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AT: Digitale Bildung soll europaweit gefördert werden EU-Jahresvorschau 2022 für Bildung, Wissenschaft und Forschung liegt Nationalrat vor

DMZ –  POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦                                    

 

Digitale Bildung hat die Europäische Kommission 2022 im Fokus ihres Arbeitsplans zu Bildungsagenden, dargestellt in der aktuellen EU-Jahresvorschau aus dem Bildungsministerium. Zur Förderung von digitalen Kompetenzen an Schulen und Hochschulen empfiehlt die EU-Kommission den EU-Mitgliedstaaten, den technologischen und inhaltlichen digitalen Fähigkeitsaufbau in ihren Bildungssystemen früh in der Schullaufbahn zu implementieren. Österreich sieht sich dabei auf gutem Weg: Das Bildungsressort weist auf die vor kurzem beschlossene Einführung des Pflichtfachs "Digitale Grundbildung" in der Sekundarstufe 1 ab dem Schuljahr 2022/23 hin.

 

Im Rahmen einer europäischen Hochschulstrategie strebt die Kommission nach engeren grenzüberschreitenden Kooperationen im Universitäts- und Fachhochschulbereich; ein entsprechender Gesetzgebungsvorschlag wird angekündigt. Großen Mehrwert schreiben die VerfasserInnen des Berichts der EU-Bildungszusammenarbeit hinsichtlich der Entwicklung gemeinsamer bildungspolitischer Ziele zu. Nützlich sei auch der Erfahrungsaustausch bei der Maßnahmenumsetzung im Rahmen der im Vorjahr beschlossenen Strategie "Education & Training" zu Verbesserungen im gesellschaftlichen Bildungsniveau.

 

EuropäerInnen brauchen mehr digitale Kompetenzen

Besonders während der COVID-19-Pandemie und dem damit verbundenen Fernunterricht hat sich aus Sicht der EU-Kommission der Bedarf an Bildungsangeboten gezeigt, die den kompetenten Umgang mit digitalen Technologien vermitteln. Der entsprechende Aktionsplan der Kommission umfasst zum einen das Thema Digital Literacy, also das Erkennen von Falschinformationen beziehungsweise relevanten Inhalten im Internet, andererseits Informatik- und Programmierkenntnisse bis hin zum Verständnis datenintensiver Technologien wie Künstlicher Intelligenz. Eine Empfehlung aus Brüssel dazu wird im Herbst erwartet, verhandelt werden soll sie frühestens unter tschechischem Ratsvorsitz im zweiten Halbjahr 2022.

 

Lebenslanges Lernen auf Hochschulbasis

Mit der Kommissionsempfehlung zu Micro-Credentials für lebenslanges Lernen und Beschäftigungsfähigkeit beschäftigt sich bereits der derzeitige französische Ratsvorsitz. Die Idee hinter Micro-Credentials ist, kleinere Lerneinheiten zu erfassen, um durch flexiblere und modulare Lernmöglichkeiten die Rolle der Hochschul- und Berufsbildung im lebenslangen Lernen europaweit zu fördern.

 

Das Bildungsministerium begrüßt grundsätzlich die Förderung eines flexiblen und arbeitsmarktbezogenen Kompetenzerwerbs, betont aber, die Qualität von vollwertigen Berufsabschlüssen beziehungswese Qualifikationen müsse dabei gewahrt werden. Zentral in den Diskussionen über Micro-Credentials seien daher die Themen Qualitätssicherung und Transparenz. Für die Hochschulen böten die neuen Lernformate Möglichkeiten, ihr Bildungsangebot qualitativ zu erweitern, neue Zielgruppen zu erschließen und Kooperationen mit außerhochschulischen Partnerinstitutionen auszubauen.

 

Erasmus+ soll Mobilität von Lehrenden fördern

Pandemiebedingt startete das neu aufgesetzte EU-Bildungsprogramm Erasmus+ 2021 vor allem mit digitalen Kooperationen. Zwar sollen die erworbenen Kompetenzen der Zusammenarbeit bei Projekten im virtuellen Raum auch künftig genutzt werden, doch hofft man 2022 wieder auf mehr physische Mobilität bei den grenzüberschreitenden Bildungsprogrammen für Lernende, Lehrende und Bildungsinstitutionen, heißt es im Bericht. Mit einer neuen Initiative, den Erasmus+ Lehrkräfteakademien, ist beabsichtigt, die Mobilität von Lehrenden verstärkt zu fördern. Der Bericht beschreibt diese Akademien als transnationale Partnerschaften von Einrichtungen im Bereich der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften. Ziel der Akademien seien eine Qualitätshebung in der Erstausbildung und eine Internationalisierung des Lehrberufs, wodurch dieser attraktiver werden sollte.

 

Mit dem Ziel, möglichst viele Menschen zu erreichen, richtet sich Erasmus+ zudem vermehrt an Personen aus benachteiligten Verhältnissen sowie an kleinere Bildungsinstitutionen ohne große finanzielle oder administrative Kapazitäten. Nach einer umweltfreundlicheren Ausgestaltung des Erasmus-Programms trachtet die EU mit dem Projekt "Green Erasmus", das inhaltliche Schwerpunkte auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit setzt. So wird umweltfreundliches Reisen ("Green Travel") gesondert bezuschusst.

Für Österreich sind laut Bericht von 2021 bis 2027 etwa 683 Mio. € an Erasmus-Fördermitteln der EU veranschlagt, außerdem würden gemäß EU-Verordnung auch Bundesmittel zur Umsetzung des Programms zur Verfügung gestellt.

 

Europäischer Forschungsraum neu aufgestellt

Das Jahr 2022 stellt die EU auch bei Forschung und Innovation ganz ins Zeichen großer gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Transformationen, besonders in den Bereichen Digitalisierung und ökologischer Nachhaltigkeit. Einen wesentlichen Beitrag dazu soll der aktualisierte europäische Forschungsraum (EFR) leisten, der im Jahr 2021 auf Schiene gebracht wurde. Als Basis für den erneuerten EFR dient der "Pakt für Forschung und Innovation in Europa" mit einem Wertekatalog für Forschung und Innovation (F&I) in der EU sowie bei F&I-Kooperationen mit Drittstaaten. Der Pakt definiert zudem Prioritäten für gemeinsame Aktionen in Forschung und Innovation in der EU und bekräftigt das Ziel, EU-weit 3% des BIP in Forschung und Entwicklung zu investieren. Dem Bildungsministerium zufolge hat Österreich seine F&I-Ausgaben in den letzten Jahren bereits über die 3%-Marke erhöht (3,19% des BIP 2019), während der Anstieg im EU-Durchschnitt weit geringer ausfiel, wodurch die EU-27 von den angepeilten 3% noch weit entfernt seien.

Bis zum Herbst 2022 will Österreich analog zur heimischen Strategie für Forschung, Technologie und Innovation seinen nationalen Aktionsplan für den EFR fertiggestellt haben. Beinhalten wird der Aktionsplan Maßnahmen auf europäischer Ebene – etwa Beteiligungen an Programmen wie der European Open Science Cloud (EOSC) - und innerstaatliche Initiativen wie eine Reform des Bewertungssystems für Forschende. 

 

Horizon Europe: Chance für Österreichs Forschung

Der Förderung von Innovationen und Schlüsseltechnologien zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen widmet das von 2021 bis 2027 laufende EU-Rahmenprogramm "Horizon Europe" mehr als die Hälfte (56%) seines 95,5 Mrd. € schweren Fördertopfes. Den Förderzuschlag in diesem Feld können Projekte erhalten, in denen Forschende beziehungsweise Einrichtungen aus zumindest drei Ländern an einem bestimmten Innovationsthema zusammenarbeiten. Ein erheblicher Teil dieser Mittel wird laut Bericht allerdings in "F&I Missionen" und in Europäische Partnerschaften fließen. Mit ihren Innovationsmissionen will die EU in einem Schulterschluss zwischen Forschung und sektoraler Politik Lösungen für offene Gesellschaftsprobleme finden, beispielsweise wirksame Krebstherapien. Partnerschaftsinitiativen gibt es als öffentlich-private Partnerschaften zwischen der EU und einer Industriesparte oder als öffentlich-öffentliche Partnerschaften zwischen der EU und einem Mitgliedstaat. Für das Jahr 2022 wurden Horizon Europe insgesamt 12,2 Mrd. € zur Verfügung gestellt.

 

Nachdem die Ausschreibungen zum Vorgängerprogramm Horizon 2020 nunmehr abgeschlossen sind, veröffentlicht das Bildungsministerium die aus heimischer Sicht erfreulichen Daten dazu. Demnach hat die österreichische Forschungscommunity bislang mehr als 1,85 Mrd. € an Fördermitteln eingeworben, nach Abschluss des Programms erwartet das Ministerium ein Fördervolumen von 2 Mrd. €. Das zu Programmbeginn gesetzte Ziel Österreichs von 1,5 Mrd. € sei also deutlich überschritten worden.

 

Insgesamt liegt nach Berechnungen der Europäischen Kommission der nach Österreich fließende Anteil an Fördermitteln aus Horizon 2020 derzeit bei 2,9% und damit über dem  Anteil Österreichs am EU-Budget von ca. 2,49 %. Österreich sei somit klarer Nettoempfänger in Horizon 2020. Auch bei der Erfolgsrate, also der Anzahl der bewilligten Beteiligungen gemessen an der Zahl der Einreichungen, liegt Österreich mit 17,3% klar über dem EU-Durchschnitt von 14,6%.

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