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Die #HeldinVonZuerich im Interview

Die #HeldinVonZuerich als Gegnerin an der Massnahmengegner-Demo in Zürich
Die #HeldinVonZuerich als Gegnerin an der Massnahmengegner-Demo in Zürich

DMZ –  GESELLSCHAFT ¦ Walter Fürst ¦                           

 

Als White Stroganoff Mirifuzius sorgt sie regelmässig auf Twitter für Furore und gute Unterhaltung. sie ist scharfsinnig, aufmerksam und meistens gut gelaunt. Sie ist eine Weltwoche approved Hetzerin gegen die Schwurbler. Sie freut sich auf den Diskurs und ist bestimmt nicht zimperlich.

Mit ihrer letzten Aktion #DasVirusIstDerFeind erntete sie viel Beifall und wurde zur #HeldinVonZuerich. Wir haben Sie zum Interview gebeten.

 

Du hast an der Demo in Zürich teilgenommen, sozusagen als Demo gegen die Demo. Wie haben dort die Massnahmengegner auf dich reagiert?

 

Ich habe mich sehr zurückgehalten und war sehr freundlich. Meine Nachricht „Das Virus ist der Feind“ war insofern nicht so provokativ. Wenn mich Leute angesprochen haben, habe ich ihnen zugehört und Rückfragen gestellt. Es gab einmal eine kritische Situation mit einem Teilnehmenden, der war mit seiner kleinen Tochter da. Es gab dann aber auch deeskalierende Teilnehmende. Viele haben vielleicht im ersten Moment auch nicht 100% realisiert, dass ich eine andere Message hatte.

 

Wie bist du auf diese doch auch etwas gefährliche Idee gekommen?

 

Ich wollte mich einfach ausdrücken, es ist meiner Meinung nach nicht zielführend, wenn alle nur im eigenen Gesinnungskreis resp. Bubble diskutieren. Ich fühle mich als Bestandteil einer grossen Mehrheit der Schweizer Bürger und Bürgerinnen die einfach ein bisschen genug von dem Glockengebimmel haben. Wir wollen Fakten und Reaktionen darauf. Diese Ohnmacht, dass dieser Minderheit so viel Gehör geschenkt wird erschreckt mich.

 

Du wirst aktuell unter dem Hashtag #HeldinVonZuerich gefeiert. Hast du eine solche Reaktion erwartet?

 

Ich habe schon erwartet, dass die Leute sich freuen, wenn mal wieder jemand (ich bin ja nicht die einzige die das tut) in die Höhle des Löwen springt. Mit diesem Lovestorm habe ich jedoch nicht gerechnet. Man darf aber nie vergessen, dass die richtigen Helden im Gesundheitswesen und in der Forschung zu finden sind, ohne sie geht gar nichts – wir hätten z.B. jetzt keine Impfung.

 

Um dich zu schützen, verzichten wir auf die Veröffentlichung deiner Identität. Anfeindungen und Drohungen erhältst du ja bereits zur Genüge auf Twitter, weil du dich für das Gute einsetzt. Wie gehst du damit um?

 

Ich bin nicht sonderlich dafür bekannt, dass ich ein Blatt vor den Mund nehme. Auch ich habe manchmal grossen Frust mit der Situation, hinzu kommt eine fortgeschrittenen Krebserkrankung. Ich habe nicht mehr so viel Zeit auf der Welt, deshalb frustrieren mich die Massnahmen auch sehr. Ebenso frustriert es mich wenn ich nicht weiss, ob mir Spitalbehandlungen garantiert sind wenn die Krankenhäuser überlastet sind. Mit Kommentaren unter der Gürtellinie kann ich gut umgehen, wie gesagt ich bin auch nicht so zimperlich. Was mich aber stört sind Hetz- und Drohkampagnen. Ich versuche einfach das Beste daraus zu machen oder sie zu ignorieren. In meiner Situation habe ich eh nicht mehr so viel zu verlieren.

 

Bist du selber geimpft? 

 

Ich wurde sehr früh schon geimpft im Januar, da ich zu der Hochrisikogruppe gehöre. Darüber war ich äusserst dankbar, ich konnte mich nachher wieder mit weniger Angst frei bewegen. Impfen ist ein Privileg, für mich war es ein no-brainer, obwohl in meinem Fall die Risiken einer Impfung nicht untersucht wurden, ich mache ja verschiedene Therapien gegen den Krebs. Vor 10 Tagen habe ich ebenfalls die Grundimmunisierung mit der 3. Boosterimpfung abgeschlossen. Es ist für mich selbstverständlich zu impfen. Wir haben eine Pandemiesituation, eine globale Krise. Die Wissenschaft hat mit der Impfung eine Lösung geliefert welche den grössten Benefit für alle hat. Ich kann nicht verstehen warum das nicht alle begreifen. Es geht jetzt nicht nur um einen selbst, sondern um uns als Gesellschaft. Wir wollen alle möglichst schnell aus dieser Krise.

 

Leider bist du ja selber auch schwer krank. Wie ist das für dich, den Alltag so zu meistern und dabei zusehen zu müssen, wie unwichtig offenbar den Massnahmengegnern das Leben anderer Menschen ist?

 

Das war für mich in der Tat sehr schwierig, ich wurde letztes Jahr sehr depressiv. Sätze wie: „Die wären eh bald gestorben“ oder „Die hatten eh alle Vorerkrankungen“ gehen Mitten ins Herz und hinterlassen dort ein grosses Nichts. Ich frage mich auch was die Leute mit „sterben Lernen“ meinen. Niemand kann lernen zu sterben, man tut es nur einmal. Ich bin auch traurig, dass so viele ältere Menschen ohne anständige palliative care sterben mussten, das ist grausam. Zum Teil sogar einsam. Ich bin fassungslos, dass wir das unseren Ältesten antun und vulnerablen Menschen.

 

Die Massnahmengegner streuen Zwietracht und reden dann von Spaltung. Wie ist deine persönliche Meinung dazu?

 

Gespaltet war unser Land schon immer, z.B. Stadt/Land oder Röstigraben. Das ist kein Problem, Problem ist eher das insbesondere die SVP und gewisse Gruppierungen oder Verschwörungsclubs mit identitärem Touch dieses Land absichtlich destabilisieren um Anhänger zu finden. Wir kennen dieses Phänomen aus der Flüchtlingskrise in Deutschland. Die Massnahmengegner sind ja nur einfach gegen alles und haben keine Lösungen. Es sind wirkungslose Bedenkenträger oder kurz gesagt Wutbürger und Wutbürgerinnen. Es wäre viel interessanter mal zu hören was ihre Ängste sind die zu dieser Wut führen, dann könnte man wenigstens daran arbeiten. Durch das Ablehnen der Fakten werden wir aber kaum eine gemeinschaftliche Basis finden zur Diskussion von Massnahmen. Wie will man mit jemanden darüber diskutieren wie man am schnellsten um die Erde kommt, der glaubt die Erde sei flach? Schwierig. Ausserdem ist da sehr viel (zu viel) meist rechtspopulistische Ideologie im Spiel, wer zu fest in Ideologie gefangen ist, tut sich schwer andere Meinungen oder Fakten objektiv zu betrachten (Bias).

 

Welche Frage würdest du dir selber stellen und was ist die Antwort darauf?

 

Welches ist Dein Lieblingsgetränk? Craftbeer.

 

 

Vielen Dank für dein Engagement und das Interview. Alles Gute für die kommenden Jahre!

 

 

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