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Alternativmedizin verliert Zuspruch in der Pandemie

DMZ –  GESUNDHEIT / WISSEN ¦ GWUP ¦                    

 

Neue Umfrage zu Esoterik und Pseudowissenschaft in Deutschland: Glaube an Globuli & Co. sinkt, Angst vor Elektrosmog nimmt zu

Nur noch ein Drittel der Deutschen (33 Prozent) glaubt, dass Homöopathie so gut wirkt wie konventionelle Medizin; in vergleichbaren Befragungen der vergangenen 20 Jahre hatten Globuli & Co. noch bis zu drei Viertel der Deutschen überzeugt. Ähnlich fällt das Urteil über alternative Heilverfahren insgesamt aus: Nur noch 35 Prozent der Befragten möchten, dass sogenannte Alternativmedizin zusätzlich zur modernen Medizin eine Rolle in der Versorgung spielt. Das sind zwei Ergebnisse einer umfangreichen repräsentativen Umfrage, die die GWUP beim Institut KANTAR (vormals EMNID) beauftragt hat, um die Einstellung zu Esoterik und Pseudowissenschaft auszuloten.

 

„Es ist ein gutes Zeichen für die Gesundheitsversorgung, wenn zwei Drittel der Bevölkerung dubiose Heilmethoden ablehnen. Die Erfahrungen aus der Pandemie zeigen, dass wir Krankheiten nur mit Wissenschaft und moderner Medizin bekämpfen können“, sagt Amardeo Sarma, Vorsitzender der GWUP. „Ich freue mich über das Ergebnis, denn es unterstreicht auch die Wirkung unserer Aufklärungsarbeit. Ich bin überzeugt, dass wir damit Menschen bei wichtigen Entscheidungen helfen, Unsicherheit nehmen und nicht zuletzt Leid verhindern, das durch falsche Behandlungen entsteht.“

 

„Als Medizinerin freut es mich, wenn immer mehr Menschen sich mit ihrer Gesundheit befassen und Heilsversprechen kritisch hinterfragen“, sagt die Ärztin und Bestseller-Autorin Dr. Natalie Grams, die sich ebenfalls für die Ziele der GWUP einsetzt. Seit die ehemalige Homöopathin die sogenannte Alternativmedizin kritisiert, sieht sie sich immer wieder Anfeindungen ausgesetzt. „Für mich bedeutet die sinkende Zustimmung zur Homöopathie, dass es sich lohnt, öffentlich zur Wissenschaft zu stehen und sich von Industrie-Interessen nicht mundtot machen zu lassen. Weniger Globuli bedeutet für Patientinnen und Patienten mehr gute Medizin, die wirklich wirkt.“

 

Querdenker schüren Angst vor Technologie

Während der Zuspruch zur sogenannten Alternativmedizin sinkt, nimmt jedoch die Angst vor vermeintlichem Elektrosmog zu: Knapp über die Hälfte der Befragten (56 Prozent) halten Strahlen in Zusammenhang mit Mobilfunk oder Überlandleitungen für gesundheitsschädlich, obwohl es keine triftigen Gründe dafür gibt. Dr. Holm Hümmler erkennt darin den starken Einfluss einer politischen Kampagne. Der Physiker beschäftigt sich innerhalb der GWUP mit verschiedenen Verschwörungsmythen, derzeit vor allem mit solchen aus der „Querdenker“-Szene. „Die Angst vor Elektrosmog wurde schon vor der Pandemie von rechtsextremen und verschwörungsideologischen Gruppen geschürt, die vor allem übers Internet gegen den Mobilfunkstandard 5G agitieren. In der Pandemie haben sich diese Vorstellungen dann mit den Erzählungen der Querdenker vermischt. Das ist keine gute Basis, um die Digitalisierung im Land voranzubringen“, sagt Hümmler.

 

Esoterik ist in keiner Partei mehrheitsfähig

Im Superwahljahr 2021 mit vielen Landtags- und Kommunalwahlen sowie der Bundestagswahl im September beleuchtete die Umfrage auch, wie die Einstellung zu Esoterik und Pseudowissenschaft mit der Parteienpräferenz der Befragten zusammenhängt. Ein Ergebnis: Unter den Anhängern keiner einzigen Partei, die derzeit den Deutschen Bundestag stellen, gibt es eine Mehrheit für eine der abgefragten esoterischen Überzeugungen. Kurios: Anhänger des rechten (AfD) und des linken Spektrums (Die Linke) eint, dass sie etwas häufiger an Hellseher, Elektrosmog und Spuk glauben als die Wähler anderer Parteien. Die Annahme, Anhänger von Bündnis 90/Die Grünen hätten eine besondere Nähe zur Homöopathie, hat sich in dieser Umfrage als Vorurteil herausgestellt: Sie glauben nicht deutlich häufiger an Globuli & Co. als die Sympathisanten anderer Parteien. „Für unsere Demokratie ist es ein gutes Zeichen, dass Esoterik in keiner Partei mehrheitsfähig ist“, meint Amardeo Sarma. „Damit sollte es für die politisch Verantwortlichen möglich sein, ihre Entscheidungen anhand wissenschaftlicher Fakten zu treffen, ohne den Unmut der eigenen Basis fürchten zu müssen.“

 

Über die Umfrage

Für diese Erhebung hat KANTAR 2009 Personen ab 14 Jahren von März bis April 2021 befragt, also auf einem Höhepunkt der Pandemie in Deutschland. Es ist die erste Umfrage zu Themen aus Esoterik und Pseudowissenschaft, die die GWUP beauftragt hat.

 

 

Quelle / Herausgeber: 

GWUP e.V. (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e. V.)

GWUP - Die Skeptiker - Alternativmedizin verliert Zuspruch in der Pandemie


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