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Echte Held*innen – Menschen mit Down-Syndrom behaupten sich in der Arbeitswelt

DMZ –  SOZIALES ¦ Dr. Eric Scherer ¦                                 

 

Wir lieben Superhelden. Stimmt doch. Ob die Helden aus Marvel-Comics und Hollywood. Oder jetzt aktuell die Helden in den systemrelevanten Berufen. Aber auch viele Manager wollen Helden sein, und versuchen übermenschliche Kräfte zu zeigen. Nach dem Sitzungsmarathon unter der Woche noch schnell ein echter Marathon am Wochenende. Wir leben in einer Hochleistungsgesellschaft und wir alle sind gefordert. Da werden die «kleinen Helden» schnell vergessen. Menschen mit Trisomie 21 beispielweise.

 

Von Menschen mit Trisomie 21 sagt man, dass sie lieb und nett sind. Immer vergnügt. In den Boulevardblättern der Schweiz sind sie noch immer eine gern gesehene Alternative zu allerlei Tierbildchen und sonstigen Dingen für die Tränendrüse. Aber Menschen mit Trisomie 21 wollen vor allem eines: von der Gesellschaft anerkannt werden. Sie wollen Teil der Gesellschaft sein. Sie wollen nicht in geschützten Werkstätten arbeiten, sondern drängen in den ersten Arbeitsmarkt.

 

Die gute Nachricht: das ist möglich! Mittlerweile gibt es immer mehr Beispiele von Menschen mit Trisomie 21, die sich ihren Platz im ersten Arbeitsmarkt erkämpft haben. Als Landschaftsgärtner, als selbstständige Unternehmer mit eigener Wäscherei, als Masseur, oder als Pflegekraft und Gesellschafter für Menschen mit Demenz. Es gibt noch unzählige weitere Beispiele und es werden immer mehr.

 

Am 21.03. ist Welt Down-Syndrom-Tag. An diesem Tag stehen Menschen mit Down-Syndrom einmal im Mittelpunkt. Dieses Jahr wollen wir allen klar machen: Menschen mit Trisomie 21 sind Helden. Weil sie tagtäglich mit ihren eigenen Einschränkungen zu kämpfen haben und trotzdem dabei sein wollen. Weil ihnen das Sprechen schwer fällt, was nicht heisst, dass sie alles bestens verstehen. Weil man in der Schweiz heute noch immer eine Art «idealer Karrierepfad» über Sonderschule in Heime und geschützte Werkstätten vorgedacht wird, aus dem sie ausbrechen. Dieser Kampf hat etwas Heldenhaftes. Es braucht Energie und Durchsetzungswillen. Mehr als bei den meisten Menschen. Es braucht aber auch Helfer und Firmen, die bereit sind, individuelle Lösungen zu schaffen. Sonst würden unser Held*innen untergehen. Die Gesellschaft, die Arbeitswelt, Arbeitgeber, müssen sich öffnen und Menschen mit Trisomie 21 Vertrauen schenken. Dieses Vertrauen ist wichtig. Aber es lohnt sich auch, denn Menschen mit Trisomie 21 haben häufig besondere Fähigkeiten, die man sonst selten findet. Dazu gehört sicher Geduld, Langmut, Hilfsbereitschaft und eine besondere Form der Aufmerksamkeit für kleine Dinge.

 

insieme21, die Vereinigung von Menschen mit Down-Syndrom und ihren Angehörigen in der deutschsprachigen Schweiz hat daher eine Serie von Videoporträts erstellt, in dem Menschen mit Down-Syndrom und ihre Arbeit vorgestellt werden. Die Clips sind bei Youtube über den Kanal von insieme21 verfügbar (bit.ly/3p5iRMD).

 

Anlass in Emmen

Am Sonntag, 20.03.2022, findet in Emmen ein Informations- und Festanlass statt. Dabei wird das Thema «Menschen mit Trisomie 21 in der Arbeitswelt» gezielt beleuchtet. Mehr Informationen finden Sie unter www.insieme21.ch

 

Zahlen und Fakten zu Trisomie 21

Was ist Trisomie 21? Trisomie 21 ist eine unveränderbare, genetische Besonderheit. Anstelle von 23 Chromosomenpaaren weisen die Zellen der Menschen mit Trisomie 21 ein zusätzliches Chromosom 21 auf; üblicherweise hat jeder Mensch nur zwei davon. Das Chromosom 21 ist bei ihnen jedoch dreifach vorhanden, man spricht daher von «Trisomie 21».

 

Was bewirkt das Extra-Chromosom? Aufgrund dieses überzähligen Chromosoms haben Menschen mit Trisomie 21 körperliche Besonderheiten, die sie von anderen Menschen unterscheiden. Viele dieser körperlichen Besonderheiten sind einzeln auch bei Menschen ohne Trisomie 21 zu finden. Das kombinierte Auftreten dieser Besonderheiten ist typisch für Trisomie 21. Typische Merkmale betreffen u.a. die Kopfform, die Augen und die Ohren, den Körperbau allgemein oder auch den Muskeltonus. Mit einer erhöhten Häufigkeit treten auch organische Schäden wie Herzfehler oder Magen- und Darmstörungen auf. Wie ausgeprägt die körperlichen und geistigen Auswirkungen von Trisomie 21 sind, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

 

Die kognitiven Fähigkeiten von Menschen mit Trisomie 21 weisen eine enorme Streubreite auf. Die Spanne reicht von starken Einschränkungen bis hin zu durchschnittlicher Intelligenz. Gewissen Menschen mit Trisomie 21 bleibt die Sprache verwehrt, andere wiederum halten Reden oder schreiben Bücher. Die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit und damit auch die Lebenssituation von Menschen mit Trisomie 21, lassen sich mit gezielter, individueller Förderung deutlich bis markant verbessern.

Einfluss nicht-medizinischer Faktoren Die genetischen Voraussetzungen sind ein Aspekt, der die Entwicklung von Menschen beeinflusst. Umfassende Förderung, gesellschaftliche Einbindung und gezielte Lernstrategien helfen, Einschränkungen auszugleichen und ihre besonderen Begabungen zu fördern. Die Erfahrung zeigt, dass Menschen mit Trisomie 21 sich Zusammenhänge und Wissen anders als die Mehrheit der Menschen aneignen. Gefragt sind Vorbilder, Mitdenker*innen, Förder*innen und Mitmenschen, die gemeinsam den Alltag ermöglichen und gestalten.

 

Die wohl wichtigsten nicht-medizinischen Faktoren für die menschliche Entfaltung sollen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben: Liebe, Vertrauen und ehrliche Zuwendung.

 

Insieme 21 stellt sich vor

Unsere Mitglieder sind v.a. Familien aus der ganzen deutschsprachigen Schweiz, mit und ohne Trisomie 21. Wir publizieren viermal im Jahr eine eigene Zeitschrift. Wir unterstützen unsere Mitglieder mit Fachseminaren, Sprechstunden mit anerkannten Experten, Weiterbildungsprogrammen, individueller Familienbegleitung und natürlich mit vielen Events, die einfach nur Spass machen. Pro Jahr kommen wir so auf Dutzende Termine und Veranstaltungen – normalerweise natürlich. Wir sind Teil des Dachverbandes insieme, der sich um Menschen mit geistiger Beeinträchtigung kümmert.

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