DMZ – KOLUMNE ¦ Alon Renner ¦
Gar manche unter Euch wissen, dass ich meine heftige Erschöpfungskrankheit mit einer Radikalkur bekämpfe. Nicht nur verzichte ich weitestgehend auf Fisch, Fleisch und Soja, sondern auch zu hundert Prozent auf alle Milcherzeugnisse, Gluten, Mais, Zucker, Hülsenfrüchte, Alkohol und alle Fertigprodukte. Das wenige, das mir somit zum Essen bleibt, sind Früchte und Gemüse. (Spoiler Alarm: in dieser Kolumne geht es weder um meine Krankheit, noch um meine Fastenkur. Lasst Euch also überraschen.) Und nein, ich mache keine Rohkostdiät. Gar vieles, das ich zu mir nehme, wird gekocht, gebraten, gegrillt oder im Ofen geschmort. Ich ernähre mich nach den Spielregeln von Anthony William. Und der führt sich auf, als ob er mit einem Cowboyhut und einer Augenklappe am Roulettetisch sässe und seine letzten hundert Franken auf Rot gesetzt hätte. Es ist die Kraft der Verzweiflung, der Mut des Verlierers, die ihn treibt... Und dabei ist nicht er der Getriebene, sondern die Millionen, die auf seine Diäten schwören. Anthony William selbst ist ein Ernährungsberater und Erfolgsautor, ein Bestseller, der Renner schlechthin. Dem geht es mit seinen über drei Millionen Followern auf Instagram und ebenso hohen Buchauflagen bestimmt nicht schlecht. Aber er ist die letzte Instanz für so viele ungeklärte medizinische Fälle, die sich in ihrer Not an ihn, respektive seine Bücher wenden.
Diese Kolumne soll aber auch keine über Anthony William werden. Herzlich willkommen. Sondern eine, wie ich mich selber dabei ertappe, anderen beim Essen zuzusehen. Und dies mit Spass und grosser Lust vornehmlich auf YouTube. Denn da wird einem laufend die Zubereitung, die Entdeckung und die pure Existenz unzähliger Köstlichkeiten aus aller Welt vorgeführt.
Anderen auf den Mund zu schauen, auf die glänzenden Lippen, darauf, wie sich die Feuchtigkeit des Speichels auf ihnen spiegelt und sich der Eingang für all die Leckereien mit erregender Vorfreude in Stimmung bringt, das verschafft mir eine seltsame Genugtuung, eine Form perverser Freude.
Die Menschen zu betrachten, wie sie sich die Lippen lecken und wie der Duft der vor ihnen liegenden Speise tief in ihr Inneres dringt, so dass ihre Nasenflügel leicht zu beben beginnen, dies lässt mich in Erinnerungen schwelgen.
Ihre glitzernden Augen, die leicht geröteten Wangen und all die frohlockenden Geräusche zu beobachten, die sie von sich geben, wenn sie das pure Glück übermannt und sie sich dem Rausche des Schlemmens überlassen, das bildet die reinste, formvollendetste Katharsis.
In so einem Moment begebe ich mich in die Rolle des Hundes, der am Boden sitzt und mit grossen Kulleraugen zuschaut, wie auf dem Tisch über ihm eine Delikatesse nach der anderen gereicht wird, während auf mich staubtrockene, vorgestanzte Reste der Fleischindustrie in einem Napf warten, die ich dann später einsam und alleine krachend zwischen meinen Zähnen zermalme, um Sand als Ausbeute meiner Bemühungen zu ernten.
Vielleicht ist es auch die Freude an der Wehmut, die mich treibt... Aber habt Ihr schon mal Gordon Ramsay https://bit.ly/3adjOxX beäugt, wie er sachte einem runden Laib Brot die oberen drei Zentimeter abtrennt, das Innere aushöhlt, um es dann mit Öl, Pfeffer, Salz und einer selbstgemachten Tapenade zu bestreichen und dann Schicht um Schicht mit Mozzarella, marinierten Peperoni, grillierten Zucchini, getrockneten Tomaten, Fleisch, Tapenade, noch mehr Mozzarella, noch mehr grillierten Zucchini, noch etwas Fleisch usw. belegt?
Deckel drauf und ihr habt ein ganz wunderbares Mitbringsel für Euer nächstes Picknick! Denn geschnitten wie ein Kuchen ist das hier die ultimative Sommerdelikatesse.
Kennt Ihr die Best Ever Food Review? https://bit.ly/3ybWU1Y Wart Ihr schon mal mit Sonny in Indien, Pakistan, Mexiko, Südkorea, Vietnam oder im Iran? Öfters verschlägt es ihn aber auch nach Japan und in die diversen Länder Afrikas.
Sonny befindet sich seit Jahren auf der selbsternannten Mission, seinen Zuschauer*innen die unterschiedlichsten Speisen aller Herren Länder näher zu bringen. Und dies am liebsten, indem er die Angebote der lokalen Essensstände testet. Aber nicht nur. Oft führt er uns auch in die Produktionsstätten: In Grossküchen indischer Tempelanlagen, zu Rastafari Gemeinschaften nach Jamaika, in die Gourmetküchen asiatischer Spitzenköche und in die ärmlichen Hinterhöfe Afrikas, in denen wir von den erlesensten Gerichten kosten.
Keine Nudelsuppe ist ihm zu heiss, kein Currygericht zu scharf und kein vietnamesisches Dorf zu abgelegen, um da nicht auf eine Spezialität zu stossen, von der Ihr bestimmt noch nie gehört habt. Fähig ist er auch, die Masai in Kenia zu besuchen, um sich mit ihnen an frischem Kuhblut zu laben. In der Regel geht es auf seinem Kanal aber eher gesittet zu und her. Und was da gegessen wird, entlockt mir in sieben von zehn Fällen dann doch ein begeistertes «Ohh» und ein schmachtendes «Aah» und viel weniger ein «Oh Gott, wie kann man sich so etwas nur antun!».
Spannende Beiträge liefern auch Dianxi Xiaoge https://bit.ly/3nsuZpL, die wöchentlich aus Yunnan (in der Volksrepublik China) sendet. Helly aus Canada https://bit.ly/3OYK2mP, die einfache Anleitungen für hauptsächlich salzige Backwaren produziert und Max Miller https://bit.ly/3yxOKCn, der historischen Rezepten nachgeht, die bis zu der Zeit der Griechen, Römer und Ägypter reichen.
Und don’t you worry, so schlimm steht es um mich nicht. Ganz und gar nicht. Man kann auch sehr viel Leckeres mit dem herstellen, das mir zur Verfügung steht. (Mehr hierzu ein anderes Mal.) Ich wollte Euch heute nur einen Einblick in die Welt meiner seltsamen Obsessionen geben. Und mir selber bewusst werden, was ich denn da so groteskes treibe...
Ganz liebe Grüsse und bis nächste Woche, da geht es dann um den schweren Fahrradunfall, der Olivia Aloisi vor gut einem Jahr zustiess.
Hier findet Ihr mich auf Social Media:
Facebook: Alon Renner
Instagram: alon_renner
Kommentar schreiben