Kognitive Verzerrungen zur Selbstreflexion

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦                                 

KOMMENTAR

 

Bei der Vorbereitung einer Vorlesung über Verhaltensökonomie habe ich eine Tabelle bei von Holle (Springer, 2019) gefunden, die ich hier gerne zur Selbstreflexion teile. Eine von vielen Feststellungen der Verhaltensökonomie ist, dass Menschen weder stets rational agieren, noch frei von Irrtümern sind, was – Überraschung – sehr viele Modelle der klassischen Ökonomie vorsichtig formuliert „berührt“.

 

Gründe für unser Verhalten liegen auch in unserem Denken und das kann entgegen unserer Überzeugung auch mal, wenngleich ganz selten natürlich, verzerrt sein. Dazu wurden die folgenden kognitiven Verzerrungen definiert. Man lese es, genieße es und spreche sich persönlich natürlich frei 

Ankerheuristik, auch Anchoring Bias:

 

Die Tatsache, dass Menschen bei bewusst gewählten Zahlenwerten von momentan vorhandenen Umgebungsinformationen beeinflusst werden, ohne dass ihnen dieser Einfluss bewusst wird

Attributionsfehler, auch Correspondence Bias: Die Neigung, die Ursache für ein beobachtetes Verhalten zu oft in (feststehenden) „Charaktereigenschaften“ der handelnden Person und zu selten in den (variablen) Merkmalen der jeweiligen Situation zu suchen

 

Backfire-Effekt: Die Neigung, Fakten zu ignorieren, wenn sie der eigenen Überzeugung widersprechen

Belief Bias, auch Überzeugungsbias: Die Tendenz zu glaubwürdigen Schlussfolgerungen

Bestätigungsfehler, auch Confirmation Bias: Die Neigung, Informationen so auszuwählen und zu interpretieren, dass sie die eigenen Erwartungen erfüllen

 

Bias Blind Spot: Die Tendenz, sich für unbeeinflusst zu halten

Clustering-Illusion: Die Neigung, in Datenströmen Muster zu sehen, selbst wenn gar keine da sind

 

Cross-Race-Effect: Schlechtere Wiedererkennensleistung von Gesichtern, die nicht der eigenen Ethnie entstammen, im Vergleich zu Gesichtern der eigenen ethnischen Gruppe

 

Default-Effekt: Übermäßige Bevorzugung derjenigen Option, die in Kraft tritt, wenn ein Akteur keine aktive Entscheidung trifft

 

Déformation professionnelle: Die Neigung, eine berufs- oder fachbedingte Methode oder Perspektive unbewusst über ihren Geltungsbereich hinaus auf andere Themen und Situationen anzuwenden

 

Dunning-Kruger-Effekt: Die Tendenz inkompetenter Menschen, das eigene Können zu überschätzen und die Kompetenz anderer zu unterschätzen

 

Emotionale Beweisführung: Die Neigung, eine empfundene Emotion als Beweis für eine Annahme zu betrachten

 

Gender-Bias: Die Neigung, generische als spezifische Maskulina/Feminina zu lesen bzw. den Rollenklischees entsprechende Vermutungen anzustellen (z. B. Baggerführer = Mann, Flugbegleiterin = Frau)

 

Halo-Effekt: Die Tendenz, von bekannten Eigenschaften einer Person auf unbekannte Eigenschaften zu schließen

 

Hot-Hand-Phänomen: Eine zufällige Häufung von Erfolgen im Sport und Glücksspiel als „Glückssträhne“ ansehen

 

Illusorische Korrelation: Die fälschliche Wahrnehmung eines Kausalzusammenhangs zweier Ereignisse

Impact Bias: Die psychischen Auswirkungen eines vorgestellten negativen Ereignisses wie Verlust des Arbeitsplatzes oder Trennung vom Partner werden in Dauer und Tiefe systematisch zu stark erwartet

 

Kontrasteffekt: Die intensivere Wahrnehmung einer Information, welche zusammen mit einer im Kontrast stehenden Information präsentiert wird

 

Kontrollillusion, auch Illusion of Control: Die falsche Annahme, zufällige Ereignisse durch eigenes Verhalten kontrollieren zu können

 

Law of the Instrument: Beobachtung, dass Menschen, die mit einem Werkzeug (oder einer Vorgehensweise) gut vertraut sind, dazu neigen, dieses Werkzeug auch dann zu benutzen, wenn ein anderes Werkzeug besser geeignet wäre (auch: „Maslows Hammer“)

 

Post-purchase-Rationalisation: Rechtfertigung des Erwerbs nach dem Kauf einer wenig sinnvollen Sache

Recall Bias, auch Erinnerungsverzerrung: Fehlerquelle vor allem in retrospektiven Studien

 

Rückschaufehler, auch Hindsight Bias: Die verfälschte Erinnerung an eigene Vorhersagen, die bezüglich eines Ereignisses getroffen wurden, nach dem Eintreten des Ereignisses

 

Status-quo-Verzerrung: Tendenz der Bevorzugung des Status quo gegenüber Veränderungen

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