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AT: Zukunftsorientierten Qualitätsarbeit im Gesundheitswesen

DMZ –  POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦                                    

 

Bericht über Qualitätssicherung im niedergelassenen Bereich zeigt Verbesserungspotentiale auf

Vorschläge zur Entwicklung einer zukunftsorientierten Qualitätsarbeit im Gesundheitswesen

 

Mit Qualitätssicherungsfragen in der ärztlichen Berufsausübung befasst sich ein 16 Seiten umfassender Bericht des Gesundheitsressorts, der neben Analysen des Ist-Zustands vor allem fünf zentrale Empfehlungen in den wichtigsten Handlungsfeldern enthält (III-687 d.B.). Wie im Ärztegesetz vorgesehen ist für die Evaluierung dieses Bereichs Bundesminister Johannes Rauch zuständig, der dabei auch die Länder, die Sozialversicherungsträger sowie die Österreichische Ärztekammer (ÖAK) einzubeziehen hat. Zu diesem Zweck wurde in einem ersten Schritt die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) mit einer grundlegenden Erhebung der aktuellen Situation beauftragt, wobei nicht nur die Stärken des Systems, sondern auch Verbesserungspotentiale im niedergelassenen Bereich mit Fokus auf dem Qualitätsmanagement in Arztpraxen aufgezeigt wurden. Das daraufhin von der GÖG erstellte über 180 Seiten starke Dokument liegt dem vorliegenden Bericht als Basis zu Grunde.

 

Neben der Durchführung von Interviews mit Expert:innen bzw. Vertreter:innen der einzelnen Stakeholder wie etwa auch der Patientenanwaltschaft, der Österreichischen Gesellschaft für Qualitätssicherung & Qualitätsmanagement in der Medizin GmbH (ÖQMED) sowie des Wissenschaftlichen Beirats der ÖQMED, wurde auch internationale Fachexpertisen aus Deutschland und der Schweiz eingeholt, um Lernerfahrungen aus anderen Systemen bzw. internationalen Good-Practice-Beispielen zu ermöglichen. Weiters wurden die Ergebnisse anderer relevanter Studien wie etwa vom IHS oder der London School of Economics and Political Science (LSE Health) sowie des Berichts des Rechnungshofs zur "Qualitätssicherung für niedergelasssene Ärzt:innen" berücksichtigt, wird in der Einleitung angemerkt.

 

Entwicklung einer gesamthaften Qualitätsstrategie sowie unabhängige Kontrolleinrichtung notwendig

Die Verfasser:innen des Berichts weisen generell darauf hin, dass sich Qualitätsarbeit mit Bezug zum niedergelassenen ärztlichen Bereich aus einer Reihe von Komponenten und Einzelinitiativen zusammensetzt und durch eine Vielzahl von Institutionen vorangetrieben bzw. umgesetzt wird. Trotz Bekenntnissen zu Qualitätsarbeit und der konkreten Projekte in der aktuellen "Qualitätsstrategie für das österreichische Gesundheitswesen Version 2.0.", wird die Umsetzung im niedergelassenen Bereich aufgrund der Kompetenzverteilungen und der rechtlichen Rahmenbedingungen nach wie vor als "herausfordernd" beschrieben. Im Ärztegesetz ist geregelt, dass die ÖÄK als Standesvertretung der Ärzteschaft für die Qualitätssicherung der ärztlichen Versorgung im niedergelassenen Bereich Sorge zu tragen hat. Hierzu kann sie sich der ÖQMED, der Österreichischen Gesellschaft für Qualitätssicherung & Qualitätsmanagement in der Medizin GmbH, welche von der ÖÄK eingerichtet wurde, bedienen. Zusätzlich ist die ÖQMED verpflichtet, einen Wissenschaftlichen Beirat und einen Evaluierungsbeirat zu etablieren.

 

Die vor allem vom Rechnungshof empfohlene Etablierung einer finanziell und organisatorisch unabhängigen Qualitätssicherungseinrichtung wurde bisher noch nicht umgesetzt, stellen die Autor:innen fest. Auch werde von mehreren Seiten Kritik an der zögerlichen Weiterentwicklung der Qualitätsarbeit in Richtung Erfassung und Ergebnisqualität geäußert. Als Resultat der aktuellen Ausgestaltung der Qualitätsarbeit zeige sich zudem, dass die Patient:innenperspektive aktuell nur marginal Berücksichtigung finde. Bemängelt werde auch die Tatsache, dass [SSM1]   zwar Anforderungen an Mindeststandards für Qualitätsmanagementsysteme vorliegen, deren Umsetzung aber nicht verbindlich vorgesehen sei.

 

Für die (Weiter-) Entwicklung einer umfassenden Qualitätsstrategie und einer entsprechenden Governancestruktur brauche es einen intensiven politischen Diskurs zwischen Bund, Ländern, Sozialversicherung und Ärzteschaft, resümieren die Ersteller:innen des Berichts. Die konkrete Ausgestaltung der Qualitätsarbeit im niedergelassenen ärztlichen Bereich und deren Einbettung in ein System der Qualitätsarbeit im Gesundheitswesen müsse unter Einbezug aller Systempartner:innen erfolgen. In Zuge dessen sollte auch geklärt werden, was jeweils unter "Ergebnisqualität" verstanden werde.

 

Des Weiteren bedarf es unter anderem der Schaffung von notwendigen Voraussetzungen wie einer einheitlichen Diagnosen- und Leistungsdokumentation, einer unabhängigen Organisation der Qualitätssicherung im niedergelassenen ärztlichen Bereich, der Entwicklung einer gesamthaften Qualitätsstrategie, der Beachtung und Einbeziehung der Patientensichtweisen, der Etablierung verbindlicher Qualitätsprozesse an den Übergängen der einzelnen Sektoren sowie einer Diskussion über Qualitätsaspekte einer multiprofessionellen und integrierten Versorgung. All diese Aspekte sollten in die Überarbeitung der aktuellen Qualitätsstrategie einfließen, um die Entwicklung einer zukunftsorientierten Qualitätsarbeit im Gesundheitswesen, die sich sowohl an nationalen wie auch internationalen Erfahrungen und Erkenntnissen orientiert, und nicht ausschließlich auf eine Berufsgruppe und einen Sektor begrenzt ist, zu unterstützen.

 

 

Herausgeber / Quelle: Parlamentskorrespondenz Österreich ¦ 

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