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Der Strommarkt ist wegen seines Designs kein normaler Markt

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦                                 

KOMMENTAR

 

Selbst namhafte Ökonomen wie die Wirtschaftsweise Grimm verbreiten immer noch die Lehrbuchthese, man müsse im Strommarkt wie in allen Märkten einfach das Angebot erweitern, um die Preise in den Griff zu bekommen.

 

Auf Twitter gibt ganze Blasen von Ökonomen, die das immer wieder mit normalen Angebotskurven wiederholen. Selbst der sonst so gut informierte Ifo-Chef Fuest teilt solche Beiträge. Verlängert wird das durch Politiker und sonstige Teilnehmer in Talkshows, der Kabarettist Ebert feiert mit solchen und vielen anderen Mythen einen Auflagenerfolg mit einem weitgehend substanzlosen Buch. Sein Verlag verschafft ihm zunehmend Bühnen, es ist zu befürchten, dass wir insbesondere dessen Sprechblasen nun besonders oft zu hören bekommen.

 

Eine Grundthese der Ökonomen lautet dabei, Strom sei Strom. Ein austauschbares Gut und dessen Angebot müsse halt erweitert werden. Das ist bereits falsch, denn Windstrom ist nicht Kohlestrom, Atomstrom ist nicht Gasstrom. Dahinter stehen gänzlich unterschiedliche Produktionsformen, die eben nicht beliebig austauschbar sind. Sie sind im Gegenteil bezüglich ihrer technischen Eigenschaften und in der Folge der Verfügbarkeit höchst verschieden.

 

In Chart1 sind diese Produktionsformen für das Jahr 2021 dargestellt. Wir sehen, dass hier in rot beispielsweise die Kernkraft als stabile Grundlast mit wenig Schwankungen erzeugt wurde. Das entspricht den technischen und auch ökonomischen Eigenschaften dieser Kraftwerke: Wenn die Brennstäbe laufen, lässt sich so ein Kraftwerk nur in einem engen Band um seine Nennlast steuern, was aber ökonomisch nicht sinnvoll ist. Besser lastet man diese Technologie wie ein Uhrwerk aus. Gänzlich an- und abschalten kann man diese Kraftwerke gar nicht, wie der Streit um Isar2 gerade ja illustriert. Kernkraft ist also eine sehr stabile Grundlast und nichts anderes. Ob man die ausweitet oder nicht, sollte diskutiert werden, ihr aber andere Eigenschaften anzudichten, führt nicht zu besseren Lösungen im Strommarkt.

Der in Deutschland immer noch führende Energieträger für Strom ist leider die Kohle. Oft – so bei Ebert beispielsweise – wird behauptet, der gleichzeitige Ausstieg aus Kernkraft und Kohle sei wissenschaftsferner Unfug, von dem jeder Schuljunge wisse, dass es nicht geht. Richtig, das geht nicht und deshalb ist es auch nicht passiert. Tatsächlich ist die Kohleverstromung nur geringfügig gesunken, weil sie als Grundlast erforderlich war und ist. Das ist eine Herausforderung, bei der sich die Grünen in Finnland und die in Deutschland nicht einig sind. Auf den Preis hat das übrigens stets mäßigend gewirkt, denn unter den konventionellen Kraftwerken ist die Kohle die preiswerteste Form – und wer den Regierungen Merkel vorwirft, sie hätten dumm agiert, sollte sich fragen, ob es an der Stelle vielleicht gar nicht ums Klima, sondern um Politik und ums Geld ging.

 

Die für unsere aktuelle Situation wichtigste Fläche in dem Chart ist aber die hellbraune oder je nach Auge vielleicht auch rosa gefärbte: Das ist die Produktion der Gaskraftwerke. Hier sehen wir die enorm agile Schwankung dieser Produktionsform, die sich von den anderen Kraftwerkstypen so deutlich abhebt. Die Menge an Gasstrom schwankt innerhalb eines Tages oft um Faktor 10 und mehr. Der Grund: Diese – und NUR diese – Kraftwerke können agil komplett abgeschaltet oder aus dem Stand auf 100% ihrer Leistung hoch gefahren werden. Das ist die sogenannte Spitzenlastproduktion, die zur Stabilität unserer Stromnetze technisch leider unverzichtbar ist.

 

An der Stelle wird übrigens oft behauptet, das sei nur wegen der Erneuerbaren Energien und deren – klar erkennbaren – starken Schwankungen notwendig. Auch das ist jedoch ein Mythos: An der insgesamt sehr stark schwankenden Produktionsmenge, die unseren Gesamtverbrauch abbildet, ist zu erkennen, dass es auch ohne Erneuerbare in jedem Stromnetz der Welt zu einer schwankenden Produktion kommen muss. Bis zur Einführung von Gaskraftwerken wurde das quasi durch eine chronische Überproduktion von träger Grundlast erledigt. Die Kraftwerke liefen also in einem engen Regelbereich letztlich durch, produzierten daher vor allem nachts Überschüsse, die schlicht vernichtet werden mussten. In Belgien hat man dafür mal die Beleuchtung von Autobahnen eingeführt, damit diese Energieverschwendung nicht komplett sinnlos ist. Mit der Entwicklung von Gaskraftwerken ist das in allen modernen Stromnetzen besser geworden, weshalb es die unabhängig von den Erneuerbaren überall gibt – auch in Frankreich.

 

Es ist daher in schlicht KEINEM europäischen Stromnetz möglich und es ist rein energietechnisch auch nicht anzustreben, die alte Welt der Überproduktion von Grundlast wiederzubeleben. Dafür sind gar nicht die Kapazitäten vorhanden und es wäre trotz aller Versorgungsprobleme beim Erdgas ein Rückschritt, den sich niemand wünschen kann. Das strukturelle Bild dieses 2021er Verlaufs findet sich tatsächlich so in allen Netzen, egal wie hoch die Anteile von Grundlastkraftwerken wie Kernkraft oder Kohle sind, egal, wie hoch oder niedrig die Anteile der Erneuerbaren ausfallen.

 

Gaskraftwerke gibt es überall und gerade die sind technisch nicht substituierbar. Daher sehen wir in Chart2 für das Jahr 2022 eine sehr ähnliche Struktur für die Produktion in Deutschland: Kernkraft ist bekanntlich durch die Abschaltung von drei Kraftwerken weiter abgesunken und in der Folge ist der Anteil der Kohle gestiegen. Das ist eine einfache Logik und die sollten nicht nur die Jünger von Ebert wahrnehmen sondern auch die dogmatischen Gegner von Kernkraft. Man kann selbstverständlich gegen Kernkraft sein und es gibt für diese Position auch gute Argumente, aber sie bleibt nicht ohne Folgen – und die gehören zu einer ehrlichen Debatte auf allen Seiten dazu.

Tatsächlich müssen wir also erkennen, dass auch 2022 trotz des eskalierten Gaspreises die Stromproduktion der Gaskraftwerke weiter notwendig ist. Richtig ist zwar, dass beim Gas auch die Kombination aus Strom- und Wärmeproduktion hinzu kommt, weshalb es einen Grundbetrieb mit Gas gibt, der nie abgeschaltet wird – und der übrigens auch nicht durch andere Kraftwerke ersetzbar ist. Hinzu kommt offensichtlich im Südwesten Deutschlands die Notwendigkeit, zur Stabilisierung der Netze in Frankreich und der Schweiz zusätzliche Kapazitäten von Gaskraftwerken zu fahren. Das ändert aber nichts an der Struktur dieser Produktionsformen und der Notwendigkeit, in der Spitzenlast Gas zu nutzen. Eine Ausweitung anderer Produktionsarten ändert daran also nichts und das wird auch so bleiben.

 

Für die zukünftige Energieerzeugung ist in der Tat die Frage nun relevant, woher das Gas kommen soll und wann hier insbesondere mittels Power to Gas synthetische oder vielleicht auch biologische Gase einsetzbar sind. Die neue und bisher unbeantwortete Frage lautet also, ob insbesondere Erdgas diese Rolle weiter einnehmen kann, woher es kommen soll und wie rasch es zurück gedrängt werden kann.

 

Das Gutachten der Netzbetreiber bestätigt diese Situation ausdrücklich, es sagt aus, dass die verbliebenen drei Kernkraftwerke, die ja noch im Betrieb sind und ganz offensichtlich auch nichts strukturelles ändern, bei der Gasverstromung keinen Effekt haben. Ob durch den massiven Ausbau von weiteren Grundlastkapazitäten überhaupt ein stärkerer Effekt möglich wäre, wird gar nicht sachgerecht diskutiert, eine komplette Substitution von Gas ist aber definitiv ausgeschlossen. Ein stärkerer Effekt wäre hier erreichbar, wenn andere Spitzenlastproduktionen ausgebaut werden – und da reden wir von den vielen Optionen der Speichertechnologien, von verschiedenen Batterietechnologien als kurzfristige Puffer bis zu Power to Gas als Langfristspeicher. Das ist wesentlich effektiver und direkter auf die Gasverstromung einwirkend als der Ausbau von mehr Grundlast.

 

Eine sachgerechte Kernkraftdebatte sollte also den Themen dienen, die relevant sind, nämlich ob Kernkraft eine größere Rolle bei der Grundlastversorgung spielen sollte. Viele Länder gehen diesen Weg und die Debatte wird hoffentlich sachgerecht auch bei uns stattfinden. Es gibt gute Gründe dafür und dagegen, aber Scheindebatten, das würde die Gasverstromung kürzen und die Preise senken, führen nur in die Irre. Ebenso sind die „Blackout“-Debatten komplett verfehlt, denn es mangelt in Deutschland nicht an Grundlastkapazitäten, wir haben vielmehr ein Defizit in anderen europäischen Netzen und wir haben möglicherweise einen Transfer von Gasverbrauchern auf Strom, der unsere regionalen Netze überlasten könnte. Es ist sicher richtig, deshalb keine Kapazitäten raus zu nehmen, aber das ist eine Sondersituation, die nicht darauf zurückzuführen ist, dass wir in der Vergangenheit die Grundlastkapazitäten versäumt hätten.

 

Die viel entscheidendere Situation ist hingegen die Preisentwicklung. Das ist ökonomisch und gesellschaftlich eine Katastrophe. Der Strompreis bedeutet für sich bereits eine Überlastung vieler Haushalte und Betriebe, er treibt zudem die Inflation in der Breite und er ist ein Fehlanreiz für die Energieversorgung der Zukunft: Die Elektrifizierung ist nämlich ein zentraler Baustein für eine erfolgreiche Energiewende und dafür muss der Strompreis so billig wie möglich werden. Diese Entwicklung ist daher unter allen Aspekten verheerend, es ist eine akute Überlastung und eine Barriere für die richtigen Schritte in die Zukunft.

 

In Chart 3 ist die Basis für unsere Strompreise, der Börsenstrompreis, für das Jahr 2021 zu sehen. Die blaue Fläche ist der täglich enorm stark schwankende relevanteste Wert, der Mittelwert der Deay Ahead Auktion, die nach dem nun oft genug diskutierten Merit Order Prinzip erfolgt. Hier sehen wir ein Preisband zwischen 50 und 100 Euro in der ersten Hälfte 2021. Wir sehen ferner, dass bereits im Herbst 2021, als der Gaspreis bereits auf die ersten Gerüchte über russische Kürzungen reagierte, dieses Band unter heftigen Ausschlägen auf einen Bereich um 150 EUR angestiegen ist. In Chart 4 für das Jahr 2022 ist zu erkennen, dass dies mit den weiteren Steigerungen des Gaspreises inzwischen auf eher 400 EUR gesprungen ist, zweitweise waren es 600 EUR.

 

 

Wir sprechen hier phasenweise von einer Verzehnfachung und selbst mit dem leichten Rückgang des Gaspreises immer noch von einer Verdrei- bis Vervierfachung. Diese Multiplikatoren sind in vielen Unternehmen, die direkt über solche Preise in ihren Tarifen versorgt werden, bereits angekommen. Wir sprechen daher nicht nur von energieintensiven Unternehmen, sondern natürlich von der Breite der Wirtschaft, denn selbst, wenn bisher die Energiekosten nur einen kleineren Prozentsatz ausmachten, kann keine Bilanz eine Verzehnfachung eines Kostenblocks, der nicht einfach verzichtbar ist, vertragen. Bei Endverbrauchern ist das bisher nur teilweise angekommen, hängt sehr von der Tarif- und Beschaffungsstruktur des Versorgers ab. Aber wir müssen leider in der Breite ähnlich dem Gas mit einer Verdrei- bis Vervierfachung rechnen.

 

Wie das täglich zustande kommt, ist den Charts 5+6 zu entnehmen. Hier sind die letzten Tage abgebildet und die Wirkung von Merit Order leider leicht erkennbar. Wir haben durchaus Tage, an denen wir aus Erneuerbaren so hohe Überschüsse erzielen, dass die Spitzenlastproduktion von Gaskraftwerken nicht in die Auktionen einfließt. Dann sinkt der Preis temporär sogar auf Null. Sobald aber die EE-Produktion nachlässt, sehen wir sofort wieder die o.g. Preise – es geht dann leider ohne Gaskraft nicht mehr. Wir sehen auch die enorme Bandbreite bei den konventionellen Erzeugern, die minimal bei ca. 15 GW und maximal bei 40 GW lagen sowie die Schwankungsbreite des Gesamtverbrauchs, der minimal 35 GW und maximal 75 GW betragen hat. Das lässt sich mit Grundlastkraftwerken nicht ausgleichen und es ist mit Erneuerbaren nur dann möglich, wenn Wind und Sonne mitspielen.

Die diesbezüglichen Kausalitäten werden gerne falsch dargestellt. Sinn, Ebert et al. behaupten gar, die Schwankungen der Erneuerbaren würden das erzwingen. Das genaue Gegenteil ist aber richtig, die Schwankungen der Erneuerbaren verhindern immer wieder, dass Gaskraft als Spitzenlastausgleich notwendig wird, aber sie verhindern das nur temporär. Es ist daher auch nicht richtig, zu behaupten, der Ausbau von Erneuerbaren, für den es viele andere gute Gründe gibt, werde das Thema lösen. Das ist genauso ein Mythos: Mehr Erneuerbare können in Verbindung mit mehr Speichern inklusive Power to Gas eine strukturelle Änderung dieses Bildes bewirken, für sich alleine leisten sie das nicht. Ebenso könnte eine Ausweitung von Grundlast das Thema nicht ändern, denn die genannten Schwankungen zeigen, dass wir dazu eine Verdopplung bis Verdreifachung der Kapazitäten benötigten und in die Energieverschwendung der 60er Jahre zurückkehrten. Wer davon redet, sollte nicht auch noch behaupten, eine sichere und moderne oder gar zukunftsgerichtete Energieversorgung vorzuschlagen.

 

Tatsächlich haben wir zwei ganz unterschiedliche Themen mit zudem einer unterschiedlichen Dringlichkeit: Nämlich das Design unseres Marktes und das unserer Energietechnologie. Es mag sein, dass wir aufgrund der Sondersituation mit temporären und regionalen Abschaltungen zu rechnen haben. Das relevante Problem ist aber zunächst der Preis und der wird durch die Kombination von unverzichtbarer Spitzenlast durch Gaskraftwerke und den via Merit Order dominierenden Gaspreis erzeugt. Das hat zwar Gründe in der Energietechnologie, aber nicht mal solche, die wir unbedingt abstellen können oder sollten. Nun fragen viele, warum Merit Order nicht ausgesetzt wird.

 

Das ist leider alles andere als einfach. Über die Strombörsen werden ca. 1/3 des Stroms abgewickelt. Hier kaufen insbesondere Versorger das ein, was in der Spitze des Verbrauchs kurzfristig benötigt wird. Betreiber von EE-Anlagen und Kraftwerken bieten dafür ihre Kapazitäten in den Auktionen an. Das hat bisher auch wie gewollt funktioniert: Wer billig mit niedrigen Grenzkosten anbieten kann, tut dies sofort, um zum Zuge zu kommen und er hat wegen Merit Order die Erwartung, dass er einen besseren Preis als den selbst angebotenen bekommt. Aber auch Anbieter von teuren Produktionen bieten, weil sie sicher sein können, mindestens einen ausreichenden Preis zu erhalten. Wenn man nun Merit Order aussetzt, fallen beide Anreize weg und niemand kann ausschließen, dass die erforderlichen Strommengen plötzlich nicht mehr angeboten sowie in der Folge auch nicht mehr produziert werden.

 

An diesem Börsenmechanismus hängen also Teile unserer Kraftwerksplanung und das zudem europaweit, denn jeder Einkäufer schaut auch in den anderen europäischen Börsen nach Preisen und vorhandenen Kapazitäten. Man kann diese Börsen also weder einfach schließen, noch ohne weiteres eine andere Preisbildung vorschreiben, ohne zu riskieren, dass es zu Ausfällen in der Stromversorgung kommt. Wie man diesen Mechanismus also einfangen kann, ist eine zwar dringend notwendige, aber keinesfalls triviale Aufgabe. Erkennbar ist das aber ein Punkt mehr, der zukünftig anders zu regeln ist. Merit Order hat gut funktioniert, als es ein breites Angebot von Kraftwerkskapazitäten mit einem engen Band an Grenzkosten gab. Ein Schönwetterkonstrukt. Tatsächlich muss ein Marktdesign sich aber vor allem damit beschäftigen, dass schwierige Versorgungssituationen möglichst effizient gelöst werden. Genau dieses entscheidende Ziel eines Marktdesigns wurde hier zweifellos verfehlt, denn es ist geradezu vorgegeben, dass diese unnötige Preiseskalation passiert, wenn ein Energieträger im Preis ausbricht. Das technisch unersetzbare Gas ist dabei in der Tat der größte mögliche Schaden, aber auch ein eskalierender Kohlepreis hätte diese Folgen.

 

Es ist offensichtlich erforderlich, die Kraftwerksplanung von diesen Auktionen zu trennen. Dafür müssen andere oder zusätzliche Mechanismen geschaffen werden, um Versorgern zu ermöglichen, zuverlässig auf vorhandene Kraftwerkskapazitäten zurück zu greifen bzw. diese abzurufen. Vielleicht ist eine gesondert regulierte und vergütete Reserve erforderlich, über die Versorger bei Engpässen zuverlässig Kapazitäten abrufen können. Wenn das sichergestellt ist, kann man den Preismechanismus vielleicht anpassen und bei den Auktionen schlicht nicht den höchsten Preis, sondern die differenzierten Angebotspreise abrechnen. Das sind nur erste Gedanken, die Frage ist komplex, aber sie liegt auf dem Tisch, denn selbst, wenn wir diese Schlechtwetterperiode überstanden haben, sollten wir mit so einem Schönwetterdesign nicht fortsetzen.

 

Eine davon getrennt zu betrachtende Frage ist die des zukünftigen Designs unserer Energietechnologie. Ein ebenfalls dickes Brett, von dessen Gestaltung wir uns mit den momentan geführten Diskussionen eher entfernen. Wir brauchen in den kommenden Dekaden mindestens eine Verdopplung, eher Verdreifachung der Stromproduktion bei sinkenden Preisen. Das setzt in allen Bereichen der Infrastruktur erheblichen Ausbau voraus, von der Produktion über die Netzkapazitäten bis zu den bisher vernachlässigten Speichern. Eine seriöse Planung setzt dabei voraus, diese drei Bereiche zugleich zu betrachten, denn es macht beispielsweise keinen Sinn mit derzeit anämischen Netzen einfach nur mehr Erzeugung zu planen. Seitens der Speicherung ist dabei die Frage relevant, was davon dezentral und was durch größer skalierte zentrale Speicher oder Power to Gas erfolgen soll.

 

Vieles spricht dafür, dezentrale Lösungen zu verfolgen – in allen Bereichen, also Produktion, optimierte Nutzung und Netze sowie Speicherung. Das wird in vielen Bereichen – Ballungsräume oder sehr energieintensive Produktionen – nicht ausreichen, kann aber robust, redundant und energetisch hoch effizient die zentrale Erzeugung und auch die großräumigen Netzkapazitäten entscheidend entlasten. Dafür braucht man übrigens auch kein Marktdesign oder Strombörsen, denn dezentral können Produzenten und Abnehmer direkte Versorgungsverträge miteinander machen.

 

Es ist also vielversprechend, das technische Design wie auch das Marktdesign strukturell komplett anders zu denken, als bisher. Unsere Debatte spiegelt das leider gar nicht. Das Marktdesign wird überwiegend entweder nicht verstanden oder schlicht ignoriert, weil die jeweilige Agenda eine andere ist. Die Debatte zum technischen Design entspricht der des letzten Jahrtausends, das von einer längst verlassenen zentralen und trägen Überproduktion geprägt war.

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