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Vertrauen ist gut, Vertrauen schaffen ist besser

DMZ – GESELLSCHAFT / LEBEN ¦ Peter Metzinger ¦     

 

Zum Internationalen Tag der Faktenüberprüfung ein paar Gedanken über die Wurzeln des Übels, das Faktenchecks überhaupt notwendig macht. Wieso braucht es überhaupt Faktenchecks?

In letzter Zeit wird viel darüber geschrieben, dass Pandemie-Leugner und -Verharmloser, Impfgegner und so genannte Corona-Skeptiker nun Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine verteidigen. Gleichzeitig verharmlosen sie grausame Menschenrechtsverletzungen durch die russische Armee. Als Begründung dient ihnen die Geschichtsklitterung in Putins Propaganda-Kanälen.

 

Zwar wurde ein wenig spekuliert, warum das so ist. Jedoch hat man dem Thema meiner Meinung nach bisher zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

 

CORRECTIV zu Beispiel schreibt dazu

 

«Auf den ersten Blick stellen sich die meisten von ihnen gegen den Mainstream…»

In diesem Zitat liegt eine mögliche Ursache versteckt: ein generelles Misstrauen gegenüber den klassischen, durch Steuern oder Werbung finanzierten Medien.

 

Was haben diese Themen gemeinsam?

Gräbt man noch eine Schicht tiefer, erkennt man, dass hinter diesem Misstrauen eigentlich ein generelles Misstrauen gegenüber westlichen Regierungen, Behörden, Medien und Konzernen steckt.

 

Dafür spricht auch die Tatsache, dass Corona-Skeptiker und Putin-Versteher oft auch noch Falschinformationen zum menschengemachten Klimawandel und zur neuen Mobilfunkgeneration 5G glauben und verbreiten.

 

Was sonst könnte diese völlig unterschiedlichen Themen verbinden, wenn nicht ein generelles Misstrauen gegenüber Regierungen, Behörden, Medien und Konzernen? Doch wo kommt dieses her?

 

Leider ist das Misstrauen durchaus berechtigt. Eine Behörde, die entgegen aller wissenschaftlichen Erkenntnis verbreitet, Masken schützten vor Infektionen nicht, nur um ein paar Monate später eine Maskenpflicht einzuführen, verdient unser Vertrauen nicht. Zumindest dann nicht, wenn bewusst gelogen wurde. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Gleiches gilt für Konzerne, unter denen es – wie überall – schwarze Schafe gibt. Deren Fehltritte werden nicht selten durch sensationsträchtige Medien so dargestellt, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung den Eindruck bekommt, die gesamte Wirtschaft sei korrupt oder sonstwie schändlich.

 

Das Misstrauen gegenüber Konzernen und der eigenen Regierung ist also durchaus berechtigt. Es führt aber in der Folge auch zur Ablehnung von Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen, wenn diese durch eine Regierung oder einen Konzernen vertreten werden.

 

Stattdessen glaubt die selbst ernannten Skeptiker auf der Suche nach der Wahrheit, dann eher so genannten «Alternativen Medien». Denn diese bieten durch ihre Kritik an Regierungen, Behörden und Konzernen eine neue Heimat und Identifikation. Dieses Gefühl von Heimat verhindert dann, dass vermeintliche Skeptiker die «Alternativen Medien» genauso kritisch hinterfragen, wie die «offiziellen» Kanäle.

 

Für diese Hypothese spricht das Ergebnis einer Studie, die sich mit der Frage befasste, wieso 5G-Gegner durch Fakten kaum zu überzeugen sind:

 

Dass viele Menschen dem neuen Mobilfunkstandard skeptisch gegenüberstehen, liegt nicht an der Faktenlage. Vielmehr stellt mangelndes Vertrauen in die Behörden für die Akzeptanz von 5G eine entscheidende Hürde dar. (Quelle: Higgs)

Eine andere Hypothese lautet, die gemeinsame Quelle sei verantwortlich.

 

Falschinformationen zu COVID-19, Impfungen, Klimawandel, 5G und neuerdings auch dem Krieg gegen das ukrainische Volk werden seit Jahren ganz erheblich durch die gleichen Kanäle verbreitet. Bei nicht wenigen davon handelt es sich um russische Propaganda-Kanäle. Diese dienen dem Regime Putins dazu, mittels gezielter Desinformation den Westen zu spalten und zu destabilisieren.

Der Kreml nennt dies «Hybride Kriegsführung» oder auch verharmlosend «Public Diplomacy».

 

Auch diese Hypothese ist nicht von der Hand zu weisen, denn letztendlich sind es russische Propaganda-Kanäle wie RT und andere, die von Behörden-Skeptikern als so genannte «Alternative Medien» genutzt werden. Dort decken sie sich mit «Alternativen Fakten» ein, die sie dann verbreiten. Sie tun dies, im fatalen Irrglauben, damit die Welt zu retten und die Freiheit zu verteidigen, und bewirken doch genau das Gegenteil.

 

Falschinformationen können niemals die Basis guter Entscheidungen sein.

 

Was können wir tun im Kampf um die Wahrheit und gegen Desinformationskampagnen?

Ähnlich wie beim Klimawandel und der Pandemie setzt auch der Kampf um die Wahrheit, für die Werte der Aufklärung und gegen die Desinformation eine Kooperation verschiedenster Akteure und Ebenen voraus. Dabei gilt der Leitsatz, dass es lange braucht, Vertrauen aufzubauen, aber nur Sekunden, um es zu zerstören. Hier ist, was getan werden könnte und sollte:

  • Regierungen und Behörden müssen jederzeit ehrlich und transparent informieren. Sie dürfen dabei weder Fakten unterschlagen, noch diese so präsentieren, dass sie in einem besseren Licht erscheinen. Dies gilt umso mehr, je unbequemer die Wahrheit ist. Fehler müssen direkt, freiwillig und unmittelbar zugegeben werden. Spin-Doctors haben in der staatlichen Kommunikation nichts zu suchen.
  • Journalisten und ihre Vorgesetzten dürfen sich nicht zur Steigerung des Sensationsgehalts dazu verleiten lassen, wichtige Informationen zu unterschlagen, um eine Information sensationeller erscheinen zu lassen. Die Wahrheit ist meistens langweilig. Dennoch ist sie es wert, korrekt unter Vermittlung aller relevanten Fakten berichtet zu werden. Damit sie auch gelesen wird, ist Kreativität bei den Schlagzeilen erlaubt. Jedoch darf man dabei nicht vergessen, dass viele Menschen, nur die Schlagzeilen lesen und ein falsches Bild bekommen, wenn die Schlagzeile nur auf Spektakularität ausgerichtet ist.
  • Wir alle sollten grundsätzlich gegenüber allen Informationsquellen skeptisch sein und skeptisch bleiben. Je sensationeller eine Nachricht klingt, desto mehr müssen wir auf der Hut sein. Dabei dürfen wir uns durch Fehler nicht entmutigen lassen. Diese passieren jedem irgendwann. Ich selbst bin gestern auf eine Nachricht hereingefallen, AC/DC gingen zusammen mit Guns n‘ Roses auf Tournee. Dabei war doch gestern der 1. April…

Der 2. April ist der Internationale Tag des Faktenchecks, um daran zu erinnern, dass wir auch nach dem 1. April jeder spektakulären Nachricht misstrauen sollten. Das gleiche gilt aber auch am 3. April und an jedem anderen Tag des Jahres.

 

Zum Schluss noch ein Tipp: CORRECTIV erklärt hier sehr gut, wie die umgekehrte Bildersuche geht.

 

 

Dieser Text erschien ursprünglich auf http://ReclaimTheFacts.com beziehungsweise https://reclaimthefacts.com/2022/04/02/vertrauen-ist-gut-vertrauen-schaffen-ist-besser.

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Kommentare: 1
  • #1

    Irgendeiner (Sonntag, 10 April 2022 15:08)

    Neinnn!!!
    Wir haben keinerlei Misstrauen gegen westliche Regierungen und wissen es alle: Der phöse Puttin ist an allem schuld!