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Das "Bürgerforum Schweiz" sieht die Frauen als Treiberinnen der „Coronapanik“

DMZ –  GESELLSCHAFT ¦ Walter Fürst ¦                              

 

Bisher haben wir das Fake-News Portal „Bürgerforum Schweiz“ jeweils ignoriert, da bisher kein ernstzunehmender Beitrag veröffentlicht wurde. Nun aber, wurde wohl die absurdeste Schöpfung der selbsternannten Überwacher der Corona-Politik („Im Rahmen des Bürgerforums Schweiz sind Personen aktiv, die sich mit legalen Mitteln dafür einsetzen, die Corona-Politik von Bundesrat, BAG und kantonalen Gesundheitsdirektionen zu untersuchen, öffentlich zu kritisieren und zu optimieren.“) auf ihre Leserinnen und Leser losgelassen. In der Einleitung des anonym verfassten „Artikels“ des Blogs wird festgehalten: „Bürgerliche Politiker beklagen seit Jahrzehnten eine schädigende Verweiblichung der westlichen Gesellschaften. Familie, Armee, Volksschule, Kultur, Behörden, Politik etc. unterliegen demnach einer übertriebenen Feminisierung. Kritikpunkte sind: Verweichlichung, Abnahme der Disziplin und Leistungsbereitschaft, Nivellierung der Anforderungen nach unten, Aufblasen der Personalbestände, ausufernder Klientelismus, Verlust von Führungsstärke, Nannysierung des Staates = staatliche Betreuung und Bevormundung von der Wiege bis zur Bahre.“ Wie bitte?!

 

Um sich dann in einem zweiten Absatz etwas versöhnlicher zu geben: „Grundsätzlich gilt: Der angemessene Beitrag der Frauen kann wunderbare Folgen für Familie, Gesellschaft und Politik haben. Leider wurde dieses gute Mass in westlichen Nationen längst überschritten. Dass die Einführung des Frauenstimmrechts sich auf den Gang der Dinge in Demokratien auswirken würde, war klar. Dass der Einfluss der Frauen auf die Gesellschaft jedoch so schädliche Folgen nach sich zieht, konnten sich die wenigsten vorstellen.“

 

Wie ironisch wird angefügt: „Wir grenzen uns ab gegenüber jeder Hassideologie (z.B. Links- und Rechtsextremismus, Rassismus) und jeder Verschwörungstheorie, welche historische und zeitgenössische Personen pauschal und unbewiesen schwerwiegender persönlicher und politischer Verbrechen bezichtigt (z.B. Qanon).Wir distanzieren uns von Organisationen und Personen, die unter Verschweigen ihres destruktiven ideologischen Gedankenguts in Zusammenarbeit mit dem Bürgerforum Schweiz treten. Bei Bekanntwerden solcher Sachverhalte unternimmt die Projektleitung des Bürgerforums umgehend die notwendigen Schritte der öffentlichen Distanzierung, des Rückzugs aus der Zusammenarbeit oder des Ausschlusses.“ Surft man durch die Seiten dieser Website stellt man allerdings rasch fest, dass genau das, was sie ausschliessen, Programm ist.

 

Dies zu lesen auf einem Blog, der notabene auch von Frauen betrieben wird. Zum Gründungskomitee gehören nach eigenen Angaben; Busch Daniel Johannes, Informatiker, Götzl Martin, Berufsschullehrer, Graf Barbara, Kursleiterin, Hafner Patrick, Prof., Dozent FH, Kübler Markus, Software Engineer, Neukom Jörg & Susanne, Sozialpädagoge & Kindergarten- und DAZ-Lehrerin, Regli Daniel & Vreni, Publizist/Dr. phil. Historiker und Landwirtin und Werder Patrick, ein ref. Pfarrer.

 

Die Projektleitung liegt bei Daniel Regli, ehem. SVP-Gemeinderat, der während einer Budgetdebatte im 2017 in menschenverachtender Art und Weise über Homosexuelle herzog. Etliche Parlamentarier versuchten, ihn mit Zwischenrufen zu unterbrechen, andere verliessen den Ratssaal. Regli hatte sogar die erhöhte Selbstmordrate unter Homosexuellen mit deren Sexualpraktiken erklärt. Auch bei „Marsch fürs Läbe“ (Coronaleugner-Gruppierung u.a. um Johannes Läderach, CEO des Chocolatiers Läderach und der emeritierte Weihbischof von Chur, Marian Eleganti) musste er das Präsidentenamt abgeben, weil er sich bei seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern mit der Aussage „um 400 hochbetagten Menschen etwas zusätzliche Lebenszeit zu ermöglichen, mutet der Bundesrat der ganzen Bevölkerung einschneidende Massnahmen und unermessliche Schäden zu“, unbeliebt machte.

 

Diese Ideologie ist gefährlich

Wir haben Dr. Marko Kovic, u.a. Sozialwissenschaftler und Journalist, kontaktiert und gefragt, wie er solche Aussagen, Gruppierungen einordnet und wie gefährlich diese sind. „Die reaktionären Thesen des "Bürgerforum Schweiz" entbehren jeder Empirie und Logik. Sie sind Ausdruck einer antidemokratischen, illiberalen Ideologie, die nicht zuletzt das Putin-Regime seit zehn Jahren gezielt als Propaganda einsetzt und streut. Diese Ideologie ist gefährlich, weil sie an den Grundfesten der Demokratie und der freien Gesellschaft rüttelt.“

 

Der Verein macht denn auch munter Stimmung, wann immer er kann und hat zu jedem Thema die Wahrheit. Auch aktuell zum Krieg in der Ukraine: „Dass die Schweizer Neutralität i.d. Nazizeit zu Ungunsten der Juden schlecht gehandhabt wurde, hebt den Sinn der Neutralität nicht auf. Der langjährige Aggressor im Ukraine-Konflikt sind USA/NATO/EU. Die Schuldfrage ist komplex & Neutralität erforderlich!“

Auffällig ist auch die Nähe zu Marco Rima, Andreas Thiel und anderen Coronaleugnern. Ausserdem werden mit Vorlieben Tweets von SVP-Politikern geteilt und promotet.

 

Frauenfeindlich

Zurück zum Grund, wieso wir uns diesem „Verein“ trotz Irrelevanz zuwenden. Die massiven frauenfeindlichen Statements. So schreiben sie Verantwortlichen z.B., dass „die Damen“ für solche Kritik (wie oben erwähnt) „natürlich kein Ohr haben“. Sie seien „von ihrer Qualität überzeugt“. Dabei würden die Frauen „auf der möglichst paritätischen Besetzung von Führungspositionen in Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Kultur und Politik“ beharren. „Dass dies dem Wettbewerb der Kompetentesten schadet, ist den autonomen Ladys egal. So schreitet die Schwächung der Systeme laufend voran. Starre oder gar ideologisch überzeichnete Quoten hieven immer mehr Frauen in Aufgaben, denen sie nicht gewachsen sind. Feminine Seilschaften verstärken das Problem zusätzlich, weil Frauen in führender Stellung ihre „Leidensgenossinnen“ gerne in weitere Leitungsaufgaben und Anstellungen einsetzen. Und die horrend überteuerte Bürokratie wächst und wuchert weiter.“

 

Aber damit nicht genug – der geäusserte Schwachsinn (man kann es einfach nicht anders benennen) kennt keine Grenzen. Männer seien eher Jäger, Ausbeuter und Krieger. Frauen erlägen dagegen eher dem Manipulieren, Intrigieren und Bevormunden, um Dominanz zu entwickeln. „Gerade die Coronakrise hat deutlich gemacht, wie Gesellschaften aus dem Rahmen fallen, wenn feminin-ängstlicher Einfluss überwiegt. Einer grossen Schar von Politikerinnen, Virologinnen und Ethikerinnen mit überfordertem, gutmenschlich-triefendem, vernebeltem Gesichtsausdruck wurde Macht übertragen, Völker in Panik, Unterwerfung und Schädigung zu versetzen.“

 

Der Verein ist ebenfalls davon überzeugt, dass „Mädchen eher mit Puppen spielen.“ „Wo Männer eher zu wenige Gefahren erkennen, verfallen Frauen sehr oft einer übergrossen Vorsicht. Natürlich würden sie es weit von sich weisen, dass sie von irrealer Angst und Panik gepackt sind.“

 

„Die fehlende Risikobereitschaft und die Ängstlichkeit der Frauen haben sich im Verlauf der letzten Jahre stark in Politik und Gesellschaft festgesetzt. Immer muss etwas bewahrt werden. Die sterbenden Wälder, die Robbenbabys, die Biodiversität, der Bodymass-Index, das Klima. Überhaupt muss die Welt jederzeit gerettet werden. Der Himalaja wird abschmelzen und der Meeresspiegel wird furchtbar steigen. Cholesterin und Zucker müssen radikal eingeschränkt werden. Auf jedem Zigaretten-Paket prangt gross eine fette Lüge: „Rauchen tötet!2 Dabei wüsste jeder seit Urzeiten, dass die Dosis das Gift macht. Gelegenheitsraucher, die genussvoll ihre Zigarre oder Pfeife dampfen, sind keineswegs in Lebensgefahr. Aber was kümmern Fakten unsere Nannys an den staatlichen Gesundheitshebeln!? Wir leben schliesslich in postfaktischen Zeiten.“

Bürgerforum Schweiz

 

Corona-Politik

Der Verein gibt sich überzeugt, dass „zu den Falschaussagen wegen der Gesundheit“ sich dann „immer dickeres Fabulieren bezüglich Klima und Gender“ dazugesellten. So hätte sich grosse Teile der Bevölkerung daran gewöhnt, mit irrealen Drohungen und falschen Fakten gegängelt, gedrillt, gehetzt, geplündert und eingeschränkt zu werden. Der Nährboden für die Coronapanik sei also bestens vorbereitet gewesen. Der Verein stellt in diesem kruden und absurden Text dann die Frage: „Warum hatten überzeichnende Frauen bei der Schwächung von Gesellschaft und Politik ein so leichtes Spiel?“. Und hat natürlich auch die Antwort parat: „Als sich die Frauenbewegung gesellschaftliche und politische Bahn brach, traf sie somit auf ein Heer opportunistischer Politiker, deren Rückgrat schon beachtliche Beugungsfähigkeit erreicht hatte. Es kam, wie es kommen musste. Grosse Teile von Gesellschaft und Politik wurden überfürsorglich, ängstlich, irreal, wahnhaft. Für die Steuerleute der Coronaepoche war es somit ein Kinderspiel, die Völker in Panik zu versetzen.“

 

Als Fazit wird der geneigten Leserschaft erklärt, dass in der Unabhängigkeitserklärung der USA die wichtigsten Werte definiert würden, nach denen die Gründerväter ihre Nation aufgebaut haben: "Leben, Freiheit und das Jagen nach Glück." Auch das Schweizer Volk habe während Jahrhunderten solche und weitere konstruktive Werte erstrebt. Mit grossem Erfolg. „Lebenswillige und lebenstüchtige Minderheiten“ würden sich dann vielleicht „in alternativen, staatsfernen Strukturen sammeln oder der Schweiz den Rücken kehren. Es gibt ja noch andere wunderschöne Flecken auf diesem Planeten, wo man risikohaft leben und gedeihen kann.“ Dass Frauen in diesem „Verein“ Mitglied sind, ist unfassbar, ebenso wie der gesamte Inhalt auf diesem Fake-Portal.

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