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Die Energiekrise ist ein Aderlass für unsere Ökonomie

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦                                 

KOMMENTAR

 

Wir sollten bei den Kosten dieser Krise den großen Unterschied zur Finanz- und Corona-Krise nicht übersehen: Bei letzteren wurden die vielen Milliarden innerhalb unserer Ökonomie umverteilt, dieses Mal sind es noch mehr Milliarden und sie fließen ab. Das hat eine signifikant schädlichere ökonomische Wirkung!

 

Einer von vielen externen Krisengewinnern: Nach 48 Milliarden Gewinn für das zweite Quartal meldet Saudi Aramco, der staatliche Ölkonzern Saudi Arabiens, heute 42 Milliarden für das dritte Quartal. Ein Zuwachs von 40% gegenüber dem Vorjahr, das Unternehmen ist inzwischen wieder das wertvollste der Welt. Was für eine traurige Meldung, dass ausgerechnet diese Industrie, die den Planeten ausbeutet und vergiftet, das wertvollste Unternehmen stellt.

 

Der CEO kommentiert die Zahlen mit dem folgenden Ausblick: „Während die weltweiten Rohölpreise in diesem Zeitraum durch die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit beeinträchtigt wurden, gehen wir langfristig davon aus, dass die Ölnachfrage für den Rest des Jahrzehnts weiter steigen wird, da die Welt mehr erschwingliche und zuverlässige Energie benötigt.“

 

Was für eine Doppelzüngigkeit, denn die von den Saudis maßgeblich geprägte OPEC hat bekanntlich durch eine Förderkürzung den Rückgang der Ölpreise bereits gestoppt und will den demnach höher sehen. Was auch immer sie anstreben, es geht bei den „erschwinglichen“ Preisen offensichtlich um solche, die wir irgendwie noch stemmen können. Die Nachfrage sehen die Saudis selbst steigen und schon klar, dass sie genau deshalb die angebotene Menge kürzen, Erschwinglichkeit ist ein dehnbarer Begriff.

 

Wir haben ökonomisch und ökologisch nur einen Weg: Wir müssen aus dieser fossilen Energie aussteigen. Es ist übrigens auch die sehr gut geschmierte Lobby dieser Industrie, die uns zu einem vollkommen sinnfreien Streit zwischen Kernenergie und Erneuerbaren verleitet, der vor allem darin mündet, dass wir nicht weiter kommen, weil wir alle Elektrifizierungsmaßnahmen mit Debatten über Batterien und Effizienz von Verbrennern ersticken.

 

Die Wortwahl des CEO mit „erschwinglich“ und „zuverlässig“ sollte jedem bekannt vorkommen und man möge sich doch bitte ernster prüfen, bevor man das selbst mit genau diesen Worten weiter verbreitet!

Derweil sind die Saudis übrigens strategisch sehr klug unterwegs und bereiten langfristig den Ausstieg aus der fossilen Wirtschaft selbst vor, weil ihnen die Endlichkeit der Sache natürlich sonnenklar ist. Dazu investieren sie die erlösten Gelder über ihre Staatsfonds in unsere Unternehmen, nutzen unsere Trägheit beim Aufbau einer modernen Energieversorgung, um selbst Standorte für energieintensive Industrien vorzubereiten und bauen eine neue Wirtschaft mit synthetischen Gasen und Kraftstoffen auf, die sie bereits vorbereiten, indem sie uns einreden, Kraftstoffe weiter möglichst breit zu nutzen und Elektrifizierung als dogmatischen Unfug lieber zu unterlassen.

 

Wir sollten erkennen, dass seit einigen Jahrzehnten globale Strategien entwickelt werden, die etwas vollkommen legitimes tun, nämlich die eigenen Interessen zu verfolgen.

Die wichtige Erkenntnis für die Europäer wäre: Das dürfen wir auch tun!

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