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Intensivmediziner bestätigen: Kaum geimpfte Coronapatienten ohne Vorerkrankung

DMZ –  GESUNDHEIT / WISSEN ¦ MM ¦ AA ¦              

 

Aktuell erfreuen sich die Impfgegner diebisch über die Tatsache, dass es auch geimpfte Menschen erwischen kann. Sogar auf der Intensivstation gibt es vereinzelt auch Geimpfte. Allerdings muss hier klipp und klar festgehalten werden, dass es sich hierbei "nur" um Menschen handelt, die bereits an Vorerkrankungen leiden. Dies bestätigt auch die Infektiologin Erika Vlieghe von der Antwerpener Uniklinik: "Viele der geimpften Covid-Patienten wiesen eine Immunerkrankung auf." In europäischen Coronaintensivstationen gibt es nach Angaben von Medizinern demnach kaum gegen COVID-19 geimpften Patienten ohne Vorerkrankung. Die allermeisten seien gar nicht oder nicht vollständig geimpft, sagt auch Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für In­tensiv- und Notfallmedizin (DIVI), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). 

 

Die zugelassenen Coronaimpfstoffe schützen vor COVID-19 – insbesondere vor einem schweren Krankheitsverlauf mit Hospitalisierung. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem aktuellen Wochenbericht schätzt, beträgt dieser Schutz für alle zugelassenen Impfstoffe für die Kalen­derwochen 35 bis 38 etwa 93 Prozent bei den 18- bis 59-Jährigen und 89 Prozent in der Altersgruppe ab 60 Jahren.

 

Je höher die Impfquote, desto mehr Impfdurchbrüche - deswegen sagen Experten seit Monaten, dass der Anteil der Geimpften an den Krankenhaus- und Intensivpatienten steigen wird. Der Grund ist simpel: Der Corona-Impfstoff wirkt nicht zu 100 Prozent, sondern mittlerweile, grob vereinfacht, zu 80 bis 90 Prozent.

Steigt nun der Anteil der Geimpften in der Bevölkerung an, werden zwar insgesamt weniger Menschen krank - das ist auch deutlich zu beobachten. Allerdings wird der Anteil der Geimpften an den Erkrankten nach und nach immer höher. Weil es eben immer weniger Nicht-Geimpfte gibt. Das RKI verdeutlicht das mit einem Rechenbeispiel auf seiner Seite: "Wenn alle Personen einer Population geimpft sind - die Impfquote also bei 100 Prozent liegt - beträgt der Anteil der Impfdurchbrüche an den Erkrankten 100 Prozent."

 

Eine Behandlung auf einer Intensivstation wird demnach in der jüngeren Altersgruppe mit einer Zuver­lässigkeit von 96 Prozent verhindert, bei den älteren liegt der Wert bei 94 Prozent. Der Schutz vor einem tödlichen Verlauf beträgt laut RKI bei den jüngeren 97 Prozent und bei den älteren 88 Prozent. Trotzdem kann es auch bei Geimpften vorkommen, dass sie schwer erkranken. Die geimpfte Minderheit besteht aber zu grossen Teilen aus älteren Patienten, deren zweite Impfung schon weit zurückliegt. „Diese Menschen leiden in aller Regel zudem unter schweren chronischen Krankheiten.“, sagt Gernot Marx.

 

Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) war ungefähr jeder zehnte der Patienten, die im August und September wegen Corona auf Intensivstationen behandelt wurden, vollständig geimpft. Die Kapazitäten für freie Betten auf den Intensivstationen bezeichnete der DIVI-Präsident als aktuell als relativ stabil. „Im Moment sind wir in einer Plateauphase, wir stagnieren bei etwa 1.300 COVID-19-Inten­sivpatienten. Die Lage ist unter Kontrolle“, sagte Marx. „Wir sind inzwischen handlungsfähig und haben im Schnitt zwei freie Intensivbetten pro Standort.“ Allerdings kommt mittlerweile ein weiterer wichtiger Faktor dazu: die Delta-Variante. Sie ist deutlich ansteckender und vermindert erstmal den Schutz aller Impfstoffe - zumindest vor Ansteckung. Mit dem alten Impfstamm hatten wie einen 95-prozentigen Schutz vor einer Neu- oder Durchbruchsinfektion. Jetzt mit der Delta-Variante ist dieser Schutz schlechter, er liegt nur noch bei ungefähr 80 Prozent. Und das bedeutet einfach auch, dass wir jetzt viermal so viele Durchbruchsinfektionen haben. Das wirkt sich zahlenmässig aus. Also keine Entspannung in Sicht.

 

Denn ausserdem hat sich in der Corona-Pandemie der Personalmangel auf den Intensivstationen erheblich verschärft. In einer Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts gaben 72 Prozent der befragten Einrichtungen an, weniger Personal zur Verfügung zu haben als noch Ende vergangenen Jahres. In 30 Prozent der Krankenhäuser betrug das Minus zwischen fünf und zehn Prozent. Als Gründe wurden die andauernden Belastungen durch die Pandemie und daraus resultierende Kündigungen sowie Arbeitszeitverkürzungen genannt. 86 Prozent der befragten Krankenhäuser erklärten, sie könnten ihre Intensivkapazitäten aufgrund des Personalmangels nicht vollumfänglich betreiben.

 

 


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