Alle Jahre wieder heizen gewisse Medien das Thema „Weihnachtstraditionen verschwinden“ von Neuem an

DMZ - KULTUR ¦ David Aebischer ¦

 

Jesus war Jude, die drei Könige waren in Wahrheit Magier, die aus Afrika, Asien und Europa stammten, Bethlehem liegt in Palästina – trotzdem sehen die Schweizer die Geschichte als die ihre an und haben laufend Angst, dass sie vom Islam zerstört wird.

 

Angst über den angeblichen Verlust religiöser Traditionen werden vielerorts lautstark verkündet oder emotional kommentiert. Die Moslems zerstören „unsere“ Traditionen. Doch die vermeintliche Auseinandersetzung ist einseitig geführt und hat wenig mit der Realität und noch weniger mit muslimischem Einfluss zu tun.

 

Tenn bei Bümpliz

Man darf ruhig festhalten, dass es sich hierbei um eine Geschichte handelt, die so nie stattgefunden hat. Kritiker werfen ein, die Evangelien seien keine akkuraten historischen Quellen. Und wenn man den Geschichtenerzählern trotzdem glauben will, muss man eingestehen, dass alles weit, weeeeiiiiiit weg von der Schweiz geschah. Also nicht beispielsweise im Tenn bei Bümpliz. Diese „Tradition“ als eigene anzusehen und dann noch als solche zu verteidigen, ist lächerlich.

Nur wenige wissen, dass es auch in ihrer heiligen Schrift, dem Koran, eine Geburtsgeschichte Jesu gibt. In den Versen 22 und 23 der 19. Sure wird erzählt, dass Jesus an einem „fernen Ort“ unter einer Palme geboren wurde. Vorangestellt ist hier – wie auch in der Bibel – das Wunder der Empfängnis, der Beweis, dass Gott Dinge aus dem Nichts erschaffen kann. Muslime sehen in Jesus einen Propheten, den sie Isa nennen, einen Gesandten Gottes, aber nicht – anders als die Christen – seinen Sohn.

 

Propaganda - einmal mehr

Vielmehr geht es wie meist bei solchen Geschichten rein um politische Propaganda. Natürlich rechter Propaganda. Denn kaum etwas anderes lässt sich so gut missbrauchen, wie „christliche Werte“, „christliche Geschichten“, um die drohenden Islamisierung zu „beweisen“.

Jahr für Jahr muss man die selbe Leier lesen: Weihnachten wird aus der Schule verdrängt. Politiker empören sich, weil sie fürchten, dass aus Rücksicht auf Muslime keine Weihnachtslieder mehr gesungen werden dürfen. Nur weil es alle Jahre ein, zwei übereifrige Schulen gibt, die sich in der Auswahl der Lieder modernisieren. Für ewig Gestrige, ein weiterer Beweis für die Unterdrückung der christlichen Werte. Vielleicht sollte man auch einmal erwähnen, dass es ausschliesslich Christen angepasst geben wollen, ohne dass das von keinem Moslem je verlangt wurde.

 

Es wäre schön, wenn man das Fest der Liebe einfach um der Liebe willen feiert und nicht kaputt macht mit absurden Verschwörungstheorien. Allen frohe Festtage!


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