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Virologin Dorothee von Laer: Spätestens Mitte Dezember steht die Schweiz am selben Punkt wie Österreich - Schulschliessungen möglich

DMZ –  GESUNDHEIT / WISSEN ¦ MM ¦ AA ¦              

 

Spätestens Mitte Dezember steht die Schweiz am selben Punkt wie Österreich – ob es dann allerdings Massnahmen geben wird ist mehr als fraglich. Die Schweizer Politik agierte während der ganzen Pandemie unsicher, widersprüchlich, zögerlich, abwartend und letztlich falsch. Dass die extrem schlimme Situation, die in der Schweiz vorherrscht, nicht noch schlimmer ist, verdankt die Politik lediglich dem vielen Glück, das der Schweiz trotz der haarsträubenden Wiederholungsfehler hold war. Aber sich mit „nur“ bisher 11'000 Todesfällen in dieser Krise zu rühmen, ist inakzeptabel. Wir können Corona eben gerade nicht. Und aus Fehlern hat man auch nichts gelernt und dazu werden unnötigerweise immer noch Millionen von Kindern aktiv durchseucht.

 

Schliessung der Schulen notwendig, wenn nicht jetzt gehandelt wird

Die Innsbrucker Virologin Dorothee von Laer geht von einer Verlängerung des Lockdowns in einigen Bundesländern aus. "Man wird den Lockdown in einigen Bundesländern verlängern müssen. Ich gehe davon aus, dass der Osten öffnen kann, der Westen nicht". Das sagte sie am Donnerstag in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "profil" (online). Angesichts der sehr hohen Inzidenzen bei Kindern wird ihrer Ansicht nach auch eine Schliessung der Schulen notwendig werden. Der Schweiz mit ihrer eigenen Strategie rät sie aktuell, mit vollster Kraft zu boostern und die Situation an den schulen umgehend zu überdenken.

 

Zu den Schulen sagte Van Laer, sie könne "als Bürgerin, nicht als Virologin, durchaus verstehen, dass man den Kindern keine weitere Schulschliessung zumuten will". Man hat bereits reagiert an den schulen, aber noch zu lasch. "Die Maskenpflicht an den Schulen wurde gerade eingeführt, und einige Kinder bleiben doch zuhause. Aber wenn die Zahlen nicht fallen, werden auch die Schulen schliessen müssen."

 

„Noch sind wir nicht bei einer Immunitätsquote von 85 Prozent, die ausreicht, um das Virus in Schach zu halten." Von Laer rät, jenen 15 Prozent der über 60-Jährigen, die noch ungeimpft sind, umgehend eine direkte Einladung zu einem Impftermin zu schicken. "Diese Lücke muss schleunigst geschlossen werden. An eine Ausrottung des Virus wie bei den Pocken glaubt sie nicht. „Wichtige Wahleingriffe in Spitälern wurden bereits verschoben. Das ist bei Krebs nicht günstig, weil er weiter streuen kann. Wir sind je nach Spital sehr nahe oder an der Triage. Der Bremsweg bei einem Lockdown ist lang. Erst sinken die Inzidenzen, dann die Zahl der Intensivpatientinnen und -patienten.“ Von Laer rechnet erst in der dritten und damit letzten Woche des Lockdowns mit etwas Entspannung auf den Intensivstationen.

 

Zuversichtlich für das Frühjahr 2022 stimmt sie aber die ab Februar geplante Impfpflicht in Österreich und neue Medikamente gegen Covid, die wahrscheinlich mit Ende des Jahres zugelassen werden.

 

Zeichen für die Schweiz und Deutschland jetzt zu handeln

Von Laer sagt, dass man in Österreich einfach zu zögerlich mit den Massnahmen war. Erst als die Zahlen immer weiter stiegen, versuchte man es man mit 3G am Arbeitsplatz und 2G für das übrige öffentliche Leben und dann mit einem Lockdown für Ungeimpfte. Das war eindeutig zu spät. Die Lage in Österreich sei vielleicht auch für das zeitlich etwas versetzte Deutschland und die Schweiz ein Zeichen, dass man nicht zuwarten sollte.

 

Es gibt keine Alternative zur Impfpflicht

„Wenn man die Menschen nicht auf anderem Weg überzeugen kann, ist es das einzige Mittel, um nochmals viele Corona-Tote zu verhindern.“, sagt von Laer im Interview mit SRF.



 

Univ.-Prof. Dr. Dorothee von Laer ist Professorin (Lehrstuhl für Virologie) an der Medizinischen Universität Innsbruck und ist 1958 in Hamburg geboren.

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