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Der Schutz der Kinder ist in der aktuellen Lage wichtiger denn je

DMZ – GESUNDHEIT ¦ Autor:innenkollektiv von #ProtectTheKids ¦         

 

An den Schweizer Schulen gibt es noch immer nicht genügend Massnahmen, um die Kinder vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen. #ProtectTheKids setzt sich ein für sichere Schulen für alle. Die Interessensgruppe fordert die Politik zum Handeln auf. Und zwar jetzt.

 

Derzeit überschlagen sich die Ereignisse: Österreich ist seit Sonntagnacht erneut im Lockdown und erlässt ab Februar 2022 eine allgemeine Impflicht. In Wien werden Kinder unter 12 Jahren offiziell «Off-Label» geimpft, also ohne Zulassung der europäischen Behörde EMA. In der Schweiz sind die Anträge für die Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna für die Anwendung bei unter 12-Jährigen bei der Zulassungsbehörde Swissmedic eingereicht worden. Und der Schweizer Bundesrat möchte trotz explodierender Fallzahlen zurzeit nicht ins Infektionsgeschehen eingreifen, auch nicht bei den stark zunehmenden Fällen an Schulen. Letzteres ist indes ganz besonders stossend, denn bei den unter 10-jährigen Kindern stiegen die Fallzahlen im Vergleich zu vergangener Woche um 50 Prozent an und haben keine Möglichkeit sich zu schützen.

 

Die Kantone, zuständig für Gesundheit und Schulen, fallen weitgehend dadurch auf, dass sie nicht handeln: Obwohl die Swiss National COVID-19 Science Task Force bereits im April 2021 empfohlen hatte, Schulzimmer mit CO2-Sensoren und Luftfiltern auszustatten, ist dies noch immer nicht Usus in der Schweiz. Vielmehr wurden seither an gewissen Orten gar bestehende Schutzmassnahmen abgebaut, wie beispielsweise im Kanton Bern: Sogenannte Ausbruchstestungen ersetzen dort seit Anfang September die bewährten wöchentlichen Reihentests. Dies verunmöglicht eine adäquate und zeitnahe Übersicht des laufenden Infektionsgeschehens sowie eine entsprechende Reaktion.

 

Kinder werden im Ausland geimpft

Die offiziellen Behördenvertreter scheint dies bisher nicht zu beunruhigen. Sie wiegeln weiterhin ab. Und Vertreter:innen des BAG und der EKIF liessen in der vergangenen Woche am Point de Presse verlauten, dass es für Kinderimpfungen zu wenig Daten gäbe und die Nutzen-Risiko-Abwägung von potenziellen «Off-Label»-Impfungen nicht gut ausfalle.

 

Andere Länder analysieren die Lage anders: Nachdem die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA dem Pfizer/Biontech-Vakzin eine Notfallzulassung erteilt und ein Beratergremium der US-Gesundheitsbehörde CDC der Kinderimpfung mit Pfizer/Biontech grünes Licht gegeben hat, erhielten in den USA im Zeitraum vom 2. bis 22. November rund drei Millionen Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren mindestens die erste Impfung. In Israel dürfen Kinder in diesen Tagen erstmals die Ärmel für den Pieks hochkrempeln und auch Kanada will demnächst beginnen. Ärzte in Deutschland bieten die Impfung «Off-Label» an, wofür Eltern Anreisewege von mehreren hundert Kilometern auf sich nehmen. Und die Stadt Wien eröffnete für diese Altersgruppe sogar eine ganz offizielle «Impfstrasse für Kinder». Diese stösst auf grosses Interesse: Die 9400 ersten Termine waren innert 48 Stunden vergeben; aufgrund der grossen Nachfrage wurden am 22. November über 50’000 neue Impftermine für Kinder bis Jahresende freigeschalten.

 

 Wien impft Kinder von 5 bis 11 Jahren in einer offiziellen Impfstrasse «Off-Label» mit dem Impfstoff von Pfizer/Biontech. Und wie! Mario Dujaković, der Mediensprecher von Stadtrat Peter Hacker, erklärt die Strategie auf Twitter.

 

In der Schweiz sorgen sich derweil immer mehr Eltern um die Gesundheit ihrer Kinder und fahren in die benachbarten Länder Deutschland und Österreich, um diese gegen das Coronavirus impfen zu lassen, bevor sie sich ungeschützt in der Schule infizieren. Dies gilt insbesondere für Eltern von Kindern mit erhöhtem Risiko oder für jene, die in Schulgemeinden wohnen, in denen keine ausreichenden Schutzmassnahmen ergriffen worden sind und gleichzeitig auch keine Homeschooling-Möglichkeiten bestehen. Wer sein Kind aufgrund der aktuellen Coronasituation aus der Schule nimmt, riskiert eine Intervention der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde KESB, die gar einen Eintrag im Strafregister mit sich ziehen kann.

 

Ohrenbetäubendes Schweigen von den Verantwortlichen 

Das Virus frisst sich mangels Schutzmassnahmen durch die jüngeren, ungeschützten Jahrgänge. Mit Blick auf die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler ist es unerklärlich, weshalb die Politiker:innen nicht stärker auf das längst bekannte wirksame Massnahmen-Paket pochen: Maskenpflicht, repetitive Tests, konsequente Quarantäne bei Ausbrüchen sowie saubere Luft mithilfe von Luftfiltern und CO2-Sensoren. Verantwortlich für einen nationalen Effort bezüglich konsequenter Umsetzung aller Schutzmassnahmen wäre die Erziehungsdirektor:innenkonferenz EDK unter der Leitung von Silvia Steiner (Mitte, ZH). Doch deren Schweigen dazu ist ohrenbetäubend. Zuletzt fiel Steiner in ihrer Funktion Mitte September auf. Im «Tages-Anzeiger» verwies sie – angesprochen über das Verfügen weiterer Schutzmassnahmen – abwinkend auf einen Newsletter von «Pädiatrie Schweiz». Darin schrieb der Verband, dass das Gefährdungspotenzial für Kinder durch das Virus überschaubar sei. Und «dass die Durchseuchung bei den unter 6-Jährigen und (teilweise) auch bei den 6-12-Jährigen zugelassen wird». Namhafte Wissenschaftler:innen wie die Virologin Isabella Eckerle, Epidemiologin Olivia Keiser, Epidemiologe Christian Althaus, Neurowissenschaftler Dominique de Quervain, Epidemiologe Antoine Flahault und weitere Expert:innen kritisierten die Aussagen von Pädiatrie Schweiz im Fachjournal «Swiss Medical Weekly». Auch der Offene Brief von #ProtectTheKids an die Adresse von «Pädiatrie Schweiz» konnte aufzeigen, wie wissenschaftlich unbelegt, teilweise gar falsch und gefährlich jene Aussagen des Verbandes sind. Dennoch: Passiert ist seither wenig.

 

Einzelne Regionen und Orte setzen langsam wieder in Eigenregie auf die Erweiterung der Schutzmassnahmen. In den Kantonen Graubünden und Basel-Stadt gilt ab der 3. respektive 5. Klasse wieder eine Maskenpflicht, in Nidwalden ab der Sekundarstufe I, also für Schüler:innen zwischen 12 und 15 Jahren. Der Innerschweizer Kanton reagiert damit auf die schwindelerregend hohen Inzidenzen bei Kinder und Jugendlichen: Im Zeitraum vom 10. bis 16. November betrug die Inzidenz der 0- bis 9-jährigen Kinder 1723 pro 100’000 Einwohner:innen. Und bei den 10- bis 19-jährigen 2533; Tendenz stark steigend. In Nidwalden sind rund 63,9 Prozent der Erwachsenen doppelt geimpft.

Übersicht der 7-Tage-Inzidenz über alle Alterskategorien: Nidwalden führt die Nation mit schwindelerregenden Zahlen bei den Kindern und Jugendlichen an. Masken ab Sekundarstufe I sollen die Inzidenz nun senken, glaubt der Kanton. (Quelle: Twitter: @t_kurz)

 

 

Dieser föderalistische Wildwuchs ist träge und produziert einen Flickenteppich, der angesichts der Lage bei Weitem ungenügend ist. Ein weiteres Zuwarten führt zu weiteren unkontrollierbaren Massenausbrüchen und einer Durchseuchung der Kinder, die unseres Landes nicht würdig ist.

 

Langfristige Beschwerden nach Covid-Erkrankung

Dass eine Covid-Infektion auch für Kinder schwerwiegend sein kann, wurde von wissenschaftlicher Seite schon länger bestätigt. Allein das Risiko für das lebensgefährliche Multisystem-Entzündungssyndrom PIMS ist für Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren zwischen 1:2000 und 1:5000 und damit für diese Altersklasse zehn Mal wahrscheinlicher als ein schwerer Verlauf aufgrund einer Corona-Erkrankung. Zudem sind Kinder – unabhängig vom meist milden Krankheitsverlauf – stark von neurologischen Langzeitsymptomen betroffen: Kopfschmerzen, grosse Erschöpftheit (Fatigue), Muskelschmerzen bei körperlicher Belastung, Atemnot beim Treppensteigen, Konzentrationsprobleme, Schwindel, Schlafprobleme, Herzrasen. Diverse Studien nennen Zahlen zwischen 3 und 7 Prozent. Neurowissenschaftler Dominique de Quervain rechnete auf Twitter vor, was dies in Bezug auf die Schweizer Fallzahlen vom 8. bis 14. November 2021 bedeutet: In diesem Zeitraum wurden bei den Alterskategorien der Kinder und Jugendlichen 7645 Covid-Fälle gemeldet. «Bei einem Risiko für #LongCovid von 3 Prozent bedeutet das, dass 229 Kinder an langanhaltenden Symptomen leiden werden. Dunkelziffer hoch, Tendenz stark steigend», schreibt de Quervain. 

Und die Beschwerden sind nicht zu unterschätzen: Es mehren sich Berichte betroffener Kinder in der Schweiz, die durch Long Covid massiv eingeschränkt werden im Alltag. In der SonntagsZeitung berichteten betroffene Eltern davon, dass die einfachsten Aktivitäten wie Guetzli formen oder zwei Seiten Comic lesen ihre Kinder nach zehn Minuten derart erschöpften, dass sie danach Stunden für die Erholung von der Fatigue brauchten. An Schulbildung ist daher kaum mehr zu denken.

 

Die möglichen Nebenwirkungen der Impfung von Pfizer/Biontech sind demgegenüber äusserst selten, zeitlich begrenzt und gut behandelbar. Für Jonas Hostettler von der Interessensgruppe #ProtectTheKids ist klar: «Eine Durchseuchung der Kinder ist ethisch nicht zu rechtfertigen! Die Kinder vertrauen auf unseren Schutz - sie einer vermeidbaren Krankheit auszuliefern, deren Langzeitfolgen wir erst ansatzweise abschätzen können, würde die elterliche Schutzpflicht verletzen und das Vertrauen der Kinder in ihre Eltern nachhaltig erschüttern.» Die Kinder seien in Anbetracht der Schulpflicht und der fehlenden Massnahmen in den Klassenzimmern eine vulnerable Gruppe. «Es darf nicht sein, dass wir die Kinder aus Bequemlichkeit oder aufgrund ideologischer Dogmen diesem Virus ausliefern. Kinder können wirksam geschützt werden, dies zeigen wissenschaftliche Untersuchungen klar.» Zumal es in naher Zeit auch hierzulande Impfmöglichkeiten für 5- bis 11-Jährige geben dürfte.

 

Schulen seien keine Treiber der Pandemie – diese Aussage der Behörden muss definitiv ad acta gelegt werden. Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich muss momentan fast täglich die Grafik neu skalieren, damit die Kurve der Altersgruppe 4-11 noch Platz hat. (Quelle: GD Kanton Zürich, Lagebulletin)

 

 

Schulen befeuern die aktuelle Welle

Der Blick auf die Verteilung der altersabhängigen Inzidenzen zeigt, dass die Kinder das Virus zurzeit aus den Schulen in ihre Familien tragen, wo immer noch viele – auch ältere Personen – ungeimpft sind. Auch der Infektionsschutz der geimpften Eltern und Grosseltern nimmt ab, erhielten die ersten ihre Impfung doch bereits im Januar 2021. Eine Auffrischimpfung für die meisten U65-Personen ist in der Schweiz nicht in Aussicht. Schulen befeuern also auch die aktuelle Welle, was sich beispielswesie in den Zahlen des Contact Tracings von Zürich abbildet: Nachverfolgte Ansteckungen gibt es aktuell 52 in den Schulen. In der Vorwoche waren es noch deren 38. Auch in Österreich und Deutschland lässt sich diese Entwicklung beobachten. Die Behauptung, Kinder seien keine Treiber der Pandemie, muss damit endgültig ad acta gelegt werden.

 

#ProtectTheKids fordert, dass reagiert wird. Mit entsprechenden Schutzmassnahmen-Paketen in den Schulen. Und zwar jetzt! Denn während sich Bund, Kantone und Gemeinden wieder gegenseitig die Verantwortung zuschieben und nichts machen, rasen wir mit diesen Fallzahlen auf jenes Szenario zu, das alle verhindern wollen: erneute Schulschliessungen. 

 

«Milchbüechli»-Rechnung für den Schutz der Jüngsten
Für die nationale Impfwoche Anfang November budgetierte der Bund 96 Millionen Schweizer Franken, die Kantone nutzten davon nur
knapp 20 Millionen. Mit dem bereitgestellten Geld hätten 27’400 Schulzimmer mit erstklassigen, mobilen Luftreinigungsgeräten ausgestattet werden können. Zählt eine Klasse im Durchschnitt 25 Kinder, würden so mehr als eine halbe Million Kinder mit einer weiteren Massnahme besser vor einer Corona-Infektion geschützt.

 

Über #ProtectTheKids 

Die Interessensgruppe #ProtectTheKids macht sich für den bestmöglichen Schutz von Kindern in Schulen und Betreuungseinrichtungen stark. «Kinder haben sowohl ein Recht auf körperliche Unversehrtheit als auch auf Bildung», sagt Jonas Hostettler von #ProtectTheKids. «Neben der möglichst baldigen Zulassung eines Impfstoffes für Kinder sollen deshalb obligatorische repetitive Tests durch präventive Massnahmen wie z.B. CO2-Sensoren, Luftfilter, Masken und einheitliche Quarantäneregelungen ergänzt werden und für alle Kinder schweizweit zum Einsatz kommen.»

 

 

protect-the-kids.ch

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