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Beispiel für Desinformation und Hetze - Klimaaktion hatte keinerlei Einfluss auf die Versorgung des Unfallopfers

DMZ –  GESELLSCHAFT / LEBEN ¦ Sarah Koller ¦         

KOMMENTAR

 

Schnell waren die Vorwürfe und Angriffe vernehmbar. Viele Medien haben sich auf den „Fall“ gestürzt, ganz im üblichen „Verschwörungstheoretikermodus“ der letzten Jahre. Hauptsache Klicks – Opfer spielen keine Rolle. Der Fall, in dem eine schwer verletzte Radfahrerin, Verkehrschaos, Klimaproteste und ein Messerstecher eine Rolle spielen, sorgte einmal mehr für mediale Desinformation. Anstatt sachlicher Berichte, las man nur Verurteilungen, Anschuldigungen und Mutmassungen. Desinformation at its best. Wir wollten es genau wissen und haben die Berliner Feuerwehr, Polizei, Staatsanwaltschaft und das Krankenhaus kontaktiert. Vorab: Nach Einschätzung der behandelnden Notärztin hatte der Stau, der vermeintlich von Klimaaktivisten in Berlin ausgelöst wurde, keine Auswirkungen auf die Rettung der verunglückten Radfahrerin. Dies bestätigt heute auch die Feuerwehr.

 

Der erschütternde Fall der hirntoten Radfahrerin und der zwischenzeitlich nachgewiesenen NICHT Hilfe verzögernden Proteste ist ein gutes Beispiel dafür, dass Heute Informationen nicht neutral und sachlich weitergegeben werden und somit auch nicht so wahrgenommen und gewichtet werden. Obwohl noch völlig unklar war, was genau passiert war, wurden bereits vermeintlich Schuldige angeprangert. Obschon der Bericht der Polizei mit keiner Silbe eine Beteiligung von Klimaaktivisten erwähnte.

 

Offizielle Polizeimeldung

In Wilmersdorf wurde heute Morgen eine Radfahrerin bei einem Verkehrsunfall lebensgefährlich verletzt. Nach den bisherigen Ermittlungen sollen die Frau auf ihrem Rad und der 64-jährige Fahrer eines Lkw gegen 8.20 Uhr auf der Fahrbahn der Bundesallee in Richtung Zoologischer Garten unterwegs gewesen sein. Zwischen der Nachodstraße und der Spichernstraße erfasste der Lkw die Frau, die auf die Fahrbahn stürzte und überrollt wurde. Während sich Rettungskräfte um die lebensgefährlich verletzte Frau kümmerten, soll ein unbekannt gebliebener, am Unfall unbeteiligter Mann auf den Lkw-Fahrer zugegangen sein. In diesem Moment habe der Fahrer neben der Fahrerkabine gestanden. Der Unbekannte soll den 64-Jährigen unvermittelt mit einem Messer angegriffen und verletzt haben. Anschließend habe sich der Angreifer in unbekannte Richtung vom Unfallort entfernt. Rettungskräfte brachten die Radfahrerin mit schwersten, lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus. Auch der Lkw-Fahrer wurde in eine Klinik gebracht, wo die Stichverletzung medizinisch versorgt und er stationär aufgenommen wurde. Die Ermittlungen zum Unfallhergang und zum Angriff auf den Lastwagenfahrer dauern an und wurden von der Kriminalpolizei der Direktion 2 (West) übernommen.

 

Fakten
Der folgenschwere Unfall ereignete sich fünf Kilometer östlich der „Blockade“ der Klima-Aktivisten, also etwa zehn Autominuten entfernt. Die Umstände, wie die 44 jährige Radfahrerin von einem Betonmischer überrollt und schwer verletzt darunter eingeklemmt werden konnte, sind noch ungeklärt. Während Rettungskräfte der Feuerwehr versuchten, die Frau unter dem Betonmischer zu bergen und unter Schock stehende Augenzeugen zu betreuen, ging ein Mann auf den Fahrer des Betonmischers zu und stach auf den 64 jährigen Fahrer ein. Dann flüchtete er. Die Retter der Feuerwehr kümmerten sich auch um diesen Verletzten. Die Frau wurde mit der Technik der regulären Einsatzfahrzeuge befreit. Der Einsatz des verspäteten Spezialfahrzeugs hätte kaum eine raschere Bergung ermöglicht. Zudem wird auch in anderen Fällen nicht darüber gesprochen, welche Verzögerungen bei solchen Rettungs­einsätzen durch Staus entstehen.

 

Feuerwehr beschuldigt fälschlicherweise Aktivisten

Die Feuerwehr gab noch am Nachmittag den Klimaaktivisten die Schuld. Die Rettung der Frau habe sich durch die Aktion am Dreieck Funkturm verzögert, weil der Einsatzwegen eine „recht relevante Zeit“ im Stau auf der Stadtautobahn A 100 gestanden habe, so Feuerwehr-Einsatzleiter Rolf Erbe am Montag. Gestern allerdings konkretisierte ein Feuerwehr­sprecher gegenüber Medien: „Die relevante Zeit der Verzögerung betrug weniger als 10 Minuten.“ Die normale Fahrtzeit der Strecke (ohne Stau) beträgt rund 14 Minuten. Das Spezialfahrzeug benötigte beim Einsatz lediglich 16 Minuten, deshalb kann man davon ausgehen, dass die Verzögerung bei unter drei Minuten liegt. Es bleibt die Frage, warum der Fahrer und die Einsatzleitung nicht einen anderen Weg durch Berlin gesucht haben. Denn der Stau auf der A 100 und die Aktion der Klimaschützer am Dreieck Funkturm wurden an die Leitstelle der Feuerwehr gemeldet.

 

Die Klimaaktivisten trifft keine Schuld

Obschon die Klimaaktivisten erwiesenermassen keine Schuld trifft, wird weiter von "Verfassungsfeinden", über "Terrorismus", "Grüne RAF" und Freiheitsstrafen fabuliert. Vor allem einmal mehr insbesondere in rechten Kreisen und Verschwörungstheoretikerecken. Die Radfahrerin scheint allen egal und nur als Mittel zum Zweck herhalten zu müssen. Dies mit Unterstützung und Anheizen gewisser Medien.

 

Von Medien und Politikern muss man erwarten dürfen, dass sie sich an Fakten halten.

Ob man Aktionen wie diese der Klimaaktivisten gut findet oder nicht, ob solche sinnvoll oder nicht sinnvoll sind, steht indes auf einem anderen Blatt.

 

 

Anmerkung: Eine Antwort der Pressestelle der Staatsanwaltschaft Berlin, auf unsere Anfrage, ist noch ausstehend.

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