Eine Schweiz ohne Armbrust? Nicht denkbar.

DMZ –  BLICKWINKEL ¦ Ruedi Stricker ¦                   

Weil das PSI zu viel Geld wollte, sind wir keine Atommacht. Weil Contraves zu wenig Industriespionage betrieb, gibt es keinen brauchbaren Schweizer Panzer. Weil der P16 senkrecht im Bodensee landete, haben wir kein eigenes Kampfflugzeug. Weltruhm dagegen geniesst die Schweiz als Volk von Armbrustschützen. Diese Waffe ist der Traum des freien Kriegers, das Fundament unseres Staates, Symbol für ein tiefes Verständnis der Schiller’schen Romantik.

Nehmen wir diese Überlegungen aus dem Blickwinkel einer wehrhaften Nation zum Anlass für eine kritische Auslegeordnung des Arsenals eines zukünftigen Kriegers in der schulpflichtigen Phase:

1. Das Sackmesser

Neben dem fakultativen Kram wie Nägel, Kaugummi oder einer toten Maus zum Erschrecken von Mädchen gehört ein Sackmesser zur obligatorischen Grundausrüstung. Die Verwendungszwecke würden den Umfang einer Bibel sprengen.

2. Das Langgewehr

Eine Exklusivität aus alten Armeebeständen, allerdings ausschliesslich zu Repräsentationszwecken bei gewissen Gelegenheiten mitgeführt. Der Autor besass eines, allerdings ohne Mitwissen seiner Erziehungsverpflichteten.

3. Der Bogen

Gefertigt mittels Sackmesser (siehe oben) aus einem Stück Eschenholz und einer Schnur. Über die primitive Bauweise tröstet die Tatsache hinweg, dass die Beschaffung von Munition auf ähnlich einfache Weise erfolgt. Mein Exemplar eignete sich für das Schiessen auf den Pudel von Fräulein Wieser, den ich allerdings nie richtig traf, sodass er über Jahre hinweg ungestraft seine Notdurft in unserem Garten verrichtete).

4. Die Armbrust

Mit diesem traumhaften Instrument verbindet mich ein Trauma aus der Kindheit, indem mir die Herstellung eines eigenen Exemplars verwehrt blieb. Für das Scheitern mache ich weder meinen Willen noch mein handwerkliches Geschick verantwortlich, sondern die drei Herren Handwerker, die sich stur weigerten, meinen Stechbeitel zu schärfen.