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Massnahmen aufgehoben: Dänemark verzeichnet während der Omikron-Welle nach sechs Wochen bereits doppelt so viele Corona-Tote wie nach fünf Monaten Delta

DMZ –  GESELLSCHAFT / LEBEN / Lena Wallner ¦           

KOMMENTAR

 

Eine Impfquote von über 80 Prozent der Bevölkerung hat Dänemark vergleichsweise gut durch die Delta-Welle des Coronavirus gebracht und veranlasste die Regierung sogar, nahezu alle Corona-Maßnahmen aufzuheben. Dänemark hatte sich als eines der ersten Länder in Europa hinreissen lassen, Maßnahmen zu streichen: Anfang Februar hob die Regierung sämtliche maßgeblichen Corona-Maßnahmen auf. Das Land feierte den "Freedom Day" (ein unsagbar schlecht gewählter Begriff). Bis auf vereinzelte Einreiseregeln muss die Bevölkerung keine Beschränkungen mehr beachten. Die Schweiz folgt seit heute diesem Beispiel.

 

Schweiz macht selben Fehler

Doch dann kam Omikron und neben den Infektionszahlen schoss auch die Zahl an Covid-Todesfällen in die Höhe. Experten warnen nun davor, bei etwaigen Lockerungsschritten ähnlich vorzugehen. Die aktuellen Infektionszahlen würden „gar nicht so gut“ aussehen. Wieso ausgerechnet die Schweiz, die europaweit ein sehr schlechtes Zeugnis vorzuweisen hat und fast 13'000 Todesfälle zu beklagen hat, trotzdem den selben Fehler macht ist unklar. 

 

Dänemark ist eine Warnung, dass man weiter vorsichtig und schrittweise nur öffnen sollte

Zwar hat sich mit Omikron die Fallschwere geändert, letztlich zeigt sich aber auch in Dänemark: Wenn Infektionszahlen stark ansteigen, dann auch die schweren Fälle und die Todesfälle. Das wird früher oder später wiederum zu einem Problem für die Krankenhäuser.

 

Laut Experten wie dem Immunologen Carsten Watzl dürften die großzügigen Lockerungen die aktuelle Pandemie-Welle in Dänemark deutlich verlängern – auch weil sich dort der ansteckendere Subtyp der Omikron-Variante, BA.2 durchsetzt.

 

„Mildes, aber schnelleres Virus tötet oft mehr“

Der bekannte und vielbeachtete amerikanische Virologe Eric Feigl-Ding liefert diese Einschätzung: "Ein „mildes, aber schnelles“ Virus tötet und schädigt oft mehr Menschen als ein Virus, das langsamer ist und schwerere Verläufe mit sich bringt. Selbst, wenn es nur doppelt so leicht übertragbar und ein Zehntel weniger tödlich ist. Omikron ist aber offenbar drei- bis viereinhalb Mal so ansteckend wie Delta."

 

So ist aktuell auch die Zahl all jener Menschen, die aufgrund einer Covid-Erkrankung in den Spitälern behandelt werden müssen, höher als bei der vorangegangenen Welle, kritisiert er die Erklärungsversuche der dänischen Regierung.

 

Während Österreich in einem neuerlichen Öffnungsgipfel über einen sogenannten "Freedom-Day" (ncoh einmal dieser grauslige Begriff) diskutiert, hat Dänemark einen ebensolchen bereits hinter sich. Sperrstunden, Abstands- oder Maskenvorgaben in Restaurants, Diskotheken oder bei Sportveranstaltungen haben ausgedient. Doch bereits knapp zwei Wochen nach der Aufhebung der Maßnahmen sind besonders unter internationalen Wissenschaftlern Zweifel laut geworden, die die Strategie als falsch sehen.

 

Aktuell verzeichnet das Land eine Sieben-Tage-Inzidenz von 5369 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner, die Hospitalisierungsrate ist auf dem höchsten Wert seit Beginn der Pandemie. Am Montag wurden 38.000 Neuinfektionen gemeldet. Todeszahlen schießen durch die Decke.

 

 

Wie die Schweiz gestern, begründete die dänische Regierung das Ende der Beschränkungen mit der hohen Impfquote in dem EU-Land und einem tendenziell milderen Krankheitsverlauf bei einer Infektion mit der Omikron-Variante. Doch für die Freiheit zahlt das Land schon jetzt einen hohen Preis, wie die Statistik der Todeszahlen nahelegt. Die Schweiz wird diesem Beispiel unweigerlich folgen.

Dänemark verzeichnet während der Omikron-Welle nach sechs Wochen bereits doppelt so viele Corona-Tote wie nach fünf Monaten Delta.

 

Ähnliches Bild in Spanien

Die Statistik zu den derzeitigen Todesfällen durch Omikron in Spanien zeigt ähnliches Bild. Am 11. Februar meldete das Land 251 Todesfälle. Zum Vergleich: Am ersten Dezember 2021 waren es 25. 

 

„Warnung aus Dänemark“

Auch die Virologin Sandra Ciesek erklärte im NDR-Podcast „Coronavirus-Update”: „Die Daten und Zahlen sehen auf den ersten Blick gar nicht so gut aus“.  Das Beenden der Corona-Regeln sei gerade einmal für zwei, drei Wochen gutgegangen. Auch wenn die Zahlen nur bedingt vergleichbar seien, hält Ciesek eine ähnliche Entwicklung auch in anderen Ländern möglich.

 

Der Schock sitzt noch immer tief. Nach den gestrigen Fehlentscheiden des Bundesrates ist ein Höhepunkt des Scheiterns in der Schweiz erreicht und wird für nachhaltige Schäden sorgen.

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