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Desinformation mit Minen – leider oft gelungen

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦                                 

KOMMENTAR

 

Desinformationskampagnen funktionieren am besten, wenn es gelingt, mit tatsächlich richtigen Informationen Ablenkung oder gar Zweifel an der Bewertung einer Situation zu schaffen. Es ist traurig, wie gut es gelingt, auch klügere Köpfe damit zu verwirren. Ein Beispiel sind die Minen in den ukrainischen Häfen und die Frage, warum es zu Ausfällen insbesondere bei den Weizenlieferungen kommt.

 

Mit geradezu forensischer Energie wird über Existenz und Herkunft der Minen diskutiert, obwohl das im Wesentlichen weder strittig, noch relevant ist. Die Ablenkung gelingt in manchen Foren perfekt, die Leute streiten nur noch über Minen und arbeiten sich an diversen „Quellen“ ab, die darlegen, ob diese existieren (was ohnehin von allen Seiten eingeräumt wird) oder welche Wirkung auf die Schifffahrt sie haben (was irrelevant ist, da die Häfen ohnehin blockiert sind). Ich habe selbst Diskussionen geführt, wo ich nach Austausch von mehreren Dutzend Dialogschritten immer noch darüber belehrt werde, dass die Minen existierten – also über eine Frage, um die es schlicht nicht geht und die nicht mal bestritten wurde.

Traurig ist das vor allem dann, wenn selbsternannt kritische Denker nicht mehr erkennen, dass es vor allem wichtig wäre, die Relevanz einer Information zu prüfen, diese also korrekt einzuordnen, statt sich nur auf ihren Wahrheitsgehalt zu fokussieren. Im schlimmsten Fall wird dann gar über einen Wahrheitsgehalt gestritten, ohne dass irgendjemand diese Wahrheit überhaupt bestreitet. Dann ist die Verwirrung perfekt.

Ich hatte hier bereits Mitte März über die Seeblockade der russischen Marine berichtet: https://dirkspecht.de/…/panama-meldet-beschuss-von…/

 

Diese Blockade besteht natürlich weiter und die russische Marine hatte sie im übrigen selbst verkündet, so funktioniert das nun mal. Internationale Schiffe, die das nicht akzeptierten, wurden beschossen, mindestens eines ist gesunken.

An dem Status hat sich nichts geändert, aber vor wenigen Wochen begann der Kreml mit seinem Narrativ, die Minen verhinderten den Seeweg und die Sanktionen den Handel mit Nahrungsmitteln. Beides ist schlicht falsch. Wahr ist, dass es Minen gibt und dass russische Nahrungsmittelexporteure einige Banken zur Zahlungsabwicklung nicht mehr nutzen können. Ursächlich für den Ausfall von Nahrungsmittellieferungen ist davon aber nichts. Nach China läuft der Handel russischer Nahrungsmittel ungestört weiter, es gibt weder logistische, noch finanztechnische Hindernisse – die Bezahlung erfolgt auch seitens der Chinesen unter Wahrung der Sanktionen gewisser russischer Banken. Es gibt schlicht kein Lieferproblem für Russland, den größten, aber ganz erhebliche für die Ukraine, den weltweit zweitgrößten Weizenexporteur.

Bereits im März sprachen Außenpolitiker der EU, der Außenbeauftragte Borrell und Außenministerin Baerbock, von einem Kriegsverbrechen: https://www.dw.com/…/borrell-und-baerbock…/av-61201802

 

Zuletzt kamen die Meldungen hinzu, wie schwierig die Logistik über den Landweg verläuft, die seitens der ukrainischen Exporteure nun ersatzweise versucht wird. Heute hat Borrell daher seine Vorwürfe erneuert: https://www.deutschlandfunk.de/eu-aussenbeauftragter…

 

Man mag gerne kritisch die Aussagen der eigenen Regierungen prüfen, das gehört zu Demokratien hinzu und ich nehme auch die Placebo-Hinweise zur Kenntnis, in Kriegszeiten werde von allen Seiten Propaganda betrieben, aber in der Sache kommen viele Debatten nicht über die Frage hinaus, ob es Minen gibt.

Desinformation gelungen.

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