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Komplettversagen: Schweiz kapituliert vor Virus und opfert Kinder

DMZ – POLITIK / GESELLSCHAFT ¦ Walter Fürst ¦              

KOMMENTAR

 

Jedes Kind der Welt hat ein Recht darauf, gesund und sicher aufzuwachsen, sein Potenzial zu entfalten, angehört und ernst genommen zu werden. So hat es die Uno-Generalversammlung vor dreissig Jahren in der Konvention über die Rechte des Kindes festgeschrieben. Wann immer Entscheidungen getroffen werden, die sich auf Kinder auswirken können, hat das Wohl des Kindes Vorrang. Dies gilt in der Familie genauso wie für staatliches Handeln. Seit 2 Jahren werden diese Rechte in der Schweiz mit Füssen getreten. Nun kommen die Kantone plötzlich auf die Idee doch noch endlich etwas zu unternehmen gegen die Katastrophe. Aber anders als man erwarten dürfte. Sie heben die Massnahmen auf und opfern so ihre Kinder. Vorsorglich werden die Namen der verantwortlichen Personen notiert – denn, dass diese die Verantwortung tragen werden, steht am heutigen Tag fest. Hier wird nicht mehr darüber hinweggesehen – ihr Handeln wird Konsequenzen haben.

 

Besonders als unvernünftig hervorgetan haben sich die Kantone Bern, St. Gallen, Wallis, Waadt, Freiburg und Genf. Diese Kantone haben so ziemlich alles falsch gemacht und sind damit verantwortlich für unsägliches Leid in tausenden Familien. Die weiteren Folgen der Ansteckungen sind noch offen. Jetzt heben die Kantone die Maskenpflicht auf, obschon es aus medizinischer und psychologischer Sicht keinen Grund für Kinder auf Masken zu verzichten gibt. Ganz bestimmt nicht ausgerechnet jetzt, im Moment der höchsten Zahlen überhaupt. Die Durchseuchung der Kinder führt laut der Experten weltweit nicht zur wirksamen Immunisierung. Die Infektion kann aber auch bei Kindern erheblichen Schaden anrichten (PIMS, LongCovid, Neurocovid...).

 

„Eine Gesellschaft erkennt man daran, wie sie mit ihren Kindern umgeht.“

Eduardo Galeano

 

Der Grossteil der Experten weltweit sieht eine drohende Durchseuchung unter Kindern mit Blick auf derzeit noch unbekannte Spätfolgen einer Corona-Infektion sehr kritisch. Diese Durchseuchung ist keine Option und bringt keine Immunisierung. Experten warnen und fordern sogar Schulschliessungen, um die Kinder zu schützen, denn eine Infektion als natürliche Immunisierung zu sehen sei falsch und wissenschaftlich unhaltbar. Ein Viertel aller je gemeldeten Infektionen stammt aus dieser Altersgruppe. Man weiss schon einiges über Langzeitfolgen von Covid. Eine US-Studie erkannte bestimmte Risiken für Folgeerkrankungen. Die staatliche Botschaft ist mit der Aufhebung der Maskenpflicht verheerend. Das gefährden der Leben der Kinder ist verhältnismässig. Das hinterlässt eine traumatisierte und in einem viel zu hohen Anteil wissentlich mit Folgeerkrankungen belastete Generation. Wo bleiben die Alternativen zu dieser verheerenden Entscheidung der Kantone? Wer den Präsenzunterricht weiter durchziehen möchte, wofür es gute Gründe gibt, der nimmt unter diesen neuen Voraussetzungen die Durchseuchung aller Schülerinnen und Schüler in Kauf. Und in diesem Fall müssen die Eltern das Recht haben, ihre Kinder nach individueller Entscheidung aus dem Unterricht herauszunehmen. Aber diese Alternative wird nicht geboten.

 

„Auch heute morgen wieder zwei Familien im Freundes-/Kollegenkreis mit positiven Kindern & Ansteckung in die Familie. Man nimmt es nur noch achselzuckend hin. 2 Jahre Rücksicht, Homeoffice, Verzicht auf Freunden/Familien & jetzt Durchseuchung an Schulen & Kitas.“ (Twitter)

Isabelle Eckerle, Virologin

 

Wir wollten von den Kantonen, die die Maskenpflicht an den Schulen aktuell aufheben wissen, wieso dies trotz der katastrophalen Lage, Situation lanciert wird und die Kinder erneut ohne Schutz einem gefährlichen Virus ausgesetzt werden. Der Kanton Freiburg bezieht sich auf die „Grundsätze der Verhältnismässigkeit, der Realisierbarkeit und der Wirksamkeit.“ Was genau damit gemeint ist, bleibt offen, denn die Wirksamkeit ist mit tausenden Studien weltweit längst bewiesen, die Realisierbarkeit stellte nie Probleme dar und die Frage der Verhältnismässigkeit stellt sich bei den explodierenden Zahlen in dieser Altersgruppe nicht. „Obwohl aktuell viele Ansteckungen verzeichnet werden und diese auch Schülerinnen und Schüler der obligatorischen Schule betreffen, ermöglichen die neuesten Erkenntnisse hinsichtlich der Gefährlichkeit der Omikron-Variante und deren moderate Auswirkungen auf das Gesundheitssystem diese Erleichterung.“, führt Freiburg weiter aus. Welche Erkenntnisse das konkret sind, wurde nicht erwähnt. Die Gefährlichkeit ist gegeben – ein milder Verlauf wird anscheinend auch bei den Kantonen gerne missinterpretiert. Todesfälle, Langzeitfolgen (PIMS, LongCovid, Neurocovid...) und letztlich auch Ansteckung anderer Menschen wird einfach in Kauf genommen. Falls Kinder mit klinisch manifester COVID-19 sterben, tun sie dies meist infolge eines pädiatrischen entzündlichen Multisystemsyndroms (PIMS). Der Kanton Freiburg schreibt weiter, dass „der Kanton weiterhin auf gute Lernbedingungen und das Wohlergehen der Schülerinnen und Schüler“ achtet. Klingt wie ein Widerspruch.

 

"Ich frage mich, ob unsere Jugend, nachdem sie uns Erwachsene und die ältere Bevölkerung durch ihr rücksichtsvolles Verhalten geschützt hat, es wirklich verdient hat, dass man sie jetzt mit Corona durchseucht. Haben wir nicht eine Verantwortung für unsere Jugend? Eine Durchseuchung der Jugend in Kauf zu nehmen, darf keine Option sein."

Michael Meyer-Hermann, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

 

Wenigstens bleiben nach Angaben des Kantons die im Schutzkonzept der Schulen vorgesehenen Schutzmassnahmen (Händewaschen, Lüften der Räume, wo immer möglich Abstand halten) weiterhin gültig. „Kinder, die Symptome zeigen, bleiben zu Hause. Zudem können Schülerinnen und Schüler, die dies wünschen oder deren Eltern dies wünschen, weiterhin während der Unterrichtszeit die Maske tragen. Seit dem 8. Januar ist die Impfung von Kindern ab 5 Jahren möglich.“ Dies wird den Eltern aber nirgends explizit mitgegeben oder als Empfehlung des Kantons ausgegeben. Der nachhaltigste und wirksamste Schutz vor Ansteckungen ist das Tragen einer Maske – wieso ausgerechnet der effizienteste Schutz quasi auf Anordnung gestrichen wird scheint klar. Die Durchseuchung der Kinder ist geplant. Dies nachdem die Kantone bereits zwei Jahre ihre Aufgaben verpasst haben die Kinder zu schützen und Konzepte zu schaffen.

 

Durch Impfungen können gefährdete Menschen von einem wirksamen Schutz profitieren

Der Kanton Genf gibt sich aufklärerisch und antwortet auf unsere Fragen mit einer Passage aus deren Medienmitteilung und mit den Standartphrasen: „COVID-19-Infektionen sind bei Kindern nur sehr selten schwerwiegend, und durch Impfungen können gefährdete Menschen (einschliesslich Kinder ab 5 Jahren) von einem wirksamen Schutz vor COVID-19 profitieren.“ Wieso dies allerdings eine Aufhebung der Maskenpflicht zur Folge haben muss, ist nicht nachzuvollziehen. „Infolgedessen ist es nicht mehr notwendig, COVID-19-Infektionen anders zu behandeln als andere Virusinfektionen bei Kindern. Wir werden lernen müssen, mit COVID zu leben, und Kinder, die keine gefährdete Bevölkerung sind (einschliesslich Omicron) und daher das Krankenhaussystem nicht überlasten, sind die ersten, die von seiner Linderung profitieren können.“ Wie dieser Profit bei totaler Auslieferung der Kinder an ein weltweit grassierendes Virus konkret aussieht, wird uns auch nach dieser Antwort nicht klar.

 

„Argumente“ wie bei den Verschwörungsgläubigen

Ebenfalls der Kanton Wallis antwortet in ähnlicher Manier und spricht von Profit für die Kinder, sich ungeschützt einem Virus ausliefern zu dürfen. Der Bildungsdirektor des Kantons Wallis und Präsident der Westschweizer Konferenz der Erziehungsdirektoren, Christophe Darbellay, kündigte die Lockerung bereits am Donnerstagmorgen in einem Interview mit dem Westschweizer Radio RTS an. „Wir können die Massnahmen aufheben.“, dies, weil Omikron weniger gefährlich sei, als Delta. Die Kinder müssten als Erste von Lockerungen profitieren, weil sie bei dieser Krise einen hohen Preis bezahlt hätten, sie aber nicht am stärksten von Covid betroffen seien. Welchen Preis sagte Darbellay nicht, schloss aber mit dem verschwörungsgläubigen Satz: „Wir werden verfahren wie bei einer normalen Grippe“.

 

Kantone berufen sich auf Verhältnismässigkeit

Auf unsere Anfrage reagierte auch der Kanton Waadt sehr eigentümlich, indem er uns mitteilte, dass wir „die Pressekonferenz mit allen Erläuterungen von Staatsrätin Cesla Amarelle und dem stellvertretenden Kantonsarzt Eric Masserey“ ansehen sollen. Somit sei dann alles gesagt. Der Kanton St.Gallen indes, will sich nicht falsch verstanden sehen: “Die Maskenpflicht auf Volksschulstufe (4. Primarklasse bis Oberstufe) ist von kantonalen Rechts wegen ab 31. Januar 2022 nicht ersatzlos aufgehoben, sondern in eine dringende Empfehlung umgewandelt. Motiv für diesen Beschluss ist keinesfalls eine „Durchseuchungsstrategie“, sondern die Gewährleistung eines ungestörten Schulbetriebes vor dem Hintergrund sich entspannender Auswirkung der Pandemie auf den Verlauf der Ansteckungen und die Belastung der Gesundheitsinstitutionen (Prinzip der Verhältnismässigkeit)“.

Die Antworten auf unsere Fragen blieben vom Kanton Bern bis zur Stunde aus.

 

Die WHO warnt noch einmal eindringlich vor der Durchseuchung der Kinder

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, hat eindringlich vor einer Verharmlosung der Omikron-Variante des Coronavirus gewarnt. „Vertun Sie sich nicht, Omikron führt zu Krankenhauseinweisungen und Todesfällen, und selbst die weniger schweren Fälle überschwemmen die Gesundheitseinrichtungen“, sagte Tedros. Die Corona-Pandemie „ist noch lange nicht vorbei“. „Omikron mag im Durchschnitt weniger schwerwiegend sein, aber die Erzählung, dass es sich um eine harmlose Krankheit handelt, ist irreführend (…) und kostet mehr Leben“, sagte der WHO-Chef. Wegen der starken Ausbreitung sei es ausserdem wahrscheinlich, dass weitere Varianten entstehen. Auch der WHO-Experte Michael Ryan warnte davor, die Gesundheitsrisiken durch Covid-19 zu unterschätzen. „Die Leute stellen Pandemie und Endemie einander gegenüber, aber endemische Malaria tötet hunderttausende Menschen, HIV ist endemisch, Gewalt in unseren Städten endemisch“, sagte er bei einer Online-Veranstaltung des Weltwirtschaftsforum.

 

Endemisch heisst nicht gut, endemisch heisst nur, dass es für immer da ist.“

Michael Ryan, WHO-Experte

 

„Wir werden das Virus in diesem Jahr nicht loswerden“, sagte Ryan weiter. „Wir werden das Virus vielleicht nie ausrotten. Viren, die Pandemien auslösen, neigen dazu, Teil des Ökosystems zu werden.“ Aber der öffentliche Gesundheitsnotstand könne durch niedrige Inzidenzzahlen mit zugleich möglichst vielen Impfungen beendet werden, „damit niemand sterben muss“. „Erst das wird das Ende der Pandemie sein“.

 

Fazit

Wir müssen die Corona-Durchseuchung, insbesondere in Schulen, stoppen. Machen es Bund und Kantone nicht, müssen sich die Eltern engagieren. Ohne breites Engagement der Eltern ist diese geplante Durchseuchung nicht mehr aufzuhalten. Auch bei milden Krankheitsverläufen kann es zu nachhaltigen Organschäden kommen, Langzeitfolgen sind nicht abzuschätzen, oft ungeimpfte Kinder haben ein höheres Risiko. Man darf in dieser Phase der Pandemie nicht kampflos aufgeben. Wir sind es den nächsten Generationen schuldig, dass endlich etwas unternommen wird.

 

 

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Aus bislang acht Ländern liegen elf Studienergebnisse - die Mehrzahl noch im Peer-Review-Verfahren - mit realen Daten (real-world data) über den Krankheitsverlauf bei der Omikron-Variante vor. Im Vergleich zur Delta-Variante liegt die Hospitalisierungsrate in diesen Ländern um mehr als die Hälfe niedriger, das Risiko für Intensivaufenthalte und Beatmung ist rund 80% geringer und der Anteil asymptomatischer Verläufe 7 bis 12 mal höher:

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Kommentare: 1
  • #1

    Christiane S (Samstag, 29 Januar 2022 07:11)

    Vielen herzlichen Dank für diesen Beitrag. Bringt die Situation genau auf den Punkt!