AT: Camillo Award 2022 für herausragende Sanitäter und Sanitäterinnen im Parlament verliehen

Camillo Award  © Parlamentsdirektion / Thomas Topf
Camillo Award © Parlamentsdirektion / Thomas Topf

DMZ –  POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦                               Camillo Award © Parlamentsdirektion / Thomas Topf     

 

Zum dritten Mal wurde gestern Abend der Camillo Award für besondere Verdienste um die präklinische Notfallversorgung verliehen. Das Parlament und der Bundesverband Rettungsdienst (BVRD.at) setzen damit ein Zeichen der Anerkennung für herausragende Leistungen und Projekte von Sanitäter und Sanitäterinnen in Österreich.

 

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka sprach von einem "unglaublichen Engagement", welches in den Rettungsorganisationen und weit darüber hinaus in die Gesellschaft wirke. Daher sei es wichtig, die Menschen dahinter vor den Vorhang zu bitten und mit dem Camillo Award ein Bewusstsein für den hohen Wert der Arbeit im präklinischen Bereich zu schaffen. Die Tätigkeit als Sanitäter:innen bringe nicht nur der Gesellschaft einen Mehrwert, so Sobotka, sondern auch den Sanitäter:innen selbst und trage wesentlich zur Weiterentwicklung auf beiden Ebenen bei. Österreich habe sich auf diesem Gebiet auch dank der Anwesenden Sanitäter:innen einen Namen gemacht.

 

Clemens Kaltenberger, Vizepräsident des BVRD.at und Initiator des Camillo Awards, strich bei der Verleihung die Bedeutung der Qualitätsentwicklung im präklinischen Bereich heraus. Alles was darin investiert werde – bei der Ausbildung angefangen - komme schlussendlich den Patient:innen zugute. Über 80 Nominierungen in diesem Jahr würden demonstrieren, wie viel Initiative es auf diesem Gebiet gebe.

 

Diskussion über Herausforderungen und Perspektiven im Rettungswesen

Vor der Preisverleihung fand eine Diskussionsrunde über die künftigen Herausforderungen des Rettungswesens und mögliche Perspektiven zur Weiterentwicklung statt. Helmut Trimmel, Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) berichtete von den Entwicklungsschritten, die das Rettungswesen in den letzten Jahrzenten vollzogen hat und der wichtigen Rolle der Sanitäter:innen als Partner:innen der Notärztinnen und Notärzte. Nach Verbesserungsvorschlägen gefragt, sprach Trimmel das Sanitätergesetz an, das aus seiner Sicht reformbedürftig sei – insbesondere was die Ausbildung betreffe. Zudem sah er einen Indikationskatalog für Einätze von Notärzt:innen und eine Verbesserung der Datenlage zum präklinischen Bereich als notwendig.

Der Leiter der Rettungsakademie der Berufsrettung Wien, Michael Girsa, bestätigte den Reformbedarf beim Sanitätsgesetz und sprach sich ebenfalls für eine Professionalisierung bei der Sanitäter:innenausbildung aus. Diese müsse ausgedehnt werden und auch Bereiche wie Soft Skills, Burnout-Prävention und Team-Kommunikation umfassen.

 

Das über 20 Jahre alte Sanitätergesetz bemängelte auch Silvia Rosoli, Leiterin für Gesundheitsberuferecht und Pflegepolitik der Arbeiterkammer Wien. Dieses solle aus ihrer Sicht künftig die Eintragung von Sanitäter:innen in das Gesundheitsberuferegister beinhalten, um einerseits einen Überblick insbesondere hinsichtlich der Ausbildung und damit der Qualitätssicherung zu erhalten und andererseits ein Zeichen der Wertschätzung zu setzen.

 

Michael Halmich, Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Ethik und Recht in der Notfall- und Katastrophenmedizin (ÖGERN), gab zu bedenken, dass Gesetze immer nur so gut seien, wie sie von den Rettungsorganisationen umgesetzt werden. Das Sanitätergesetz sei ein Bundesgesetz, wobei die Bundesländer in ihren jeweiligen Organisationsgesetzen die spezifischen Regelungen für die Rettungsorganisationen enthielten. Daher plädierte Halmich für einheitliche Qualitätsstandards und ein positives Ausreizen des bereits gegebenen rechtlichen Rahmens.

 

Claudia Schwarz, Schriftführerin des BVRD.at sowie Mitherausgeberin der Fachzeitschrift "Elsevier Emergency", unterstrich ebenfalls die Notwendigkeit einer Verbesserung der Sanitäter:innenausbildung, was sich die Betroffenen auch selbst wünschen würden. Angesichts anstehender Entwicklungen wie dem demographischen Wandel bedürfe es jedoch vieler weiterer Reformen. Konkret sprach sie sich für eine Stärkung der Forschung im Bereich des Rettungswesens aus.

 

Die Preisträger:innen

Ausgezeichnet wurden zehn Sanitäter:innen in unterschiedlichen Kategorien aus insgesamt 81 anonymisierten Einreichungen. Über die Preisträger:innen entschied eine 16-köpfige Jury, die von je einem Entsandten der Kooperationspartner sowie Vertreter:innen anerkannter österreichischer Rettungsorganisationen besetzt war.

 

So wurden für ihre herausragenden Leistungen Gerald Wiesinger vom Roten Kreuz Linz und Elija Jenny vom Samariterbund Feldkirch geehrt. Wiesinger und sein Team vom Projekt "LinzInt" schufen ein System, um komplexe Intensivüberstellungen kompetent und qualitativ hochwertig durchzuführen. Jenny engagiert sich mit dem Transport medizinischer Artikel sowie Schulungen vor Ort für ein Krankenhaus in Ghana.

Michael Feller vom Samariterbund Linz simuliert in seinem Projekt "Dayshift/Nightshift" detailgerecht mitunter sehr fordernde Einsatz-Szenarien und Manuel Pfeilscher vom Roten Kreiz Kalsdorf bzw. der FH Joanneum Graz setzt im Rahmen des Ausbildungskonzeptes "Hands-On-Challenge" High-Fidelity-Simulatoren zum Training von Wiederbelebungsmaßnahmen ein. Beide erhielten den Preis in der Kategorie "Ausbildungskonzept".

 

Für besondere Leistungen um "Innovation/Nachhaltigkeit" wurde einerseits Matthias Stark vom Roten Kreuz Innsbruck für sein Projekt "HERZsicher" ausgezeichnet. Damit initiierte er einen Aktionstag zur Bewusstseinsbildung in Innsbruck und setzt Schritt für Schritt die flächendeckende Verfügbarkeit von öffentlich zugänglichen Defibrillatoren samt Notfalltrainings um. Andererseits ehrte die Jury Christian Legler und sein Team vom Notruf Österreich für die Entwicklung des Akutversorgungsnachweises (AVN), wodurch dem Rettungsdienst nach Eingabe bestimmter Informationen in Echtzeit die nächstgelegene geeignete Zielklinik vorgeschlagen wird und diese automatisch alle patientenbezogenen Daten erhält.

Harald Müllebner und Thomas Abel erhielten den Camillo Award in der Kategorie "Polizei" für ihren Einsatz zugunsten Vertriebener aus der Ukraine. Im Rahmen eines Medic Teams bauten sie in Chisinau (Moldau) geeignete Strukturen auf, um von der UNHCR ausgewählte vulnerable Personen zu untersuchen und für einen Flug nach Österreich vorzubereiten.

 

In der Kategorie Bundesheer waren die Preisträger Martin Erbida und Harald Aichberger, die sich mit der Einführung von Virtual-Reality-Trainingsmöglichkeiten für Sanitäterpersonal im Bundesheer verdient gemacht haben.

 

Die interprofessionelle Projektgruppe rund um den Qualitätsmanagement-Beauftragten der Leitstelle Tirol Andreas Maurer entwickelten das Kommunikationsschema "PAR-AVISO" und setzten es erfolgreich im gesamten Bundesland Tirol um. Dabei handelt es sich um eine sichere und vollständige Voranmeldung und Übergabe kritisch erkrankter bzw. verletzter Personen an Schockraumteams, durch die Informationsverluste und Missverständnisse vermieden werden.

 

Der Sonderpreis wurde dem Leiter des 30-köpfigen Organdienstes der Johanniter Wien-Niederösterreich Martin Müller verliehen. Unter strengen Qualitätsrichtlinien trägt er dafür Sorge, dass in Kooperation mit dem Transplantationszentrum des AKH Wien rund um die Uhr Organe und Entnahme-Teams sicher und rasch transportiert werden.

 

Christoph Chwojka für sein Lebenswerk ausgezeichnet

Für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde Christoph Chwojka, der bereits während seines Studiums seine Tätigkeit beim Roten Kreuz Korneuburg begann. Dort führte er die Notruftelefone ein, die sich später als "Rufhilfe" landesweit erfolgreich etablierten und beim Hochwassereinsatz 2002 in Korneuburg installierte er das Logistikzentrum für monatelange Hilfstransporte. Um Schwierigkeiten bei der Alarmierung, Abstimmung vor Ort und Verteilung der Patient:innen zu vermeiden, gründete Chwojka 2003 "Lebig", den Vorläufer seiner heutigen Arbeitsstätte "Notruf NÖ" mit. Unter seiner Führung wurde dort die Digitalisierung des Rettungsdienstes vom Anruf bis zur Übergabe vorangetrieben, 2017 die telefonische Gesundheitsberatung 1450 eingeführt, an der Etablierung des kombinierten Pflege- und Sanitäterstudiums an der FH St. Pölten gearbeitet und das Pilotprojekt Acute Community Nurses im Bezirk Bruck an der Leitha gestartet. Wesentlich war auch der Ausbau des österreichweiten Definetzwerkes sowie seine Tätigkeit als Impfkoordinator von Niederösterreich im Zuge der COVID-19-Pandemie.

 

Seit nunmehr 20 Jahren engagiert sich Christoph Chwojka weltweit für den Aufbau zeitgemäßer Strukturen im Bereich der öffentlichen Sicherheit und Gesundheitsversorgung, insbesondere im Bereich der Leitstelle, und wirkte bei Verhandlungen von bilateralen Abkommen mit Nachbarstaaten mit

 

 

Herausgeber / Quelle: Parlamentskorrespondenz Österreich ¦ 

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