Faszination Leuchtturm

DMZ – KULTUR ¦ Patricia Jungo ¦                                            

Sie sind nicht zu übersehen, die Leuchttürme, die auf der ganzen Welt Küstengebiete und Hafeneinfahrten schmücken. Diese Lichtanker strahlen bis heute eine besondere Faszination auf uns Menschen aus. Sie beflügeln unsere Fantasie und scheinen in ihrer Symbolik in unserer Zeit wie neu aufzublühen.

Das Gefühl mag in so manchem Menschen gerade aufkommen, noch nie so sehr die Sicherheit eines Leuchtturms herbeigesehnt zu haben; in der Dunkelheit ein Licht der Hoffnung zu erspähen. Das beruhigende Gefühl der Leuchttürme hat sich seinen Weg durch Zeit und Raum längst gebahnt. Auch die einstigen Wärter dürfen vielleicht ihre Nachfolge sichern. Ja, es braucht sie mehr denn je, diese Leuchttürme, die ganz frei ihr Licht um sich strahlen lassen, ohne zu fragen, für wen es leuchten wird.

Leuchttürme sind Vorbilder und ein kleiner Abstecher in ihre Geschichte lohnt sich bestimmt. Die historischen Anfänge führen zurück bis nach Ägypten. Dort hatte ein Leuchtturm den Platz eines der sieben Weltwunder der Antike inne. Pharos von Alexandria war der erste historisch verzeichnete Leuchtturm. Ein riesiges Feuer loderte als Leuchtquelle an der Spitze des 280 v. Chr. gebauten Turmes. Seine massiven 137 m krönten ihn nicht nur zum ersten der Welt, sondern auch zum höchsten, je erbauten Leuchtturm. Aber auch fernab der Weltwunder kommt Licht schon sehr lange „kostenlos“ zum Einsatz, um die Sicherheit auf See zu gewährleisten. Am Anfang setzte man meist darauf, auf Bergkuppen Feuer zu legen, um gefährliche Küstengebiete oder Untiefen und Riffs zu kennzeichnen. Durch den Fortschritt der Bau- und Beleuchtungstechnik wurden im 18. Jahrhundert die uns bekannten ikonischen Bauten überhaupt erst möglich. Kohlbogenlampen, Öllampen und Karbidlampen machten im Laufe der Zeit der elektrischen Beleuchtung Platz. Mit dem Aufkommen der Leuchttürme brauchte es auch die Leuchtturmwärter.

Ihre Verantwortung war es, die Gebäude zu warten und die Lampenzu bedienen. Ausserdem mussten sie die Kerzendochte zurechtschneiden, Brennstoff nachfüllen und das Uhrwerk aufziehen. Zusammen mit ihren Familien machten sie den Turm meist auch zu ihrem Zuhause, obwohl es weder fliessendes Wasser noch Heizung gab und nach einigen Monaten auch meist ein Wechsel der Arbeitsortes anstand. Viele Leuchttürme waren auch von der Aussenwelt wie abgeschnitten. Die technologischen Fortschritte der 1980er Jahre führten zur Automatisierung erster Arbeitsschritte und in den 1990er Jahren verschwand der Berufs des Leuchtturmwärters vollständig und alle Abläufe gingen maschinell über die Bühne. Doch auch wenn die Wärter heute andere Berufe ausüben, leben ihre Legenden und Geschichten in Büchern weiter. Heute sind Schiffe mit GPS und modernen Navigationstechnologien ausgestattet. Dennoch bedeutet die Warnbeleuchtung entlang den Küsten weiterhin eine wichtige Ersatz-Technologie.

Immer noch ist es das Licht, das bei Versagen der Navigationstechnik oder bei extremen Wetterverhältnissen Orientierung gibt und so Katastrophen verhindern kann. Was für eine wunderbare Symbolik!