Was machen eigentlich die „Verschwörer-Ärzte?

DMZ – INTERNATIONAL ¦ W. Fürst & A. Aeberhard ¦  

KOMMENTAR             

 

„Verschwörer-Ärzte“ oder „Schwurbler-Ärzte“ wurden sie genannt. Doch es ist rasch ruhig geworden um die meisten von ihnen. So auch um Rainer Schregel. Er hatte als Amtsarzt im Kanton St. Gallen gearbeitet. Nach kritischen Äusserungen über die behördlichen Massnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und Verbreitung von Fake-News wurde der Arzt entlassen. Mitte August wurde Rainer Schregel auch im Amt als St. Galler Amtsarzt entlassen. Als Grund nannte der Kanton «inhaltlich fragwürdige und politisch heikle Äusserungen» in den sozialen Medien. Schregel ist bekannt als scharfer Kritiker der behördlichen Corona-Massnahmen.

Der Arzt hatte auch eine Journalistin in den sozialen Medien als «Goebbels’ Mädchen» beleidigt. Nach der Abberufung als Amtsarzt verlor der «Coronaleugner» aus Wattwil auch seine Stelle bei der grossen Praxiskette Medbase, die zum Migros-Konzern gehört.

 

Hätten ihn anhören müssen

Die Entlassung als Amtsarzt war im Nachhinein aber rechtswidrig. Dies stellte das St. Galler Verwaltungsgericht fest. Das St. Galler Gesundheitsdepartement hätte den Arzt zumindest anhören müssen, so die Begründung. Herr Schregel hatte Beschwerde eingereicht – und Recht erhalten. Das Gesundheitsdepartement habe ihm lediglich zweieinhalb Stunden Zeit eingeräumt, um sich zu einem Verfahren zur Abberufung als Amtsarzt zu äussern, schreibt das Gericht. Das reiche nicht, um sich zu einer «erheblich belastenden Verfügung» zu äussern. Auch sei ein Antrag um eine Fristverlängerung nicht gewährt worden.

 

Was ist in der Zwischenzeit geschehen?

Unsere Recherche hat ergeben, dass Rainer Schregel aber trotzdem nicht mehr als Amtsarzt beschäftigt ist. Auf Anfrage beim Kantonsarztamt im Gesundheitsdepartement des Kantons St. Gallen liess man uns wissen: „Es gab eine einvernehmliche Lösung. Weitere Auskünfte dazu erteilen wir nicht.“

 

Nun ist der lange in Wattwil praktizierende Deutsche wieder als Hausarzt tätig. Und zwar in einer Praxis eines weiteren Verschwörungsarztes im Luzernischen Ebikon. Die Praxis wird betrieben von Andreas Heisler. Auch er einer, der die Massnahmen der Behörden oder die Maskenpflicht immer wieder als «unverhältnismässig» bezeichnete – und dafür ebenso öffentlich scharf kritisiert wurde wie Schregel. Dem Allgemeinmediziner wurde zum Beispiel vorgeworfen, er habe die Politik in die Praxis geholt. Deshalb haben laut Medienberichten auch seine Mitarbeitenden gekündigt. Heisler fiel schon des Öfteren negativ auf, u.a. Auch, weil er falsche Gerüchte über einen «Impftoten» in die Welt setzte.

 

Auf seiner Webseite wird man von eigenartigen Links und Texten erschlagen. Nebst Angebot und Informationen über die Praxis weist der Mediziner auch auf die Organisation Aletheia hin. Eine Vereinigung von Ärzten und Wissenschaftler, die Informationen zu Corona aus Medizin und Wissenschaft veröffentlicht. Fake-News-Produzent.

 

Besondere Informationen auf der Praxiswebsite, die aufhorchen lassen

„Liebe hilfesuchende Menschen aus der ganzen Schweiz. Seit fast 20 Monaten engagieren wir uns in besonderem Masse für eine menschliche Medizin mit gesundem Menschenverstand (dies ist für uns selbstverständlich und müsste unter anderen Umständen gar nicht extra erwähnt werden) und versuchen, den vielen verzweifelten und Hilfe suchenden Menschen zu helfen, wo wir nur können. Jeden Tag erreichen uns unzählige e-Mails und unser Telefon steht nicht still. Wir und unser gesamtes Team sind an einem Punkt angelangt, wo wir den Ansturm nicht mehr bewältigen können. Die vielen Anrufe und e-Mails verhindern einen geregelten Ablauf unserer Sprechstunden; unsere Praxisassistentinnen geben ihr Bestes und zeigen enormen Einsatz, aber auch ihr Tag hat nur 24 Stunden. Wir bitten Sie daher dringend, folgende Informationen zu beachten: • Herr Dr. med. Andreas Heisler kann KEINE NEUEN Patienten mehr aufnehmen. Bitte respektieren Sie dies. • Herr med. pract. Rainer Schregel und Herr Dr. med Pascal Euthum haben noch Kapazität für neue Patienten. Höfliche Anfragen nehmen wir gerne entgegen sofern Sie DAUERHAFT einen neuen Hausarzt suchen. -> Wenn Sie wechseln möchten, rufen Sie bitte zuerst Ihre Krankenkasse an, und erkundigen Sie sich, ob die beiden Ärzte auf deren Liste stehen. Je nach Krankenkasse und Modell gibt es hier Unterschiede. Anschliessend dürfen Sie uns gerne kontaktieren. Ihren bisherigen Hausarzt bitten Sie um Herausgabe Ihrer Krankengeschichte. Diese dürfen Sie uns nach Ihrer Anmeldung zusammen mit Ihrer Krankenkassenkarte vorbeibringen.

  • Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir nur noch Beratungen und Behandlungen für unsere eigenen Patienten anbieten können. Dies gilt sowohl für die Sprechstunden, die e-Mail-Anfragen und die Telefonanrufe. Die E-Mails unserer Patientinnen und Patienten beantworten wir selbstverständlich wie gehabt.
  • Wichtig: Wir stellen KEINE Atteste zur Befreiung von der Covid-«Injektion» aus und bieten keine PCR- oder Schnelltests für gesunde Menschen an. Wir danken für Ihr Verständnis. Dres. med. Andreas Heisler, Rainer Schregel, Pascal Euthum und das ganze Rontalpraxis-Team.“

 

Berufsbewilligung entzogen

Weil Heisler sich im Rahmen seiner Berufsausübung nicht an die massgebenden rechtlichen Vorschriften zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie (z.B. Covid-19-Schutzmassnahmen) hielt, wurde ihm im März 2021die Berufsbewilligung entzogen. Wie kommt es, dass er aber trotzdem weiter praktiziert?

Wir fragten beim Gesundheits- und Sozialdepartement des Kantons Luzern. Da liess man uns wissen, dass der vorsorgliche Entzug der Berufsausübungsbewilligung aufgehoben wurde. „Dies erfolgte mittels Verfügung vom 15. Juni 2021 mit Wirkung per 15. Juni 2021. Dr. Heisler hatte zuvor schriftlich erklärt, sich im Rahmen seiner Berufsausübung an die massgebenden rechtlichen Vorschriften zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie zu halten. Damit entfiel der Grund für den weiteren vorsorglichen Entzug seiner Berufsausübungsbewilligung.“ Glück gehabt, sollte man meinen. Ob er sich daran hält ist nicht gewiss. Allerdings wird auf der Website von Andreas Heisler ein anderer Eindruck vermittelt. „Die Dienststelle Gesundheit und Sport (DIGE) behält sich vor, die Einhaltung der massgebenden rechtlichen Vorschriften zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie, auch vor Ort, zu überprüfen.“, lässt sich das Gesundheits- und Sozialdepartement des Kantons Luzern weiter zitieren.

 

Tansania – der trendige Zufluchtsort von Verschwörungsgläubigen

Auch Rainer Schregel, der aktuell in Tansania (Ostafrika) weilt, teilt gerne und oft Fake-News. Mit Vorliebe teilt er Beiträge der Verschwörungsportale „Dieostschweiz“ und 2Corona Transition“, findet Nebelspalter und Marco Rima gut. Aktuell haben es ihm aber vermeintliche Todesfälle angetan, von Menschen, die sich wegen der Massnahmen und dem Druck das Leben genommen hätten. Natürlich sind dies auch bloss Aussagen, die nicht bewiesen werden können. Dieses Verhalten ist nicht nur pietätlos sondern auch juristisch zumindest fragwürdig.

 

Quelle: FB Rainer Schregel

 

Ja, ein Freund, eine Bekannte, dann mal wieder ein ehemaliger Patient. Er ist wirklich um keine Erklärung verlegen. Beweise bleiben wie immer aus – es bleibt wie immer nur bei hohlen Aussagen.

Eines steht fest – gelernt haben beide Ärzte nichts aus der Vergangenheit. Allerdings darf bezweifelt werden, dass sich die Behörden noch einmal von den Beiden auf der Nase 'rumtanzen lassen werden. Man ist wachsam und beobachtet die Situation genau. Und das ist gut so!

 

 

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