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DE: Aktuelle Situation! 72.252 Neuinfektionen

DMZ – GESUNDHEIT / WISSEN ¦ MM ¦ AA ¦           

 

Das RKI meldet 72.252 Corona-Neuansteckungen und 184 Todesfälle innerhalb eines Tages. Die Zahlen bilden die Infektionslage jedoch nur begrenzt ab.

 

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat sie am Samstagmorgen mit 544,0 angegeben. Am Vortag hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 553,2 gelegen (Vorwoche: 717,4 Vormonat: 1251,3).

 

 

Allerdings liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – wegen überlasteter Gesundheitsämter und weil nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Nur diese zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.

 

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 72.252 Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 87.298 registrierte Ansteckungen) und 184 Todesfälle (Vorwoche: 159) innerhalb eines Tages. Vergleiche der Daten sind auch hier wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen oder Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich.

 

Generell schwankt die Zahl der registrierten Neuinfektionen und Todesfälle deutlich von Wochentag zu Wochentag, da insbesondere am Wochenende immer mehr Bundesländer nicht ans RKI übermitteln und ihre Fälle im Wochenverlauf nachmelden.

 

Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 25.287.462 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

 

Knappe Tests, hohe Dunkelziffer, zahlreiche Zufallsbefunde: Viele Corona-Daten sind nicht mehr so aussagekräftig wie früher. Auf welche Zahlen müssen wir jetzt schauen?

 

Die große Mehrheit der Bevölkerung ist geimpft, das Coronavirus führt nicht mehr zu so vielen schweren Verläufen, Inzidenzen über 1.000 sind normal geworden. Viele Zahlen haben nicht mehr dieselbe Aussage wie noch vor ein oder zwei Jahren.

 

Was die Inzidenz nicht mehr zeigt

An der Inzidenz orientieren sich bis heute viele Menschen. Sie ist aber nur noch eine "grobe Messlatte". So drückt es der Epidemiologe Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie aus. Die Zahl hat mittlerweile viele Unsicherheiten, u.a.:

  • Nicht alle Menschen machen einen PCR-Test, wenn sie einen positiven Schnelltest oder Symptome haben.
  • Es hat schon immer ein paar Tage gedauert, bis eine Meldung beim RKI angekommen ist. Manche Behörden berichten jetzt nicht mal mehr täglich.
  • Die Teststrategie hat sich geändert: PCR-Tests gibt es zum Beispiel nur noch nach einem positiven Schnelltest.

Deshalb geht die Virologin Sandra Ciesek vom Uniklinikum Frankfurt auch von einer aktuell hohen Dunkelziffer an Fällen aus.

 

Inzidenz ist nicht nutzlos geworden

Diese methodischen Probleme machen die Daten aber nicht nutzlos:

 

"Um eine sehr grobe Vorstellung über die Dynamik zu bekommen, sehe ich aber weiterhin eine wichtige Bedeutung für die Inzidenz."

Dr. Sandra Ciesek, Virologin am Uniklinikum Frankfurt

 

Allerdings ergänzt Sandra Ciesek: "Täglich auf diesen Wert zu schauen, macht, gerade über die Feiertage, wenig Sinn. Aber über einen längeren Zeitraum blickend gibt sie dennoch wichtige Informationen."

Sie sei das "schnellste Erkennungsmaß, das wir haben", so Hajo Zeeb. Indikatoren wie Krankenhauseinweisungen, die Lage auf den Intensivstationen oder die Sterblichkeit hängen dem Infektionsgeschehen immer um ein paar Wochen hinterher.

 

Hospitalisierung mit vielen Problemen

Die Hospitalisierungsrate war vor allem 2021 ein wichtiger Leitwert. Sie hatte aber schon immer große Schwächen. Der lange Meldeweg ist bei diesem Wert ein noch viel größeres Problem als bei der Inzidenz. Teilweise dauert es Wochen, bis Krankenhäuser die Einweisungen vollständig melden. Die Folge: Die tagesaktuell gemeldete Hospitalisierungsinzidenz fällt viel zu niedrig aus.

 

Und wegen Omikron ist ein weiteres Problem dazugekommen: Der Wert sagt nichts darüber aus, ob eine Person wegen oder mit Omikron ins Krankenhaus gekommen ist. Für das Krankenhaus ist der Aufwand weiterhin groß - immerhin müssen infizierte Patient*innen trotzdem isoliert werden. Dadurch wird es aber noch schwieriger, mithilfe der Hospitalisierung die Pandemielage einschätzen zu können.

 

Auf welche Corona-Daten sollen wir jetzt schauen?

Zwar haben all diese Zahlen einzeln betrachtet Schwächen. Aber: "Sie haben halt auch gewisse, ganz viele Vorteile, wenn man sie im Zusammenschluss aller Größen betrachtet", so der Modellierer Dirk Brockmann von der HU Berlin.

 

"Man muss diesen ganzen Blumenstrauß von Indikatoren anschauen, um das richtige Bild zu haben."

Dirk Brockmann, Modellierer HU Berlin

 

Neben der Inzidenz und der Hospitalisierung gehören laut Expert*innen der Anteil der positiven Tests oder die Belegung der Intensivbetten zu diesem Blumenstrauß dazu.

 

Corona-Varianten müssen weiter beobachtet werden

Eine weitere Zahl dürfe man laut Ciesek und Zeeb auch nicht aus den Augen verlieren: der Anteil der Virusvarianten. Die Alpha-, Beta-, Gamma-, Delta- und Omikron-Varianten haben gezeigt, dass sich das Virus schnell verändern kann. Es ist also möglich, dass wir es irgendwann wieder mit neuen Corona-Varianten zu tun bekommen, die schwerere Verläufe hervorrufen oder bei denen die Impfung nicht mehr so gut wirkt.

 

"Um neue Varianten früh zu erkennen, ist es wichtig, dass weiterhin ein ausreichend großer Anteil der Proben sequenziert wird und diese Daten sachkundig ausgewertet werden."

Dr. Sandra Ciesek, Virologin am Uniklinikum Frankfurt

 

 

Quellen: 

  • RKI COVID-19 Germany (arcgis.com)
  • Risklayer (Deutschland)
  • Johns-Hopkins-Universität 
  • RKI

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