Daniel Stricker: The Godfather

Karikatur: (c) Beat Hofer
Karikatur: (c) Beat Hofer

DMZ –  BILDUNG / WISSEN ¦ Anja Zuercher ¦              Karikatur: (c) Beat Hofer

KOMMENTAR

 

Der geniale Grafiker, Zeichner und Karikaturist Beat Hofer hat sich bereit erklärt, mit mir zusammen einen kleinen Schwurbelführer zu veröffentlichen. Darin werden wir in loser Folge einige Proponenten der Szene mit Worten und Bildern beschreiben, die uns irgendwie besonders aufgefallen sind. 

 

Heute also Folge 1: Dani Stricker. Dem Mehrfach Unternehmer steht wohl unbestritten die erste Folge in dieser Reihe zu, er ist quasi der Godfather der Schweizer Schwurbler-Szene. 

 

Dani hat bei der Swissair eine Lehre gemacht, dann die Zweitweg-Matura abgeschlossen, offenbar mit hervorragenden Noten.

Später hat Stricker eine Videothek mit mehreren Filialen aufgebaut, eine Pizza-Lieferkette betrieben, war Unternehmer in der Immo-Branche und als freier Redner für Hochzeiten und Trauerfeiern unterwegs. Quasi ein Elon Musk für Arme. 

 

Daneben war er im Vorstand der Freidenker-Bewegung (inzwischen natürlich ausgetreten, das sind ja auch nur noch System-Huren). Stricker ist grosser Fan von Elon Musk (logo), Tesla und Bitcoin. 

Irgendwann im Jahr 2020 hat Stricker dann auf Vollzeit-Schwurbler umgesattelt und Stricker-TV ins Leben gerufen. Zuerst hat er aus der heimischen Küche gesendet, zusammen mit ‘Rugeli’, seiner Katze. Einer Katze, die mir leicht übergewichtig erscheint - das aber nur am Rande.

Losgelegt hat er auf YouTube. Bis ihn dann die Zensurkeule immer und immer wieder getroffen hat, Facebook dito. Mittlerweile ist er mehrheitlich auf Rumble unterwegs.

Stricker war als Mann der ersten Stunde auf der Strasse und an jeder Hundsverlochete als ‘Schurnalist-Aktivist’ im Einsatz, wo ihm schon zu Beginn viele Bewegte huldigten (“Stricker - geile Siech”) und durchaus auch das eine oder andere Nötli zusteckten. 

 

Stricker hat mit seinem Geschätssinn früh erkannt, dass Corona nicht nur ein Bier, sondern auch ein Geschäftsmodell ist. So hat er subito einen online ‘Krisengewinnler-Shop’ eröffnet mit ‘völlig überteuerten Produkten’. Da gibt's Hoodies, T-Shirts, Mützen und Masken. Und - gerade billig ist die Merchandise in der Tat nicht. Um nicht zu sagen, 80 Stutz für ein Hoodie ist geradezu Abriss. Aber eben, Strickers Rechnungen wollen ja auch bezahlt sein, dagegen ist nichts zu sagen. Ob sich die Kunden auch immer im Klaren sind, was sie da genau finanzieren, sei dahingestellt. 

 

Dani hat sich dann mit Spendengeldern ein piek-feines Studio eingerichtet und produziert seither von dort aus Sendungen, die technisch ziemlich gut gemacht sind. 

Die Qualität des Inhaltes hängt mehrheitlich von den Gästen ab. Und die Liste seiner Gäste ist lang. Sehr lang.

 

Kein Wunder, Elon Stricker ist stolz darauf, dass er seit Frühjahr 2020 tagtäglich auf Sendung war. Auf seiner Gästeliste finden sich Namen wie Markus Somm, Roger Köppel, Marco Rima, Nicolas A. Rimoldi (da läster die beiden so richtig genüsslich über Somm ab), Dr. Rainer Schregel, Renato Stiefenhofer (747-Pilot und Instruktor, der ‘beweist’, dass 9/11 inszeniert war), Michael Bubendorf, Dr.(!) Philipp Gut, Christoph Pfluger, Sucharit Bhakdi, Marko Kovic, Göla, Beat Glogger, Andreas Glarner, Andreas Thiel und, und, und.

Die beste Sendung, die Stricker wohl je gemacht hat, war die mit einer Transgender-Frau (‘Nicole im Gespräch’). Das war *richtig* gut. Angeschaut hat sich die Sendung erwartungsgemäss kaum jemand. Passt irgendwie nicht in die Schwurbellandschaft, wenn man Transgender-Leuten gegenüber empathisch ist. 

Legendär auch Strickers Sendung über seinen eigenen Schwanz - die beiden verstehen sich offenbar ziemlich gut. Die Sendung ist zwar nicht besonders lustig, hat aber immerhin einige seiner offenbar eher prüden Gläubiger-Gemeinde so richtig auf die Palme gebracht hat und manche haben ihm daraufhin die Zuneigung komplett entzogen. Sie fanden das ‘primitiv’. 

 

Stricker erfindet gerne lustige Wortspiele, wie ‘Trantütismus’, ‘Schlochismus’, ‘Itsy-Bitsy-Honolulu-Strandbikini-Zombie-Super-Mutante Südhang’, ‘Zombie-Pfnüsel’, ‘Natalie Fickli’ und bezeichnet sich als ‘Bullterrier gegen Bullshit’ - ein Titel, den ihm angeblich die NZZ verliehen habe. Angeblich.

Irgendwie finden Beat und ich das Bild des kläffenden Rehpinschers aus Mostindien noch treffender. 

Strickers schwerste Niederlage war die Abstimmung vom November 2021. Dani hat zwar nicht wirklich mit einem Nein gerechnet, höchstens davon geträumt; vom Resultat war er dann aber doch abgrundtief erschüttert. Nicht einmal im Thoagau, seinen Stammlanden, gelang es, auch nur in die Nähe eines ‘Nein’ zu kommen. Daraufhin hat sich Stricker erstmal eine Auszeit genommen und sich ein USA-Reisli gegönnt. Finanziert mit Spendengeldern, versteht sich. Über die seuchentechnischen Einreise-Umstände hüllt er sich nach wie vor in vornehmes Schweigen. Hartnäckig hält sich das Gerücht, Dani habe sich zur einfacheren Überwindung der Einreiseschranken kurzerhand schlumpfen lassen. 

 

Eine andere Niederlage war wohl der Sachverhalt rund um das Kantonsspital Frauenfeld, wo zwei Typen bei ihm im Studio waren, um sich über das Spital zu beschweren. Stricker hat den beiden alles geglaubt, was sie dahergeschwurbelt haben und einen Prozess in Aussicht gestellt. Von der Geschichte hat man nie mehr etwas gehört. Offenbar ist Stricker auf zwei Lügner hereingefallen und schweigt die Sache jetzt tot.

Einige meiner Stricker-Lieblingszitate:

 

 “*Mit* Corona werden die Leute 86 Jahre alt, *ohne* Corona 84. Das heisst, mit Corona leben die Leute länger als ohne. Das ist natürlich etwas überspitzt, ich weiss, es ist eine statistische Unschärfe. Es gehen aber definitiv keine Lebensjahre verloren.” 

 

Marko Kovic hat anlässlich seines Besuchs im Stricker’schen Studio erfolglos versucht, Stricker auf die Feinheiten der ferneren Lebenserwartung hinzuweisen, auf die Tatsache also, dass ein beispielsweise 80-Jähriger eben eine Lebenserwartung von deutlich über 84 hat. 

 

Stricker hat darauf repliziert, dass er das alles nicht selber rausgefunden hab, sondern sein genialer Statistiker im Hintergrund, der Mann, der so intelligent ist, dass es schon fast kippt, ‘er ist wie Rainman’.

Zur Untermalung seiner These bringt er gerne ein Beispiel von jemandem, der mit weissen Socken stirbt. Und man offenbar den Analogieschluss ziehen könnte, der hätte noch länger gelebt, wenn er keine weissen Socken getragen hätte. Ich hab das nicht verstanden, aber Dani findet das Argument richtig super und bringt es immer wieder. Dani hat von ‘der Sekte >Die Wissenschaft<’ sehr merkwürdige Vorstellungen. 

An dieser Stelle kann ich mir einen kleinen Exkurs nicht verkneifen, man möge es mir verzeihen. Nehmen wir an, eine extraterrestrische Macht kommt eines schönen Tages auf unseren Planeten und meuchelt alle, die über 86 Jahre alt sind. Die Alten, die können eh weg. 

 

Damit sinkt die statistische Lebenserwartung auf deutlich unter 84 Jahre, wie tief, spielt keine grosse Rolle. Von nun an töten die Ausserirdischen systematisch jeden und jede an deren 86. Geburtstag. Gemäss Stricker und seinem ‘Rainman’ werden die Leute, die von den Ausserirdischen abgemurkst werden, ja auch immer noch älter als die durchschnittliche Lebenserwartung, das ist also kein Problem. Und damit ist nach Stricker’scher Rainman Logik bewiesen, dass die Ausserirdischen keineswegs gefährlich sind - es gehen ja keine Lebensjahre verloren. Das Beispiel funktioniert übrigens auch, wenn die Ausserirdischen nur jeden 1000sten 86-jährigen töten. Oder jeden 100.000sten. Man könnte jetzt ‘Ausserirdische’ mit ‘COVID-19’ ersetzen. Wenn man denn wollte. 

 

“Pfizer erwartet dieses Jahr 34 Mrd Gewinn Gewinn! Nicht Umsatz! Gewinn!”

Falsch. Es geht exakt um Umsatz, *nicht* um Gewinn.

“Stricker kommt auch noch in die Psychiatrie - nach Binder und Bahner - das ist eine falsifizierbare Prognose.” Nein, ist es eben nicht.

 

“Schwab hat ja gesagt, wir werden nichts mehr besitzen.” Nein, hat er nicht gesagt.

Bei Stricker gibt es zwischendurch durchaus auch mal Licht, nicht viel, aber dennoch. Ein paar Beispiele: 

Ein Hundeflüsterer und Quadratschwurbellatschi aus Wald ZH hat sich in einer Stricker Sendung zur Aussage verstiegen, sein Spaziergangs-Stream werde vom Deep State jeweils ‘gedrosselt’, weil die Firma Polizei Angst vor ihm und seiner Mobilisierungsmacht habe (mehr dazu wohl in einer späteren Folge). 

Stricker hat ihm klar und deutlich gesagt, dass das kompletter Chabis sei. 

Stricker glaubt *nicht*, dass in der Schweiz bei Abstimmungen systematisch beschissen wird - sehr zum Chagrin einiger seiner Stammgäste. 

 

An Chemtrails will er auch nicht so recht glauben. 

In einer kürzlichen Sendung hat Stricker :mensch:christian:frei komplett ad absurdum geführt und die Anhänger der Mensch-Person-Dualität als das entlarvt, was sie sind: eine Psycho-Sekte. Dani wird sich in Zukunft gemäss eigener Aussage eher den Reptiloiden und der UFO-Sichtungsforschung widmen, ‘da sehe ich mehr Substanz’.

 

5G findet Dani super. Ich auch.

 

Fazit: Stricker macht seine Sache sehr gut. Er verbreitet zwar allerhand kruden Unsinn, hat keine Ahnung von Wissenschaft und nimmt seine Gläubiger nach allen kapitalistischen Regeln der Kunst aus. Aber: Er dürfte der einzige Schweizer Schwurbler sein, der mit Corona richtig viel Kohle gemacht hat. Geile Siech!

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