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DE: Von diesem Bundesgesundheitsminister ist nichts mehr zu erwarten!

Jens Spahn (Foto: Martin Kraft CC BY-SA 4.0)
Jens Spahn (Foto: Martin Kraft CC BY-SA 4.0)

DMZ – DIGITAL ¦ Dirk Specht ¦                                             Jens Spahn (Foto: Martin Kraft CC BY-SA 4.0)

KOMMENTAR

 

Jens Spahn kürzt Biontech-Lieferungen massiv und verweist auf Moderna. Die Nachricht kommt häppchenweise und sie wird mit zwei Gründen versehen: Von Biontech werde bzw. sei eine Menge von knapp 9 Millionen Dosen (im Chart des Bundesgesundheitsministeriums mit dem Stern versehen) gespendet worden und Moderna müsse verwendet werden, weil es sonst verfalle.

 

Es ärgert massiv, dass in nun mehreren Erklärungen Spahns keiner der anwesenden Journalisten die entscheidenden Fragen stellt und diese Ausreden damit relativiert. Der Ärger im Feld ist wesentlich größer, der Verbandschef der bayrischen Hausärzte Beier verlangt heute, Spahn sofort aus dem Amt zu entfernen. Zurecht!

 

Moderna stört die gerade im Wiederaufbau befindliche Logistik empfindlich. Der Wirkstoff ist bezüglich Transport, Kühlkette sowie der zu verimpfenden Einheiten pro Lieferung anders als Biontech. Bereits lange und mühsam seitens der Hausärzte aufgestellte Terminpläne funktionieren nun nicht mehr. Hinzu kommt natürlich, dass die Nachfrage eine andere ist. Spahn weist zwar auf die Stiko-Empfehlung hin und sagt zurecht, Moderna sei ein sehr guter Wirkstoff. Aber so ganz genau hat er die Empfehlungen nicht zitiert, denn U30 wird das wegen unklarer Herzmuskelentzündungen nicht empfohlen und grundsätzlich sollen bei mRNA laut Stiko dieselben Wirkstoffe verwendet werden. Insofern weist Spahn hier Hausärzte und Impfzentren an, teilweise gegen die Empfehlungen der von ihm beaufsichtigten Stiko zu applizieren.

 

Die eigentliche Frage ist aber, was der wahre Hintergrund dieser massiven Störung der Impfkampagne zur Unzeit ist – und die stellt keiner. Die beigefügten Liefervereinbarungen sind ja keinesfalls neu, das ist seit vielen Wochen so vereinbart, die Spende inklusive. Eine Rolle spielen auch die Moderna-Verträge, die Spenden ausschließen, weshalb der Großteil der Q4-Biontech-Menge dafür genutzt wird.

 

Die Wahrheit dürfte lauten: Spahn hat nicht nur den Impfzentren und damit dem Rückgrat für eine rasche Booster-Kampagne den Stecker gezogen, er hat nicht nur mit seiner Kommunikation über das Ende der pandemischen Lage sowie den Ausschluss von Lockdowns verheerende Signale gesetzt, er hat offensichtlich mindestens mal den Booster für alle, der bereits im Spätsommer in Israel offensichtlich wurde, nicht bei der Q4-Planung seitens der Wirkstoffe berücksichtigt. Anders lässt sich diese Planung, die gar nichts mit dem tatsächlichen Bedarf und der Anwendbarkeit zu tun hat, kaum erklären.

 

Was nun vollkommen inakzeptabel ist: Das muss er seit Wochen wissen! Es ist auszuschließen, dass die jetzt aus dem Himmel gefallene Entscheidung, bei der so lebensnotwendigen Winter-Kampagne zum Großteil auf Moderna zu wechseln, nicht vorher bekannt war. Spahn hat sich noch vor wenigen Tagen das Geschwätz von Gassen angehört, die Hausärzte könnten die Kampagne durchführen. Auch da muss er bereits gewusst haben, dass von Moderna die Rede ist – und ihm sollten die operativen Komplikationen dieses Wirkstoffs bestens bekannt sein, inklusive des Akzeptanzproblems, das natürlich erheblich dazu kommt.

 

Nun kann es nur um Schadensbegrenzung gehen. Da muss endlich mal energisch gehandelt und so was wie Krisenmodus erkennbar werden. Sollen sie halt Moderna spenden und sich von denen verklagen lassen. Sollen sie bei Biontech betteln gehen. Sollen sie für Moderna die Trommel rühren. Sollen sie Impfzentren schnellstens hoch fahren, die das verimpfen können.

 

Das sind offensichtliche Dringlichkeiten und der dafür wesentlich verantwortliche Spahn erdreistet es sich, mit so einer vorsichtig formuliert halbwahren Aussage vor die Presse zu treten?

 

Die ihm vorgesetzte Richtlinienkompetenz liegt im Kanzleramt. Da sitzt eine Naturwissenschaftlerin, die wohl nur noch die Amtsübergabe herbeisehnt. Es sitzt aber auch ein Mediziner dort, der noch Ambitionen hat und der im operativen Geschäft Spahns Chef ist. Irgendjemand muss nun endlich handeln, von diesem Bundesgesundheitsminister ist nichts mehr zu erwarten, das war ein Offenbarungseid mehr.

 

Das wird kausal Leben kosten!

Jens Spahn (Foto: Martin Kraft CC BY-SA 4.0)

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Kommentare: 1
  • #1

    Martin (Dienstag, 23 November 2021 11:58)

    Was genau sollen wir denn von einem kommenden Gesundheitsminister erwarten, wenn dieser von der FDP gestellt wird, die jetzt bereits in NRW bewiesen hat, dass die dieses Ministerium nicht verantwortungsvoll und zum Wohle der Bürger ausfüllen kann. Die Aussichtrn sind düster.