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Geheimnisvolle Antarktis

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Kein Kontinent der Welt birgt noch so viele Geheimnisse wie die Antarktis. Noch immer sind weite Teile der bizarren Welt aus Schnee und Eis unerforscht. Doch auf dem unwirtlichen Kontinent gibt es spektakuläre Naturphänomene und wimmelndes Leben – selbst unter dem Eis.

Die Antarktis hat entscheidenden Einfluss auf das Weltklima und die Meeresökosysteme. In mehr als 40 ganzjährig besetzten Forschungsstationen arbeiten Wissenschaftler an Projekten von Routinemessungen bis zur Grundlagenforschung.

Vulkane, unterirdische Seen, heiße Quellen: Die Antarktis hat viel mehr zu bieten als Eis und Schnee.

 

Die Antarktis ist der kälteste, trockenste und stürmischste aller Kontinente. Sie ist fast 40 mal so groß wie Deutschland und der einzige Erdteil ohne Bevölkerung. Auch im antarktischen Sommer (Dezember bis Februar) sind 99 Prozent der Antarktis mit Eis bedeckt, stellenweise bis zu 5000 Meter dick. Sie gilt als „natürliches Archiv“ für die Naturgeschichte der Erde und hat entscheidenden Einfluss auf das Weltklima und die über das Südpolarmeer verbundenen Meeresökosysteme. Zahlreiche Staaten nutzen sie als „wissenschaftliches Freiluftlabor“, was unter anderem zur Entdeckung des Ozonlochs geführt hat.

Mit einer Fläche von 14 Millionen Quadratkilometern ist die Antarktis größer als Australien – und ein Kontinent der Superlative. Hier gibt es Temperaturen von minus neunzig Grad, die kältesten Werte der Erde, und auch die Stürme sind nirgendwo sonst auf der Welt heftiger. Manche Orkane erreichen Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 330 Stundenkilometer. Neunzig Prozent des irdischen Eises befinden sich auf diesem unwirtlichen Kontinent, und niemand kann mit Sicherheit sagen, was es darunter noch alles zu entdecken gibt.

 

Als die Antarktis noch grün war...

Doch die Antarktis war nicht immer so ein lebensfeindlicher Ort. Erst vor ungefähr 34 Millionen Jahren begann die Vereisung. Davor war sie ein grüner Kontinent mit Pflanzen und Tieren, wie etliche Fossilienfunde zeigen. Es gab ausgedehnte Wälder, auch Dinosaurier lebten hier. Bis heute liegen noch etwa siebzig Seen unter der Eisdecke verborgen. Lange fehlte die Technik, um herauszufinden, welches Leben noch in ihnen herrscht. Doch inzwischen wissen Forscher: Der Artenreichtum in diesen unterirdischen Seen ist weit größer als bislang gedacht. Neben Bakterien gibt es sogar Hinweise auf Krebse oder sogar Fische.

 

Vertrag sichert die friedliche Nutzung

Bis heute ist die Antarktis der geheimnisvollste alle Kontinente. Noch im neunzehnten Jahrhundert wusste niemand, ob das Land im Süden der Erde überhaupt existiert. Erst 1820 setzte der Robbenjäger John Davies als erster Mensch einen Fuß auf das Festland. Seitdem kommen vor allem Forscher und Abenteurer in das ewige Eis. Und obwohl die Antarktis reich an Bodenschätzen wie Eisenerz, Chrom oder Platin ist, wird nichts davon abgebaut, denn seit 1959 ist der Antarktisvertrag in Kraft. Er schreibt eine friedliche und internationale Nutzung des Kontinents vor. Außerdem bleibt die antarktische Landschaft so von der Industrie und dem Massentourismus verschont.

 

Tätigkeiten in der Antarktis

In erster Linie wird in der Antarktis wissenschaftliche Forschung betrieben. In den derzeit über 40 ganzjährig besetzten Forschungsstationen arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – vielfach auch in internationaler Kooperation – an verschiedensten Projekten, die von Routinemessungen bis zu Grundlagenforschung reichen. Die deutschen Forschungsaktivitäten und -beiträge koordiniert das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven. Es stellt die erforderliche Ausrüstung und Logistik zur Verfügung und unterhält auch die im Februar 2009 eingeweihte, ganzjährig betriebene Neumeyer-III-Station sowie das Forschungsschiff „Polarstern“. Neben den traditionellen Forschungsgebieten wie Geologie, Geophysik, Biologie, Meteorologie rücken immer mehr Fragestellungen zum Thema Klimawandel in den Vordergrund. So wird z.B. mit Eiskernbohrungen im Rahmen eines europäischen Projekts der natürliche Klimawandel in den letzten 500.000 Jahren erforscht. Davon erhofft man sich Rückschlüsse auf den Einfluss der vom Menschen verursachten Umweltverschmutzung auf die derzeitigen Klimaveränderungen und eine Grundlage für Prognosen der künftigen Entwicklung. Auch werden Messungen von Treibhausgasen in der Atmosphäre durchgeführt sowie der Abbau der Ozonschicht über der Antarktis untersucht. Diese Forschungsprogramme verdeutlichen die wichtige Rolle dieses Kontinents für das Weltklima.

 

Eine andere zunehmende Nutzung der Antarktis stellen touristische Ausflüge dar. Es handelt sich überwiegend um Landausflüge von Personengruppen von Kreuzfahrtschiffen aus, doch nehmen die Auswirkungen des Tourismus auf die Arbeit der Forschungsstationen und auf die sensible antarktische Umwelt fortlaufend zu. Zum Schutz von Umwelt und Forschung verlangt das Umweltschutzprotokoll, dass Reiseveranstalter jede Reise von der national zuständigen Behörde (in Deutschland das Umweltbundesamt) genehmigen lassen. Daneben wurde von den Konsultativstaaten ein Berichtsformular ausgearbeitet, mit dem diese nach Abschluss der Reise wichtige Informationen zu ihrem Antarktisbesuch der zuständigen nationalen Behörde mitzuteilen haben. Auf der Konsultativtagung 1994 in Kyoto haben die Konsultativstaaten beschlossen, Antarktis-Touristen und Touristikunternehmen einen strengen Verhaltens- und Maßnahmenkatalog (einen sogenannten Besucher-Leitfaden) zum größtmöglichen Schutz der Tiere, Umwelt und wissenschaftlichen Forschung in der Antarktis mit auf den Weg zu geben.

 

Der Schutz der Antarktis

Der Schutz der Antarktis und ihrer empfindlichen Ökosysteme vor Umweltschäden hat auch auf Grund ihrer Bedeutung für das Weltklima für die Konsultativstaaten immer größeres Gewicht erhalten. Dabei standen viele Jahre die möglichen Auswirkungen von Bergbauaktivitäten auf die antarktische Umwelt im Mittelpunkt. Ein Ressourcenübereinkommen von 1988, das die Gewinnung mineralischer Rohstoffe unter Beachtung strenger Umweltschutzvorschriften zulassen sollte (CRAMRA), trat mangels Ratifikation nicht in Kraft. Stattdessen wurde der kommerzielle Abbau mineralischer Ressourcen sodann durch das Umweltschutzprotokoll von 1991 ausdrücklich verboten.

 

Das Protokoll und seine derzeit in Kraft stehenden fünf Anlagen umfassen materielle und Verfahrensregelungen für umweltgerechtes Verhalten auf dem 7. Kontinent, darunter eine Genehmigungspflicht für jede erhebliche Aktivität in der Antarktis (zum Beispiel Forschungsexpeditionen und Touristenreisen) und Umweltverträglichkeitsprüfungen. Deutsche Vorhaben in der Antarktis müssen daher vom Umweltbundesamt (UBA) genehmigt werden (§ 3 Umweltschutzprotokoll-Ausführungsgesetz). Die im Jahr 2005 angenommene, aber noch nicht in Kraft getretene sechste Anlage „Haftung für umweltgefährdende Notfälle“ ist die erste internationale Regelung zur Vermeidung und Kompensation von Umweltschäden in der Antarktis und ein wichtiger Schritt zu einem umfassenden Haftungsregime zum Schutz der antarktischen Umwelt sowie deren abhängiger und verbundener Ökosysteme.

 

Eine wichtige Rolle beim Schutz des antarktischen Ökosystems spielt das CCAMLR-Übereinkommen (Übereinkommen über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis von 1980). Zur Durchsetzung und Überwachung dieses Abkommens wurde die CCAMLR-Kommission mit Sitz in Hobart, Australien gegründet. Sie legt Quoten für den Fischfang in antarktischen Gewässern fest, kontrolliert deren Einhaltung und verfolgt seit 2011 auch das ausdrückliche Ziel, die Gewässer und das Schelfeis rund um den antarktischen Kontinent durch Meeresschutzgebiete besonders zu schützen. Eine zunehmende Bedrohung für das empfindliche ökologische Gleichgewicht stellt der illegale Fischfang (illegal, unregulated and unreported fishing, IUU) dar, durch den nicht nur die Fischbestände sondern auch der Bestand von Seevögeln, Robben und anderen Meeressäugern gefährdet wird. Immer wieder werden von den Anrainerstaaten des Südpolarmeeres Schiffe beim verbotenen Fischfang überrascht, aufgebracht und der Fang beschlagnahmt. Eine umfassend wirksame Bekämpfung des IUU-Fischfangs ist in den unwirtlichen und weitläufigen antarktischen Gewässern jedoch schwierig. Im Jahr 2016 einigten sich die CCAMLR-Vertragsstaaten erstmals auf die Ausweisung eines umfassenden Meeresschutzgebietes im Rossmeer. Derzeit beraten sie auch über zwei Vorschläge der EU und ihrer Mitgliedstaaten zur Ausweisung weiterer umfassender Meeresgebiete im Bereich der Ostantarktis (maßgeblich von Frankreich erarbeitet) sowie im Bereich des artenreichen bisher von Fischerei weitgehend unberührten Wedellmeeres (maßgeblich von Deutschland erarbeitet).

 

 

 

Quellen / Literatur: 


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