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Heilpraktiker sind Abzocker von naiven Menschen und haben keine wirkliche Existenzberechtigung

DMZ –  GESUNDHEIT / WISSEN ¦ 
Lena Wallner / Sarah Koller /
 Walter Fürst / Anton Aeberhard ¦              

KOMMENTAR

 

Wie viele kriminelle Institutionen, Möchtegern-Gesundheitszentren (einige haben wir bereits geoutet, weitere folgen) gibt es, die vor dem Gesetz trotzdem nicht kriminell sind, da die Pseudowissenschaften nach wie vor im Trend sind und zu viele Leute zu viel Geld daran verdienen. Solange sich das so verhält, wird es den Schabernack weiter geben. Da werden erwiesenermassen mit Fake-News, Falschinformationen Menschen geködert, die Hilfe benötigen und man gaukelt ihnen vor helfen zu können. Ein gefährlicher Trugschluss. Ausser viel Geld kann man durchaus auch die Gesundheit verlieren, bzw. ein schlechter Gesundheitszustand kann verschlimmert werden. Dass Krankenkassen weiterhin diese unnützen „Therapien“ und „Kügelchen“ „bezahlen“ (denn in Tat und Wahrheit zahlt diesen Quatsch die Allgemeinheit mit gesalzenen Prämien, die u.a. Gesalzen sind, weil genau solcher Mist finanziert wird) ist Beleg dafür, dass sehr viel Geld verdient wird. Wir sprechen hier von Milliarden jedes Jahr – notabene für Zeugs, das nachgewiesen nichts nutzt. Einmal mehr kann man sich fragen, wieso ist Mensch so dumm (zumindest die, die darauf hereinfallen). Dann erst bemerkt man beim genaueren Hinschauen, dass es meist Leute sind, die auch sonst Verschwörungsgläubige und esoterische Impfgegner, Masken- und Massnahmengegner und Ähnliches sind. Kein Wunder also. Das Prinzip der Macher ist immer dasselbe – Geld mit Dummheit machen. Das klappt nach wie vor hervorragend.

 

Homöopathie

Zuweilen kann man vielerorts Diskussionen um die Homöopathie verfolgen. Offenbar wissen Befürworter und Gegner in vielen Fällen nicht, was die Lehre eigentlich ausmacht. Die zunehmende Verdünnung von Substanzen von Heilmittel zur Verstärkung der Wirkung ist keineswegs der Kernpunkt der Lehre, wie viele Gegner glauben. Die Befürworter schreiben dagegen gerne, dass die Homöopathie schliesslich aus einer uralten Volks- und Naturmedizin entstanden sei. Sie behandele nicht nur Symptome, sondern den ganzen Menschen. Das ist auch falsch, die klassische Homöopathie behandelt ausschliesslich Symptome. Sie ist keine uralte Volksmedizin, und ganz bestimmt keine Naturheilkunde, sondern ausgewiesener Blödsinn. Umso schlimmer also, dass Krankenkassen dieses perfide Spiel mitmachen. Money talks.

 

Die Homöopathie ist eine blosse Erfindung des deutschen Arztes Samuel Hahnemann (1755 – 1843) und ist wie jeder andere Schwachsinn nicht auf älteren Grundlagen aufbaut. Vielmehr beruht sie auf einer Beobachtung Hahnemanns, die er folgenreich falsch interpretierte. Er stellte fest, dass er nach der Einnahme von Chinarinde Fieber bekam. Fieberthermometer waren damals nicht üblich, und so stellten die Ärzte die Diagnose nach dem erhöhten Puls (und dem allgemeinen Zustand) der Patienten. Hahnemann fand also, dass sein Herz schneller schlug als es sollte. Die Chinarinde müsse ein malariaähnliches Fieber verursacht haben, vermutete der Mediziner. Nun soll Chinarinde (genauer gesagt, das darin enthaltene Chinin) aber Malaria heilen. Also, so schloss Hahnemann messerscharf, erzeugte Chinarinde bei Gesunden genau die Symptome, die es beim Kranken heilt. Darin sah er ein allgemeines Prinzip: Was beim Gesunden ein Symptom hervorruft, wird dieses Symptom beim Kranken lindern. Kurzgefasst lautete die Idee: Gleiches heilt Gleiches – similia similibus curantur. Diese Grundidee ist falsch und kompletter Blödsinn. Trotzdem hat sich die Pharmaindustrie einen Spass daraus gemacht eine Milliardenindustrie darauf aufzubauen, mit Erfolg. Die Leute tappten in die Falle und kommen meist auch nicht mehr heraus. Denn Überzeugungen sind schliesslich Überzeugungen, sind sie noch so falsch.

 

Fairerweise muss man anfügen, dass erste Kassen angefangen haben, Homöopathie aus dem „Angebot“ auszuschliessen mit der unmissverständlichen Begründung, dass „man es nicht vereinbaren kann nutzlose Therapien und Massnahmen zu bezahlen.“

 

Hahnemann hat es versäumt, seine Schlussfolgerung besser abzusichern, sonst wäre ihm sicherlich aufgefallen, dass es sich ganz anders verhält und der Welt wäre eine weitere unsinnige Lehre erspart geblieben. Sein gesamtes Theoriegebäude beruhte auf einem Irrtum.1828 bis 1830 veröffentlichte Hahnemann sein „Werk“ - Die chronischen Krankheiten. Spätestens hier verlässt er den Bereich experimenteller Medizin und ergeht sich in Spekulationen. Zu den chronischen Krankheiten zählte er die Geschlechtskrankheiten Syphilis und die Gonorrhoe. Alle anderen sah er nur als Erscheinungen eines Miasma (Ausdünstung, Verunreinigung) namens Psora. Er sah darin eine Mangelkrankheit, dem Organismus fehlte also irgendetwas, was ihm zugeführt werden müsse. Nur durch lange experimentelle Therapien auf Grundlage seiner homöopathischen Arzneimittellehre könne der Arzt das richtige Heilmittel finden. Erst jetzt ergänzte Hahnemann seine Therapie um die Idee, dass eine mehrfache enorme Verdünnung sinnvoll ist. Die Wirkung soll erhalten bleiben, die Nebenwirkungen aber abnehmen. Dazu müsste das Mittel aber wissen, welches seiner vielen Wirkungen Haupt- oder Nebenwirkung sein soll. Ab der vierten Auflage des Organon behauptete Hahnemann: „Einzig die krankhaft gestimmte Lebenskraft bringt die Krankheit hervor.“ Hier trifft sich seine experimentelle Lehre mit esoterischen Vorstellungen.

Hahnemanns Lehre beruht auf einer falschen, unzulässig verallgemeinerten Beobachtung. Letztlich hat sich die Homöopathie nur behaupten können, weil ihr Erfinder eine Art Glauben daraus gemacht hat und seine Umwelt vor die Wahl gestellt hat, entweder für ihn oder gegen ihn zu sein.

 

Objektiv gesehen ist die Lehre lange widerlegt und ist Esoterik. Der Begriff Esoterik entstammt dem altgriechischen „ἐσωτερικός“, was so viel wie „nach innen gerichtet“ bedeutet. Esoterik galt einst als Geheimlehre, die aber längst in der alternativen Glaubensszene überall anzutreffen und der Allgemeinheit zugänglich ist. Esoterik ist praktisch jede Disziplin, die weder empirisch noch rational überprüfbar ist und daher nicht mit wissenschaftlichen Erkenntnissen übereinstimmt – ihnen zum Grossteil auch widerspricht – und sich mit mythischen und spirituellen Themen befasst. Esoterik und Okkultismus (lat. „occultus“ = verborgen, geheimnisvoll, dunkel) sind eng miteinander verwandt. Meist wird Okkultismus als der mehr praktische Teil derselben Weltanschauung definiert. Inzwischen kommt es zu einer zunehmenden Vermischung von Esoterik mit uralten Weisheitslehren diverser Kulturen und vorwiegend fernöstlicher Religionen. Aber Blödsinn ist es in jedem Fall. Egal wie man es nennt. Wer meint, dass Homöopathie nichts mit Esoterik (Kabbala, Numerologie, Astrologie, Ayurveda oder Anthroposophie etc.) zu tun hat, der irrt.

Esoteriker glauben, dass in diesen Sätzen „alles Wissen der Menschheit zusammengefasst ist“, wobei der zweite und zentrale Satz lautet: „Wie oben, so auch unten“.

 

Kernstück des esoterischen Weltbildes ist die Zuordnung der zehn ewig vorhandenen Urprinzipien. Diese verkörpern für die symbolische Astrologie die Grundbausteine allen Lebens im Universum – zu den „zehn Planeten“ (den „himmlischen Repräsentanten“ Sonne, Mond, Venus, Merkur, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto) und den vier, beziehungsweise fünf Elementen. Demnach ist die Welt im Verständnis der symbolischen Astrologie aus zehn ewig vorhandenen, göttlichen Urprinzipien (Archetypen) aufgebaut, die sich in allen Seinsschichten – vom Makrokosmos bis hinab zum Mikrokosmos, von oben nach unten und von innen nach aussen – in Hierarchien wiederfinden.

 

Absurde „Rezepte“ - Behandlungsformen

In der Homöopathie werden die oft stacheligen „Marspflanzen“ der Astrologen mit bestimmten menschlichen Organen (Blutgefässen, Gallenblase, Muskeln und Kopf), der Farbe Rot und dem Element Feuer in Verbindung gebracht. Deswegen verordnen Homöopathen die Ursubstanzen Aconitum, Allium cepa und Belladonna – alles „Marspflanzen“ – gegen heftige, fiebrige, feurige Entzündungen, bei Gallensteinleiden sowie bei hoch­rotem Kopf, Blutungen und Blutstau. Genau solche unsinnigen Empfehlungen zur Behandlung von heftigen fiebrigen Erkrankungen mit der Marspflanze Belladonna findet man immer wieder in verschiedensten Zeitschriften und Online.

 

Unwissenschaftlichkeit - Fazit

Die Wissenschaften der Physik, Chemie, Biochemie, Biologie, Pharmazie und Medizin sind mit den Vorstellungen der Homöopathie unvereinbar. Es verwundert daher nicht, dass weder ein formaler, reproduzierbarer Nachweis noch eine naturwissenschaftliche Begründung für eine Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel existiert. Von der wissenschaftlichen Medizin wird die Homöopathie daher als pharmakologisch wirkungslose, in einigen Fällen riskante Behandlung abgelehnt. Homöopathie wird deshalb als Pseudowissenschaft im Bereich der Alternativmedizin eingeordnet.

 

 

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