· 

CH: Ungeimpfte sollen bei Covid stärker zur Kasse gebeten werden

DMZ –  GESUNDHEIT / POLITIK ¦ MM ¦ AA ¦                   

 

Der Wirtschaftsprofessor Marius Brülhart versteht seine Idee, die er den Medien vorgestellt hat, als Diskussionsanstoss. Es sei keine Forderung, die jetzt und sofort umgesetzt werden müsste. Wenn die Pandemie aber andauere, dann brauche es eine Diskussion über das Verursacherprinzip, sagt der Lausanner Ökonom. Er ist damit nicht alleine. In gewissen Ländern wird diese Praxis bereits angewandt, in anderen steht man kurz davor.

 

Alte Forderung

Die Forderung ist nicht neu, wird nimmt aber täglich und international zu. Wer mit Covid ins Spital muss und sich nicht geimpft ist, soll für einen Teil der Kosten aufkommen. "Es ist nun mal eine Tatsache, dass Ungeimpfte ein viel grösseres Risiko haben, im Spital zu landen", und dies auch bewusst in Kauf nehmen würden, sagt Brülhart. Diese Behandlungen seien teuer. 

Das wünscht sich der Kölner Impfarzt Jürgen Zastrow. Dass die Kosten die Allgemeinheit trägt, findet Dr. Jürgen Zastrow, Impfarzt und Leiter der Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) in Köln, auch nicht richtig.

 

"Das ist ja kein Risiko, das aus Krankheit entsteht, sondern aus persönlichen Lebensentscheidungen."

Impfarzt Dr. Jürgen Zastrow

 

Der Immunologe Prof. Reinhold Förster von der Medizinischen Hochschule Hannover findet allerdings, dass Zastrows "Vorschlag mit Sicherheit sehr kontrovers diskutiert wird, aber im Prinzip schon in die richtige Richtung geht".

 

Kosten in der Schweiz

Covid-Patientinnen und -Patienten, die Spitalpflege benötigen, verursachen gemäss Berechnungen  durchschnittlich Kosten zwischen 25'000 und 30'000 Franken. Da sind allerdings die Kosten für die Rehabilitation und den Erwerbsausfall nicht mit eingerechnet. Diese Kosten sollen Ungeimpften teilweise übernehmen müssen.

 

Marius Brühlhart vergleicht es mit einer Unfallversicherung. Jenen Personen, die abseits der Pisten Ski fahren, Motocrossrennen bestreiten oder Kampfsport betreiben, können bei einem Unfall Leistungen reduziert werden.

 

Beispiel Singapur

All jene, die "freiwillig ungeimpft" sind, sollen in Singapur ab 8. Dezember 2021 ihre Behandlungskosten bei einer Covid-19-Erkrankung selbst bezahlen. Laut Behörden stellen Ungeimpfte eine grosse Mehrheit derjenigen, die Intensivpflege benötigen.

Bisher wurden die medizinischen Kosten für Covid-19 für alle Menschen in Singapur übernommen. Im Angesicht steigender Infektionsfälle wurde nun allerdings beschlossen, dass alle ab zwölf Jahren, die eben "freiwillig ungeimpft" sind, die Kosten selbst tragen müssen. Sie würden überproportional zur Belastung der Gesundheitsressourcen beitragen, hiess es vonseiten der Regierung in Singapur.

Eine Sonderregelung gilt für jene, die bis zum 31. Dezember teilweise geimpft sind, damit sie Zeit haben, ihre zweite Dosis zu erhalten.

 

Wären davon auch Übergewichtige, Magersüchtige, Unsportliche oder Alkoholiker betroffen? Nein, antwortet Brülhart. Viele starke Raucherinnen, Alkoholiker oder schwer Übergewichtige würden noch so gerne aus ihrer Situation rauskommen. Ein solcher Entscheid sei nicht von heute auf morgen umsetzbar, sagt der Ökonom.

Hingegen sich impfen lassen oder eben auch nicht – das sei ein freier und bewusster Entscheid. Das sei bei Suchtproblematiken anders. 

 

Gibt es einen Impfzwang für die Bevölkerung in der Schweiz?

Gemäss Epidemiengesetz gibt es in der Schweiz keinen Impfzwang für die Bevölkerung. Bund und Kantone können aber bei einer erheblichen epidemiologischen Gefahr eine Impfpflicht für gefährdete Bevölkerungsgruppen, bei besonders exponierten Personen und bei Personen, die bestimmte Tätigkeiten ausüben, vorsehen.

 

Kann eine Arbeitgeberin eine Impfpflicht für Mitarbeitende erlassen?

Für Arbeitgeber ist in Ausnahmesituationen eine Impf-Verpflichtung von Mitarbeiter:innen über das Weisungsrecht möglich. Allerdings müssen Weisungen verhältnismässig sein und dürfen nicht pauschal verfügt werden. Wer eine exponierte Tätigkeit ausübt und im ständigen Kontakt zu vulnerablen Personen steht, für den/die ist eine Impfanordnung möglich. Immer vorausgesetzt, dass alle Schutz- und Hygienemassnahmen ausgeschöpft sind, die 5 Impfung sicher und nicht mit ernsthaften Nebenwirkungen verbunden ist. Die Impfung dient dem Selbstschutz des Personals. Die individuelle Impf-Entscheidung der Mitarbeitenden gilt es, wenn immer möglich, zu respektieren.

 

 

 

Quellen: SRF, INSOS


Meistgelesener Artikel

Jeden Montag wird jeweils aktuell der meistgelesene Artikel unserer Leserinnen und Leser der letzten Woche bekanntgegeben.


Unterstützung

Damit wir unabhängig bleiben, Partei für Vergessene ergreifen und für soziale Gerechtigkeit kämpfen können, brauchen wir Sie.


Mein Mittelland

Menschen zeigen ihr ganz persönliches Mittelland. Wer gerne sein Mittelland zeigen möchte, kann dies hier tun
->
Mein Mittelland



Ausflugstipps

In unregelmässigen Abständen präsentieren die Macherinnen und Macher der Mittelländischen ihre ganz persönlichen Auflugsstipps. 


Rezepte

Wir präsentieren wichtige Tipps und tolle Rezepte. Lassen Sie sich von unseren leckeren Rezepten zum Nachkochen inspirieren.


Persönlich - Interviews

"Persönlich - die anderen Fragen" so heisst unsere Rubrik mit den spannendsten Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern.


Inhalte von Powr.io werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell und Marketing), um den Cookie-Richtlinien von Powr.io zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Powr.io-Datenschutzerklärung.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0