· 

Grossveranstaltungen sind nicht zeitgemäss: Streetparade

DMZ –  WISSENSCHAFT ¦ Sarah Koller ¦                  

KOMMENTAR

 

Die Stadt Zürich schreibt in ihrer Medienmitteilung: „Grossanlässe wie die Street Parade bergen ein erhöhtes Risiko zur Verbreitung der Affenpocken“. Löblich, aber dennoch bewilligt die Stadt diesen Anlass und sorgt damit für eine mögliche, breite Streuung der Affenpocken und noch viel schlimmer, die Stadt muss wahrscheinlich die Infizierung tausender Menschen mit Covid verantworten. Wir wollten von den Verantwortlichen wissen, ob sie dies alles rechtfertigen und verantworten können?

 

Sicherheit

Das Sicherheitsdepartement der Stadt Zürich teilt uns mit, dass „zur Attraktivität Zürichs als lebendige und aufgeschlossene Metropole“ vielfältige Veranstaltungen gehören – „auch Grossveranstaltungen wie die Streetparade, die dieses Jahr wieder von sehr vielen Zürcher*innen sowie Gästen aus dem In- und Ausland besucht wurde.“ Auf unsere Frage betreffend den Verantwortlichkeiten und Bewilligungen, antwortete uns das Departement allgemein mit: „Durch den Aufruf des Gesundheitsvorstehers Andreas Hauri, sich an die Verhaltensregeln zu halten, wurde versucht, die Ausbreitung des Affenpockenvirus zu minimieren.“ Der Impfstoff gegen die Affenpocken ist in der Schweiz bis heute nicht erhältlich. „Angesichts weiter steigender Ansteckungszahlen und nachdem die WHO die Verbreitung des Affenpocken-Virus als internationalen Gesundheitsnotstand eingestuft hat, ist dies unverständlich“, wird Andreas Hauri (GLP), Vorsteher des Gesundheits- und Umweltdepartements, in einer offiziellen Mitteilung zitiert.

 

"Es wäre nicht verhältnismässig gewesen, aus diesem Grund diese Streetparade nicht zu bewilligen". Zur Corona-Pandemie antwortet das Sicherheitsdepartement: „Zudem gibt es seitens Bund und Kanton Zürich keine rechtlichen Grundlagen mehr, Grossveranstaltungen aufgrund der Coronavirus-Ausbreitung zu verbieten.“ Aber natürlich gibt es auch andere vernünftige und mögliche Gründe, wieso eine Veranstaltung nicht bewilligt wird. Aus unserer Sicht sind diese klar gegeben.

 

Bewilligung

Im Rahmen des Bewilligungsprozesses müssen den Angaben zufolge „Organisator*innen von Veranstaltungen auf öffentlichem Grund unter anderem ein Abfallkonzept einreichen. Das gilt auch für die Streetparade. Für die Entsorgung und Reinigung innerhalb des Festperimeters sind die Veranstaltenden verantwortlich. Es bestehen Vorgaben betreffend Entsorgungsinfrastruktur, Wertstofftrennung sowie Massnahmen zur Vermeidung von Abfall und Littering. Nähere Informationen finden sich auf stadt-zuerich.ch/abfallkonzept. Die Stadt verfolgt das Ziel, die Abfallmengen im Zusammenarbeit mit den Veranstaltenden drastisch zu reduzieren.“, teilt das Sicherheitsdepartement mit.

 

Littering, Klima und Umweltverschmutzung

Die Streetparade ziehe jeweils rund eine Million Besucher*innen an (Anm. DMZ: In diesem Jahr waren es entgegen diverser Medienmeldungen (nur) rund 690'000 Personen -> DigitalSherlocks) „Diese Menschenmenge bewegt sich nicht nur innerhalb des Festperimeters. Für die Reinigung der Umgebung ist die Stadt verantwortlich.“

Laut Ausführungen des Sicherheitsdepartements hat Entsorgung + Recycling Zürich für die Streetparade 2022 ein Dispositiv mit 147 Mitarbeitenden und 71 Fahrzeugen gestellt. Die Abrechnung für die diesjährigen Kosten lägen aktuell noch nicht vor. „Die ausserhalb des Festperimeters gesammelte Abfallmenge betrug dieses Jahr rund 38 Tonnen. Die Mehrkosten für Personal, Infrastruktur und Fahrzeuge betrugen im Jahr 2019 rund 80 000 Franken und dürften im aktuellen Jahr etwa gleich hoch ausfallen. 

 

Das Abfallaufkommen und die Verschmutzung sind innerhalb des Festperimeters erfahrungsgemäss wesentlich grösser. Die Hauptlast trägt also die Veranstaltungsorganisation. Zahlen zum effektiven Abfallaufkommen innerhalb des Festperimeters werden die Verantwortlichen der Stadt in nächster Zeit melden.“

 

Kosten und Einnahmen des Veranstalters

Der Stadtrat hat aufgrund der vergangenen Pandemiejahre bei allen Veranstaltungen im Jahre 2022 die Gebühren für den öffentlichen Grund erlassen. „Für die Benützung des öffentlichen Grundes für Verkaufsstände bezahlte der Veranstalter deshalb keine Gebühren.“, teilt man uns mit. Ein interessantes Geschäftsmodell für den Veranstalter. Auch die „Polizeieinsatzkosten wurden nicht verrechnet“ und „die Kosten für den Sanitätsdienst werden durch Schutz & Rettung (SRZ) verrechnet.“ Der Veranstalter der Streetparade beteiligt sich nur an den Kosten für die medizinischen Behandlungsposten entlang der Umzugsroute. „Mit den übrigen zusätzlichen Leistungen deckt SRZ am Tag der Streetparade den Grundauftrag zur Sicherstellung der Notfallgrundversorgung in der Stadt Zürich ab. Entsprechend werden diese Kosten durch Unfallversicherungen und die Stadt Zürich getragen.“, schliesst das Statement zu unserer Anfrage.

 

Was auffällt

Beim Veranstalter scheint die Pandemie vorbei zu sein. Auf der Website sucht man dazu vergebens Informationen. Der Veranstalter sagt zu Beginn der Streetparade zu Medienvertretern: „Die Immunisierung ist sehr hoch, unser Anlass ist draussen, und die Menschen sind in Bewegung. Wir haben daher keine Angst davor.“ Es zeigt sich auch hier, dass selbst Veranstalter an Desinformation leiden. Auch die Non-Profit Strategie scheint immer noch die beste zu sein. Zumindest die „steuerfreiste“. Bei einem Budget von 3 Millionen ist es kaum machbar, eine schwarze Null zu schreiben. Auch das Streetparade-Motto „Think“ scheint etwas gar falsch geraten. Denn in der grössten Pandemie, dem heissesten Sommer, während der Klimakrise einen solchen Event zu organisieren, hat in der Tat mit denken nichts zu tun.

 

Nachhaltigkeit

Der Veranstalter stellt auf seiner Website klar:

„Die Street Parade kostet keinen Eintritt und finanziert sich hauptsächlich durch den Getränkeverkauf. Als non-Profit-Verein es uns ein grosses Anliegen, Euch den best-möglichen Service zu bieten, dabei auch die Umwelt zu schützen und die Nachbarn zu unterstützen. Deshalb setzen wir für jedes verkaufte Getränk einen Franken für die Gesundheit der Besucher und für den Umweltschutz ein. Ohne die Getränkepreise zu erhöhen unterstützen wir so einen verantwortungsbewussten Umgang mit Natur und Umwelt“

  • Sämtliche Speiseabfälle werden gesammelt, in einer Biogasanlage verarbeitet und danach in das Gasnetz der Stadt Zürich eingespiesen.

  • Alle an den Street Parade-Ständen verkauften Getränke sind in 100% recyclebarem PET oder Aluminium verpackt.

  • Der Kehricht wird in einem aufwändigen Verfahren nach Pet, Alu und Glas aussortiert, separiert und in den jeweiligen Recyclingkreislauf zurückgeführt.

  • Alle Behältnisse an den Essensständen sind biologisch abbau- oder recyclebar.

  • Die CO2-Emmissionen der Love Mobiles werden durch eine Partnerschaft mit myclimate kompensiert.

  • Rund 100 zusätzliche WC-Anlagen werden in der Altstadt platziert.

  • Sämtliche Bühnen und Essensstände werden mit Ökostrom betrieben. Zudem sind die Stages und Standbeschriftungen aus Sturmholz hergestellt und ebenfalls frei von Plastik.

  • Glassammelteams: Die Street Parade bittet die Besucher, kein Glas mitzubringen, Glasscherben führen zu Verletzungen und die vorzeitige Entfernung mit  dafür eingesetzten Glassammelteams sehr aufwändig.

  • Die Street Parade sammelt durchschnittlich rund 130g Abfall pro Besucher ein. Die Schweizer Bevölkerung produziert normalerweise täglich 2kg Abfall pro Kopf.

     

Umweltfranken

Von jedem verkauften Getränk investieren wir einen Franken in die Umwelt - bei einem allfälligen Überschuss werden lokale Hilfsorganisationen unterstützt.“

 

Dass dies alle allerdings nicht notwendig wäre, gäbe es diesen Anlass nicht, hat der Veranstalter offensichtlich nicht bedacht (#think). Auch werden die 'zig tausend Leute nicht erwähnt, die aus vielen Ländern extra mit Auto, Flugzeug und Zug anreisen. Lärmbelästigung, Reisebusse, Staus, Tierschutz...

Ausflugstipps

In unregelmässigen Abständen präsentieren die Macherinnen und Macher der DMZ ihre ganz persönlichen Auflugsstipps. 

Unterstützung

Damit wir unabhängig bleiben, Partei für Vergessene ergreifen und für soziale Gerechtigkeit kämpfen können, brauchen wir Sie.

Rezepte

Wir präsentieren wichtige Tipps und tolle Rezepte. Lassen Sie sich von unseren leckeren Rezepten zum Nachkochen inspirieren.

Persönlich - Interviews

"Persönlich - die anderen Fragen" so heisst die Rubrik mit den spannendsten Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern.

Inhalte von Powr.io werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell und Marketing), um den Cookie-Richtlinien von Powr.io zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Powr.io-Datenschutzerklärung.
Kommentare: 0