
DMZ – POLITIK / Urs Berger ¦
KOMMENTAR
Die in den westlichen Ländern umstrittene Organisation «White Helmets» aus Syrien greift vorerst passiv in den Krieg in der Ukraine ein. Sie rät den Ukrainern zu drastischen Mitteln. Unter anderem sollen die Ukrainer dem Westen und deren Alliierten nicht vertrauen.
Die Washington Post hat heute einen mehrseitigen Bericht zum Ukraine Krieg publiziert und diesen mit dem Bürgerkrieg in Syrien verglichen. Dabei schreibt die Zeitung über das Versagen des Westens, der Allianzen wie der NATO und der UNO. Gleichzeitig prangert sie auch die Behandlung der syrischen Flüchtlinge im Vergleich mit diesen aus der Ukraine an. Offenbar, so die Zeitung, gelte im Westen eine andere Politik bei Flüchtlingen aus Europa als aus dem Maghreb. Das UNHCR habe einen anderen Standard «vor der eigenen Türe» als auf dem afrikanischen Kontinent.
Dabei stützt sich die Post dabei auf verschiedene Quellen im Umfeld des Hilfswerkes als auch auf Berichte der «White Helmets». So sollen die Illegalen Pushbacks der Frontex im «Einklang mit dem UNHCR erfolgen». Dies vor allem auf humanitären Überlegungen. In Europa, so die Post weiter, sei eine überbordente Fremdenfeindlichkeit vorhanden. Dies sei nicht neu, sei aber in den letzten Jahren vor allem in den Ländern Polen, Ungarn und Bulgarien noch verstärkt worden. Auch sei unter dem letzten US-Präsidenten Donald Trump diese Facette in die USA übergeschwappt. Ein Kontakt bei en «White Helmets» habe entsprechende Mails vorlegen können, die diese Annahmen nun bestätigen würden. Dabei sei auch ein Vorschlag gewesen, welche das UNHCR an die Frontex versandt habe. Dabei sollen nicht nur die Pushbacks gelobt worden sein, sondern auch die Lager in «Griechenland und anderen Ländern der EU.» Diese Angaben, so die Post indes weiter, konnten noch nicht auf deren Wahrheitsgehalt überprüft werden.
Die Checkliste der «White Helmets» an die Ukraine
Bestätigen konnte die Post indes die Tipps welche die «White Helmets an die Ukrainische Bevölkerung gaben. Diese umfassen neben dem Vorgehen gegen die Russische Invasion und den Krieg auch Hinweise auf die Zusammenarbeit mit dem UNHCR und anderen Hilfsorganisationen. Die wichtigsten Punkte sind in den Augen der Syrier die Folgenden:
- Alle Einsätze vor Ort sollen mit einer Go Pro Kamera gefilmt werden. Diese sollen für kommende Gerichtsverhandlungen vor dem internationalen Kriegsverbrecher Gericht aufbewahrt werden. Dies könne zu Verurteilungen von solchen Verbrechen führen.
- Keine Informationen an die UNHCR geben. Diese Informationen würden von Russland direkt gegen die Bevölkerung eingesetzt werden. In Syrien wurden damit ganze Stäte und Dörfer wortwörtlich ausgehungert und gleichzeitig bombardiert. Um den Widerstand zu brechen.
- Keine Kommunikation über Mobiltelefone oder andere Kommunikationsmittel. Dies soll auf jeden Fall vermieden werden. Russland würde diese Informationen ebenfalls zur Lokalisation von «Menschenansammlungen und Widerstand deuten» und entsprechende Angriffe fliegen oder mit Artillerie beantworten. Die Ukrainer sollten auf Funkgräte mit kleiner Reichweite, so genannte Walkie-Talkie, ausweichen.
- Nach einem Bombenangriff sollen die Ukrainer mindestens 15 – 30 Minuten zu warten. Dies sei hart, da man die Schreie der Verletzten hören würde, aber unvermeidlich. Russland würde meistens in einem zweiten, folgenden Schlag die Helfer angreifen. Dies sei die Vorgehensweise der Luftwaffe Russlands.
- Die Routen der Flüchtlingskonvois sollen die Ukrainer nicht mit Russland abmachen. Diese Konvois würden mit der Artillerie Russlands angegriffen werden. Auch wenn eine Feuerpause vereinbart worden sei, würde Russland diese nicht einhalten.
- Die Widerstanskämpfer der Ukraine sollten sich immer in kleinen Gruppen bewegen und den Feind an der Grenze oder die Nachschubkolonnen angreifen. Dies sei sehr effektiv.
- Als letzten Punkt weisen die «White Helmets» darauf hin, dass die Ukrainer alle Schulen und Spitäler schliessen und an «unbekannte Orte» verlegen sollen. Der Transport von verletzten, so die Organisation weiter, soll in nicht beschreibenen oder gekennzeichneten Fahrzeugen erfolgen. Dadurch würden die Verantwortlichen des russischen Heeres, der Luftwaffe und des Geheimdienstes keine «humanitären Ziele» mehr treffen können.
Nein zu NATO und UNO – Keine Informationen weitergeben!
Die «White Helmets» schliessen ihre Tipps mit dem Hinweis ab, dass die Ukraine keine Hilfe von der NATO oder der UNO erhalten werde. «Es ist eine Utopie, an diese Staatengemeinschaften zu Appellieren. Die NATO wird nicht eingreifen, da die Ukraine nicht in ihrer Allianz ist und vermutlich auch nie sein wird. Schwieriger ist der Umgang mit der UNO. Solange Russland im Sicherheitsrat ist, wird dieser nie eine bindende Resolution gegen die Aggression in der Ukraine verabschieden. Dies ist, wie wenn man mit einem Metzger vereinbaren würde, in Zukunft keine Tiere mehr zu töten und das Fleisch dieser zu verkaufen.»
No-Fly Zone und Wirtschaftskrieg – Ethisch vertretbar?
Während die Ukraine immer wieder an die internationale Staatengemeinschaft appelliert, eine No-Fly-Zone einzurichten, werden diese von den westlichen Staaten zurückgewiesen. Mit dem Hinweis, nicht aktiv in die Kriegshandlungen einzugreifen. Dennoch wirft das Verhalten Fragen auf. Sind über zwei Millionen Flüchtlinge und über 100`000 Tote in den ersten beiden Kriegswochen nicht ein Zeichen dafür, dass hier ein Gegenschlag angeordnet werden sollte? Sind die Sanktionen an Russland, welche nun auch die Bevölkerung und nicht nur die Oligarchen und Putin betrifft noch zu halten? Wie soll der nun aufkommende «Wirtschaftskrieg» mit Russland und dem Westen weitergehen?
Am Ende muss sich der Westen die folgende Frage stellen: Mit welchen, ethischen, persönlichen und anderen Auswirkungen wollen wir weltweit Leben?
Eine Antwort, die für alle tragbar ist, wird es nicht geben. Dafür wird es weltweite Verlierer geben. Nur zu welchem Preis?
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