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AT: Fünf Initiativen für mehr Barrierefreiheit stellen sich im Parlament vor Auftaktveranstaltung der Zero Project Conference 2022

Auftaktveranstaltung zur Zero Project Conference 2022: 'Inklusion - Barrierefreiheit - Digitalisierung' Livestream der Auftaktveranstaltung  © Parlamentsdirektion / Johannes Zinner
Auftaktveranstaltung zur Zero Project Conference 2022: 'Inklusion - Barrierefreiheit - Digitalisierung' Livestream der Auftaktveranstaltung © Parlamentsdirektion / Johannes Zinner

DMZ –  POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦                               Auftaktveranstaltung zur Zero Project Conference 2022: 'Inklusion - Barrierefreiheit - Digitalisierung' Livestream der Auftaktveranstaltung © Parlamentsdirektion / Johannes Zinner     

 

Unter dem Titel "Inklusion – Barrierefreiheit – Digitalisierung" stellten sich bei der Auftaktveranstaltung zur Zero Project Conference 2022 im Parlament fünf internationale Initiativen vor. Abgeordnete aller Fraktionen hatten vorab ein bestimmtes Projekt ausgewählt, das konkrete Lösungen für mehr Barrierefreiheit in Österreich bieten soll.

 

Kroatien: Online-Service für Barrierefreiheit der Stadt Zagreb

Weil es für Menschen mit Behinderungen oft schwierig ist, sich in einer Stadt zurechtzufinden, hat die Stadt Zagreb ein Online-Service für mehr Barrierefreiheit geschaffen. Es zeigt an, ob Gebäude barrierefrei sind, ob sich auf Straßen Hindernisse wie etwa Stufen oder hohe Randsteine befinden und gibt in Echtzeit Informationen über (barrierefreie) Busse und Straßenbahnen. Die verantwortliche Initiatorin Marinka Bakula Anđelić berichtete, dass das Service in Zukunft zu einer Crowdsourcing-Plattform ausgebaut werden soll, sodass Freiwillige noch mehr Daten bereitstellen können. Sie zeigte sich bereit, andere Stadtverwaltungen bei der Erstellung eines solchen Services zu unterstützen.

 

Das Projekt habe den Dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer (FPÖ) auf Anhieb angesprochen, berichtete Michael Fembeck von Zero Project, der für den entschuldigten Präsidenten sprach. Es sei für Hofer besonders interessant gewesen, dass es sich um eine mittelgroße Stadt handle, die auch ein Vorbild für österreichische Städte sein könne. Hofer plane eine Reise nach Zagreb, um sich das Projekt im Detail anzusehen und möchte BürgermeisterInnen in Österreich motivieren, das Service umzusetzen. Konkretes Interesse gebe es bereits von der Stadt Wels.

 

Dänemark: BeMyEyes verbindet blinde Menschen mit Sehenden

Mit der App BeMyEyes aus Dänemark können sehende Freiwillige die Augen für blinde oder sehbehinderte Menschen sein. Das Service verbindet einen blinden Menschen per Video-Anruf mit einem sehenden, der dann beschreibt, was er sieht. Das Überprüfen eines Ablaufdatums oder das Lesen einer Gebrauchsanweisung wird damit etwa ermöglicht. Die App wird aber auch von Unternehmen eingesetzt, etwa für barrierefreies Kundenservice. Über 400.000 blinde und sehbehinderte UserInnen und über 6 Mio. sehende Freiwillige nutzen derzeit die App, legte Initiator Kerns Lane dar. Für ihn repräsentiert jeder Anruf einen Moment einer Barriere, aber auch eine gute Tat, die geleistet wird. Die Teilnahme sei eine bereichernde Erfahrung für alle Freiwilligen, die dadurch buchstäblich eine andere Perspektive vor Augen geführt bekommen.

 

Es gebe unzählige Momente, wo man sich als blinder oder sehbehinderter Mensch die Augen eines Sehenden ausborgen möchte, sagte die Abgeordnete Kira Grünberg (ÖVP). Doch auch die Freiwilligen würden durch dieses Service Barrieren erkennen – Barrieren, die vielleicht in Zukunft abgebaut werden können. Sie werde sich dafür einsetzen, die App auch in Österreich noch bekannter zu machen, sicherte sie zu.

 

Australien: Werkzeugkasten für barrierefreie Websites

Die Regierung Südaustraliens hat ein Online-Accessibility-Toolkit geschaffen, das bei der Erstellung von barrierefreien Websites und Online-Services helfen soll. Es ist frei zugänglich und enthält Anleitungen zu Themen wie Design oder User Experience. Erstellt wurde das Toolkit, das mittlerweile auch Regierungen anderer Länder eingesetzt haben, gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen. Das Toolkit sei entstanden, nachdem ein neues Gesetz für Barrierefreiheit in Kraft getreten sei, erzählte Eva Balan-Vnuk von der südaustralischen Regierung. Es sei darum gegangen, Barrieren für Menschen mit Behinderungen im digitalen Raum abzubauen, aber auch, Barrieren für die ErstellerInnen der Websites zu verringern. Sie hob die starke Einbindung der Community bei der Erstellung des Services hervor.

 

Die Abgeordnete Verena Nussbaum (SPÖ) bedauerte, dass Barrierefreiheit oft erst bedacht werde, wenn eine Website bereits fertiggestellt sei. Es sei aber wichtig, sie von Beginn an zu implementieren. Sie werde ihre Möglichkeiten als Mandatarin nutzen, um die Barrierefreiheit von Websites in Österreich, allen voran jenen der Bundesregierung, voranzutreiben.

 

Israel: App erleichtert Menschen mit Sprachbehinderungen die Kommunikation

Voiceitt ist eine Spracherkennungs-App, die es Menschen mit Sprachbehinderungen ermöglicht, mit ihrer eigenen Stimme und direkt mit anderen zu kommunizieren. Mithilfe von maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz erkennt die Smartphone-App die einzigartigen Sprachmuster ihrer NutzerInnen und ermöglicht es ihnen, ohne VermittlerInnen mit anderen zu kommunizieren. Je mehr Menschen die App nutzen, desto größer wird die Zahl an Sprachproben und desto intelligenter und effektiver wird die KI-Technologie. Künftig soll die Technologie auch Gesundheitsberufen zur Verfügung gestellt werden, um die App für die Kommunikation mit KlientInnen und PatientInnen zu nutzen.

 

Es sei das Ziel von Voiceitt, Menschen glücklicher und unabhängiger zu machen, betonte heute Sara Smolley, Mitgründerin von Voiceitt. Die App ermögliche Menschen, eine neue Lebensqualität zu erreichen und autonomer zu werden.

 

Bisher habe eine Software gefehlt, die schwer verständliche, undeutliche Sprache verstehen kann und es Menschen mit starken Sprachbeeinträchtigungen ermöglicht, mit ihrer eigenen Stimme zu kommunizieren und Geräte zu steuern, betonte Nationalratsabgeordnete Heike Grebien (Grüne). Mit der App werde die Selbstständigkeit und Lebensqualität der NutzerInnen erheblich verbessert.

 

Spanien/Türkei: Augen- und kopfgesteuertes digitales Musikinstrument

Für das Spielen der meisten Musikinstrumente sind ausgezeichnete motorische Fähigkeiten notwendig. Dadurch ist das Erlernen und Spielen von Musik für Menschen mit körperlichen Behinderungen allzuoft unzugänglich. Das digitale Musikinstrument Eyeharp möchte dem entgegen treten. Gesteuert durch die Augen- oder Kopfbewegungen der SpielerInnen können diese eine Melodie spielen, indem sie einfach auf die auf dem Bildschirm angezeigten Noten schauen. Das Instrument besteht aus einem Eye-Tracking-Gerät, das mit einer intuitiven musikalischen Schnittstelle kommuniziert.

Musik habe in ihrem Leben immer schon eine wichtige Rolle gespielt, sie geprägt und ihr viel Kraft gegeben, begründete Nationalratsabgeordnete Fiona Fiedler (NEOS) ihre Unterstützung für Eyeharp. Sie werde das Projekt auch künftig unterstützen und sich dafür einsetzen, dass möglichst viele Menschen von Eyeharp profitieren.

 

50 Mio. Menschen weltweit haben aufgrund einer motorischen Beeinträchtigung keinen Zugang zu konventionellen Musikinstrumenten, erklärte Zacharias Vamvakousis, Gründer und Geschäftsführer der Non Profit Organisation EyeHarp Association. Die "Augenharfe" gebe Menschen den Zugang zum Spielen von Musikinstrumenten. Dies sei insbesondere wichtig, weil Musizieren die Wahrscheinlichkeit von Angststörungen und Depressionen reduziere und sich positiv auf das Selbstvertrauen und die sprachlichen Fähigkeiten auswirke.

 

Barrierefreiheit wesentlich bei Neugestaltung des Parlaments

Die Zero Project Conference gebe dem Parlament und der Parlamentsdirektion immer wieder Anstöße für viele Aktivitäten, erklärte Parlamentsdirektor Harald Dossi abschließend. Die Renovierung des historischen Parlamentsgebäudes habe die Chance gebracht, Dinge von Grund auf neu zu gestalten. So würden alle baulichen Standards der Barrierefreiheit erfüllt werden. Zudem werden auch der Internetauftritt des Parlaments, aber auch die Bildungsangebote wie das neue Besucherzentrum unter dem Aspekt der Barrierefreiheit und Inklusion gestaltet.

 

 

Herausgeber / Quelle: Parlamentskorrespondenz Österreich ¦ 

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