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Sars-Cov-2 bereitet sich auf den Herbst vor

DMZ –  DIGITAL ¦ Dirk Specht ¦                                 

KOMMENTAR

 

Durch den Ukraine-Krieg medial überlagert haben die wenigsten wahrgenommen, dass die jüngste Omicron-Welle erst vor wenigen Wochen ihren Höhepunkt hatte: In Deutschland in der Woche um den 12. April, in UK noch später um den 26. April. Wirklich beendet ist diese Welle immer noch nicht, in Deutschland sterben 1.000 Menschen pro Woche.

 

Während wir hier diese zäh rückläufige Welle sehen, baut sich entlang der zuletzt für Virus-Varianten bevorzugten Entwicklungskette in Südafrika die nächste Welle gerade erst auf. Dort erzeugen die Omicron-Varianten BA.4 und BA.5 seit Ende April wieder steigende Zahlen, die sich – so viel zur „Harmlosigkeit“ – nun auch beginnend in den Sterbezahlen wiederfinden.

 

Südafrika ist bekanntlich mehrfach (!) nahezu „durchseucht“, für viele auch bei uns immer noch die Wunschvorstellung. Die ersten Daten legen nah, dass die Laborstudien zur vergänglichen Immunität nach durchlaufener Omicron-Infektion leider zutreffen dürften. Noch wissen wir nicht, wie die Kombination aus vollständigem, also dreifachem Impfschutz, insbesondere mit zusätzlicher Omicron-Infektion auf Dauer hält. Aus Südafrika sind dazu keine Daten zu erwarten, dort ist die Impfinfrastruktur zu schwach.

 

Also werden wir wieder auf Israel schauen, wo die besten Daten und Studien erhoben werden. Dass wir Sars-Cov-2 über den Sommer los werden, ist genauso ausgeschlossen, wie das Ausbleiben einer Herbstwelle mit neuen Varianten. Natürlich wissen wir weder, welche Pathogenität auf uns zu kommt, noch, wie die bestehende Immunität der Bevölkerung dagegen steht. Ebenso ist unklar, welche Impfstoffe vorliegen und wem die zu empfehlen sind.

 

Was aber leider klar ist: Die vor allem durch die FDP als in der Sache im Hintergrund wirkmächtigsten Instanz der Politik ausgesandten Signale lassen weder seitens der Bevölkerung, noch der staatlichen Organisation eine besonders agile Reaktion erwarten. Wir werden vermutlich nie erfahren, welche machtpolitischen Deals auf Koalitionsebene dazu führten, dass der kleinste Partner ausgerechnet die Pandemiepolitik diktiert. Die Folgen werden wir hingegen sehr direkt erfahren.

 

Dabei zeigen die Daten und die laufenden Studien der Wissenschaft eindeutig, dass die Pandemie nicht beendet ist. Sie wird also de facto über den Sommer wie immer unter unserer Wahrnehmung bleiben und im Herbst zu uns zurück kehren. Die FDP verpflichtet uns dabei zu einer Doppelwette auf eine gut erhaltene Immunität und eine gering pathogene Variante.

 

Der Gesundheitsminister Lauterbach ist durch diese politische Konstellation gezwungen, fast schon doppelzüngig zu kommunizieren, was ausgerechnet seiner Glaubwürdigkeit leider abträglich ist. Während er als Minister den Abbau von Infrastruktur und Maßnahmen verkünden muss, warnt er über seinen Twitter-Account und in seinen Interviews vor exakt der beschriebenen Situation.

 

Vermutlich wird die FDP es ihm dann überlassen, uns als Minister darüber aufzuklären, falls eine der beiden Wetten daneben geht. Die mit der FDP sympathisierende Opposition wird ihn dafür gerne an den Pranger stellen. Hoffentlich muss Lauterbach es nicht bereuen, sich der Regierungsräson unterworfen zu haben.

Wenn Krisen politisch genutzt und nicht pragmatisch gelöst werden, sollten wir bei der Zuweisung von Verantwortung sehr genau hinschauen.

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