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Kommunikation von Habeck

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦                                 

KOMMENTAR

 

Die nun konsequent ernstere Kommunikation von Habeck, flankiert durch Netzagenturchef Müller und nun auch durch Finanzminister Lindner aufgegriffen, ist so zu interpretieren, dass man sich nicht nur auf eine Energiekrise vorbereitet, sondern dass sie erwartet wird.

 

Bereits der Preisauftrieb macht der gesamten Weltwirtschaft größte Sorgen. Bei uns geht es aber um mehr, wir müssen mit Energieausfällen rechnen, nein, sie gar erwarten. Auslöser ist die Gasabhängigkeit, aus der wir so schnell nicht raus kommen. Auch beim Strom nicht. Hier kann Gas durch andere Stromerzeugung nur teilweise ersetzt werden. Die Gaskraftwerke sind zum Spitzenlastausgleich und damit für die Stabilität der Stromversorgung insgesamt essentiell. Das ist rein technisch nicht anders machbar, auch nicht durch Kernkraft.

 

Da eine Industriegesellschaft durch einen Blackout in eine existentielle und damit auch sicherheitspolitische Notlage gerät, müssen ggf. sogar Gaskraftwerke noch vor allen anderen Versorgern priorisiert werden. Welche und in welchem Umfang ist nur sehr schwer planbar, es ist eine technisch ausgesprochen komplexe Frage, die man zudem nicht „auf Kante“ nähen kann.

 

Vermutlich ist es daher richtig, trotz der marginalen Bedeutung die Kernkraftwerke zu verlängern. Es dürfte um jeden noch so kleinen Beitrag gehen. Das werden Experten mit mehr Einblick beantworten. Das politische Theater wird aufgrund der Notlage zwar leider trotzdem geführt, aber nicht entscheidend sein.

Der kommunikative Schulterschluss von Habeck und Lindner ist ein Zeichen, dass der Ernst der Lage erkannt ist. Leider müssen wir mit Rationierungen beim Gas rechnen, deren Umfang und – das werden wir auch bald zu hören bekommen – vor allem Dauer uns weh tun werden. Dass die Sache in wenigen Wintermonaten durch ist, darf man leider nicht hoffen.

 

Die Fehler der Vergangenheit sind bei so einer trägen Angelegenheit wie Energieinfrastruktur nicht in einem Quartal zu beheben. Ich fürchte, wir werden die von Ökonomen modellierten Folgen eines Gasembargos bald real messen – über lange Zeit.

 

Diese Krise hat aber auch eine ganz große Chance: Wir können endlich zu einer Energieversorgung finden, die ökologisch, politisch und ökonomisch stimmt. Dazu gehört aber auch eine Änderung unserer Grundsatzdebatten. Solange bei Verbrennern von Technologieoffenheit, Kernkraft als unverzichtbarem Element, Erneuerbaren Energien als nicht machbare Träumerei gesprochen wird und vor allem der Ausbau der Stromnetze chronisch übergangen wird, kommen wir im Ergebnis doch nur wieder bei den fossilen Energien raus.

 

Dabei werden viele „Argumente“ vertreten, die nur von denen in die Welt gesetzt werden, die genau das wollen. Dabei kann man von Kernkraft bis zu Geothermie über alles sprechen, muss man sogar, aber nicht mehr über die fossilen Energien. Die müssen weg, das sollte Konsens sein und jedes Argument genau darauf einzahlen.

 

Dass dieser Prozess Jahrzehnte dauert, ist vollkommen unstrittig. Es ist aber absurd, wenn das als Argument für weitere Verzögerungen genutzt wird. Was so lange dauert, erlaubt erst recht keinen Aufschub.

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