¦ MM ¦ AA ¦              

 

„Wir pflegen eine familiäre Atmosphäre. Diese wird begünstigt durch eine ideale Heimgrösse, Übersichtlichkeit und den ländlichen Charakter unseres Hauses. Die Aussicht ins Grüne und die nahen Berge lassen ein Naturerleben zu. Unser Garten mit Tierpark und die Wege in der Umgebung laden zu Spaziergängen an der frischen Luft ein und bereichern den Alltag.

Wir bieten Möglichkeiten für ein lebensfrohes Zusammensein und Handlungsspielraum für die Lebensgestaltung. Die Bewohner erleben bei uns Freude, Sicherheit und neue Erfahrungen.“ Diesen Text findet man als "Werbespruch" auf der Website des Giswiler Pflege- und Altersheims, in dem wegen Nichteinhaltung der Massnahmeregeln nun bereits neun Menschen gestorben sind. Eine zehnte Person wurde hospitalisiert. Als die Coronafälle vor zwei Wochen akut wurden, hat das Obwaldner Gesundheitsamt beim Heim interveniert. Die Behörden forderten, die rund 50 Bewohnerinnen und Bewohner besser zu schützen, passiert ist allerdings nichts.

 

Das Alters- und Pflegeheim "dr Heimä" äussert sich auf Anfrage der DMZ derzeit nicht zur Angelegenheit. Die Institution wolle nun Ruhe und endlich zum Alltag zurückkehren, vermeldet man in einem TV-Interview sichtlich genervt. Auf der Website des Heims ist aktuell zu lesen, dass das Haus bis auf Weiteres geschlossen sei und Besuche nicht möglich sind: „Wir drücken den Angehörigen von Verstorbenen unsere herzliche Anteilnahme aus und wünschen Erkrankten eine rasche und unkomplizierte Genesung.

In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt des Kantons Obwalden gehen wir derzeit gezielt gegen eine weitere Verbreitung des Virus vor. Wir tun unser Bestes, um unseren Bewohnerinnen und Bewohnern schon bald wieder das im dr Heimä gewohnte Umfeld der Normalität und Sicherheit bieten zu können.

Aktuell befinden sich 7 Bewohner/innen in Isolation (Stand: 27.10.2021)“, ist weiter zu lesen.

 

"Am wichtigsten und vordringlich ist jedoch das Ausbruchsmanagement und die Krisenbewältigung im dr Heimä Giswil. Dafür brauchen die Verantwortlichen (mediale) Ruhe und Unterstützung."

 

Corona-Schutzmassnahmen wurden bewusst nicht eingehalten

Die Corona-Schutzmassnahmen wie zum Beispiel die Maskenpflicht sind bewusst nicht eingehalten worden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden von der Heimleitung angehalten worden, keine Masken zu tragen. Ebenso helfende Zivilschützer sollten auf Masken bewusst verzichten. Parallelen zum Altersheim St. Wolfgang in Düdingen FR können gemacht werden. Allerdings wurde dort am Anfang der Pandemie nicht gut gearbeitet – 10 Todesfälle waren zu beklagen. Was gleich ist in beiden Fällen; die miserable Kommunikation der Heime und der Verantwortlichen, das Abschieben von Schuld an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Lügen rund um die Massnahmenregelungen, bzw. deren Interpretation und das lange Schweigen.

 

Der Fall Giswil macht sehr betroffen. Innert drei Wochen starben im Pflege- und Altersheim „dr Heimä“ neun Menschen an Corona, weil das Personal keine Masken trug, weil der Heim-Leiter die Maskenpflicht lediglich als „Empfehlung“ verstanden haben will. Bei der Flut an Informationen in den letzten fast zwei Jahren macht fest, dass es sich hier um eine dumme Ausrede oder Notlüge handelt. Natürlich ist und war jederzeit jeder Institution im Gesundheitswesen klar, welche Massnahmen gelten. „Jede Person in öffentlich zugänglichen Innenräumen von Einrichtungen und Betrieben – also auch in Altersheimen – muss eine Maske tragen. Ausnahmen sind für geimpfte und genesene Bewohner vorgesehen, nicht aber für Mitarbeitende“

 

Keinen Mundschutz zu tragen war klare Aufforderung

Die Heimleitung hat im Sommer die Angestellten (Aussagen gemäss) aufgefordert keinen Mundschutz zu tragen und Zivilschützer, die noch im September im Pflege- und Altersheim im Einsatz waren, hätten die klare Anweisung erhalten, die Maske abzulegen. Wie man als Verantwortungsträger auf solche Ideen kommen kann ist schleierhaft.

 

Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen

Im Raum steht der Verdacht, dass das Heim die Corona-Schutzmassnahmen nicht eingehalten hat. Dieser Verdacht hat sich zwischenzeitlich bestätigt. Dass Angehörige der Verstorbenen schwere Vorwürfe deswegen erheben ist nur allzu verständlich.

Auf unsere Anfrage bei der Kantonspolizei Obwalden wurde uns mitgeteilt, dass ein polizeiliches Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde, das den Vorwürfen auf den Grund geht. „Weitere Angaben können wir zurzeit nicht machen.“ Auf die Frage, welche Schritte konkret im Zuge der Untersuchungen eingeleitet wurden, verwies man auf das laufende Verfahren, über welches keine Angaben gemacht werden können. Letztlich werden auch „keine Angaben gemacht“ zu der Meldung, dass die Gemeinde im Bilde war, wie im Heim gearbeitet wurde. Natürlich haben wir auch die Gemeinde direkt angefragt, wie es sich damit verhält.

 

Der Gemeinderat nimmt Stellung

Auf unsere Anfrage wie die Gemeinde zur Heimleitung und deren Verfehlungen steht und ob die Gemeinde als solche Schritte einleiten werde, bekamen wir zur Antwort, dass es nicht nicht am Gemeinderat liege, die Betriebsführung zu beaufsichtigen. „Die Ermittlungen, die von Amtes wegen laufen, werden hoffentlich Klarheit bringen. Aus vielen Gesprächen und Beurteilungen ist sich der Gemeinderat aber bewusst, dass es gerade beim Thema Corona selten um ein klares Schwarz oder Weiss geht. Denn meist spielen gleichzeitig rechtliche, zwischenmenschliche und medizinische Beurteilungen eine Rolle.“, führt der Gemeinderat weiter aus.

 

Zu den Aussagen, die Einheimische bei Gesprächen machten (z.B. die Pandemie ist Fake , Massnahmen bringen nichts u.Ä.), schreibt der Gemeinderat, dass die Pandemie in der ganzen Bevölkerung zu extrem divergierenden Empfindungen, Meinungen und Handlungen führe. „In der ganzen Schweiz können entsprechend unterschiedliche Aussagen gehört werden. Auch in Giswil gibt es das ganze Spektrum verschiedener Positionen.“ Zum Vorwurf, dass die Gemeinde, gemäss Aussagen aus der Bevölkerung, bereits im Bilde war, wie das Heim, bzw. Heimleitung arbeitet, lässt uns der Gemeinderat wissen, dass wie bereits erwähnt, die Aufsicht über die Betagtensiedlung nicht bei der Gemeinde liege. „Es steht ihr (Gemeinde) nicht zu, sich systematisch Informationen einzuholen. Die Informationen, die beiläufig eingehen, wiesen nicht auf gravierende Missstände hin.“

 

Fast ein Fünftel der Einwohnerinnen und Einwohner gestorben

Neun Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion, eine an Covid erkrankte Person im Spital. Hinterbliebene der Verstorbenen machen der Heimleitung happige Vorwürfe. Erst am Mittwoch haben sich die Verantwortlichen des Pflegeheims zu diesen Vorwürfen geäussert – und sie zurückgewiesen. Allerdings sagte der Heimleiter auch, dass die Betreuenden während des Sommers nicht konsequent Maske getragen hätten. „Wir gingen davon aus, dass die Maskenempfehlung des BAG eine Empfehlung ist und wir darum einen Spielraum haben.“ Von den neun verstorbenen Personen im Altersheim waren sechs ungeimpft. Das scheint auf den ersten Blick zur Impfquote zu passen, die im Kanton Obwalden mit 55 Prozent zu den landesweit tiefsten gehört.

Der Kanton Obwalden will vorerst keine Konsequenzen aus dem Fall des Pflegeheims ziehen.

 

Pietätslose und selbstvermarktende Aktion der Freiheitstrychler

Offenbar herrschen hier skandalöse Zustände; ein Heim, das sich um Massnahmen foutiert und beharrlich davon spricht, dass das nicht zusammenhänge mit den Todesfällen. Dann in der Folge schlechte Kommunikation, dafür ein "Gottesdienst" mit den "Regelbrechern" der Freiheitstrychler. Ausgerechnet diejenigen, die an vorderster Front an Spreader-Events gegen die Corona-Massnahmen des Bundes kämpfen und sich damit mitverantwortlich machen für die Ausbreitung des Virus'. Eine Heuchelei, die diese Bezeichnung mehr als verdient. Heuchelei (Hypokrisie) bezeichnet das Sich-verstellen zum Vortäuschen nicht vorhandener Gefühle, Eigenschaften oder Ähnlichem.

 

 

"Der Philosoph und Theologe Friedrich Kirchner definierte Heuchelei als eine „aus selbstsüchtigen Interessen entspringende Verhüllung der wahren und Vorspiegelung einer falschen, in dem Betreffenden nicht vorhandenen lobenswerten Gesinnung“ und führt auf, dass ein Heuchler besser erscheinen wolle, als er ist, „um Mächtigen zu gefallen“ und „davon Gewinn zu haben“. Vorgeheuchelt werden „politische, religiöse, ethische Grundsätze, um vorwärts zu kommen“, sei es aus Feigheit, des Broterwerbs oder der „Liebedienerei“ wegen." (textlog.de)

 

Weder Gemeindevertreter, noch die Polizei waren sichtbar an dem Anlass vor Ort. Allerdings stand die Polizei im Hintergrund bereit. „Bezüglich Einsatzgrösse und -taktik geben wir jedoch keine Auskunft“, führt Lt Martin Kathriner, Leiter Verkehrs- und Sicherheitspolizei, Obwalden aus und teilte auf Anfrage mit, dass die Kantonspolizei derzeit nur bestätigen könne, dass sie „von der Veranstaltung am 27.010.2021 kurz vorher Kenntnis hatte“. Der Gemeinderat äusserte sich ausführlich zu dieser Veranstaltung: „Der Gemeinderat stellt fest, dass die seit langem andauernde Pandemie viele Leute in besonderem Masse fordert und in der gesamten Bevölkerung ausgesprochen heftige Empfindungen und Reaktionen auslöst.“

Über die Veranstaltung der Freiheitstrychler vom 27. Oktober war der Gemeinderat nach eigenen Angaben grob informiert, jedoch selber nicht anwesend. „Gemäss Rückfrage bei der Betagtensiedlung nahm die Institution zum Anlass eine neutrale, passive Position ein. Da der Gemeinderat die Ziele und den Beweggrund zum Anlass nicht kennt, kann er dazu nicht Stellung nehmen.“

Wir wünschen den Angehörigen viel Kraft und Zuversicht in diesen schweren Stunden, der Heimleitung Mut zur Wahrheit und Energie in der Bewältigung der gemachten Fehler und allen Einwohnerinnen und Einwohnern, dass sie gesund bleiben und gute Besserung den Erkrankten.

 

Auch grösserer Ausbruch in Alters- und Pflegeheim Muttenz

Die Baselbieter Gesundheitsdirektion vermeldet am Donnerstag, dass in einem Alters- und Pflegeheim Käppeli in Muttenz BL 41 Personen positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Dabei handelt es sich um 27 Bewohnende und 14 Mitarbeitende. Eine Bewohnerin sei noch am Donnerstag verstorben.

Die  Baselbieter Gesundheitsdirektion schreibt auf ihrer Website: "Nach Meldung eines ersten Corona-Falles wurden am 23.10.2021 mittels Umgebungsabklärung weitere positive Personen festgestellt und das betroffene Stockwerk vom übrigen Haus isoliert. Das Testen des gesamten Hauses am 28.10.2021 ergab insgesamt 14 positiv getestete Mitarbeitende und 27 Bewohnerinnen und Bewohner. Heute verstarb leider eine Bewohnerin. Des Weiteren sind keine schweren Verläufe oder Hospitalisierungen bekannt. Die Sicherheitskonzepte wurden umgesetzt. Das Heim nimmt am breiten Testen teil. In enger Kooperation mit dem Kantonsärztlichen Dienst wurde das Heim, mit Ausnahme von Härtefällen, für die kommenden 14 Tage geschlossen. Das mobile Impfteam wird einbezogen, um vor Ort Impfungen (z.B. Auffrischungsimpfungen) durchzuführen."

 


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Kommentare: 5
  • #1

    B. Honegger (Freitag, 29 Oktober 2021 11:00)

    Einfach unglaublich tragisch - und diese dummen Trychler sind auch wieder dabei! Abschaum

  • #2

    Patrick Hesse (Freitag, 29 Oktober 2021 11:06)

    Was für böse und dumme Menschen. Mein herzlichstes Beileid an alle Angehörigen!

  • #3

    Ariane Bertschy (Freitag, 29 Oktober 2021 11:13)

    Die armen Familien. Mein Beileid!

  • #4

    Unglaublich (Samstag, 30 Oktober 2021 09:08)

    Unglaublich

  • #5

    Andres Bättig (Samstag, 30 Oktober 2021 14:50)

    Sofort entlassen diese Mörder