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Frühlingsputz – ein sehr alter Brauch

DMZ –  GESELLSCHAFT ¦ Patricia Jungo ¦                             

 

Die Frühlingssonne ermuntert uns mit ihren warmen Strahlen, langsam vom Winter Abschied zu nehmen. Viele Menschen verspüren nun auch den Drang, den Frühjahrsputz einzuläuten. Wenn auch dieser Brauch nicht mehr ganz «en vogue» ist und sich auch zuweilen auf «Körper und Seele» ausgeweitet oder verlagert hat, gehört er für viele mehr oder weniger fest zur «Planung.»

 

Auch wer sich nicht direkt ans Umsetzen macht, wird unweigerlich daran erinnert, dass es doch wieder fällig wäre, mal «herauszuputzen». Dies ist spätestens dann der Fall, wenn die Nachbarn die Fenster auf Hochglanz putzen, die im Sonnenlicht tanzenden Staubwolken verjagt werden und Federbetten stundenlang über die Fenstersimse hängen. Und ja, der Frühjahrsputz hat schon etliche Jahre auf dem Buckel. Bereits bei den Römern war er fester Teil des Jahresverlaufs. Dabei war der Februar der offizielle Monat, in dem man dem Winter mit einem intensiven Reinigungsritual den Garaus machte.

 

«Februare» heisst nicht umsonst reinigen. Je nach Region fand der Frühlingsputz auch im März oder April oder gar erst in den Monaten ohne «R» statt. Das Saubermachen dauerte mehrere Tage und die ganze Familie packte mit an. Schliesslich hatte sich über den Winter eine Menge Schmutz angesammelt. Russ und Staub vom täglichen Befeuern des Ofens hatten es sich ja auch unübersehbar auf Wänden, Böden und Möbeln gemütlich gemacht. Kein Wunder brauchte es zum Hinaustransportieren der Möbel starke Arme, obwohl es bei der spärlichen Ausstattung nicht wirklich viel zu tragen gab. Auch die Deckbetten wollte gewaschen und im Freien getrocknet werden und sobald alles draussen war, konnten es im Innern des Hauses erst richtig losgehen. Es wurde umweltfreundlich mit Kehrspänen geputzt, die zurzeit auch ein kleines Comeback feiern. Putzen, fegen, schrubben erfolgte mit einem Gemisch aus Holzasche und Fett, auch Scheuersand aus sehr feinem Flusssand oder Soda kamen zum Einsatz.

 

Aber auch Renovieren war angesagt. Frauen, Männer und auch Kinder wirkten beim Frühlingsputz mit. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts betraf dieses Ereignis auch das ganze Dorf und bis in die fünfziger Jahre taten sich die Hausfrauen im Frühling zu einem «Mobilen Reinigungsdienst» zusammen und boten das Reinigen der Federbetten an. Das gemeinsame Arbeiten hielt die Motivation hoch, stärkte das Gefühl der Zusammengehörigkeit, schwang in der Freude auf das Neue, das der Frühling bringen würde und auch der Körper kam nach dem langen Winter ganz automatisch wieder in Fahrt. Gemeinsam ist man eben stark und erreicht Positives. Das hat sich bis heute nicht geändert; Gott sei Dank!

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