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Wer keine Maske trägt, macht sich schuldig

DMZ –  LEBEN ¦ R. Stricker / A. Aeberhard / S. Koller ¦

KOMMENTAR

 

Auch wenn die Corona-Pandemie von vielen Medien kleingeschrieben, verharmlost oder ignoriert wird: Sie ist da, und nicht nur sie. Zur laufenden Pandemie gesellen sich nun auch noch die jährliche Grippe und RSV Infektionswellen, die für zahlreiche Menschen ebenfalls gefährlich sind. In den letzten zwei Jahren waren wir dank Masken und weiteren Maßnahmen weitgehend vor diesen Viren verschont geblieben, aber jetzt treffen gleichzeitig mindestens drei Krankheitserreger auf eine praktisch ungeschützte Bevölkerung, ein überlastetes Gesundheitswesen und Lieferengpässe bei zahlreichen Medikamenten.

 Die Kliniken sind aktuell bereits über Ihrer Belastungsgrenze. Das gilt nicht nur, aber ganz besonders für die Kinderkliniken. Patienten können nicht mehr ausreichend versorgt werden mit teils dramatischen Folgen! Wir müssen Infektionsketten unterbrechen- so schnell wie möglich!“

 

B. Hansen, Oberarzt

Bereits in unseren Artikel „Schuld an Überlastung von Krankenhäusern sind die nicht vorhandenen Maßnahmen und das Komplettversagen der Regierungen“ hielten wir fest, wie wichtig und unerlässlich Maßnahmen sind. Denn die Ursachen für die schlimme Situation, in der wir uns aktuell befinden, sind weder Corona-Maßnahmen in Kitas (Immunschuld) oder absurde Theorien, sondern ganz einfach Ignoranz.

 "In der jetzigen Situation einer Triple-Welle, die mit RSV kleine Kinder besonders trifft und in der die Krankenhausversorgung gefährdet ist, halte ich es für selbstverständlich, dass wir Rücksicht auf die besonders schutzbedürftigen Kleinkinder nehmen. Masken in öffentlichen Innenräumen zu tragen, kann die Triple-Welle im Winter bremsen. Wir sollten das als Erwachsene zum Schutz der Kinder tun. Notwendig wäre darüber hinaus jetzt eine Maskenpflicht, weil das Prinzip der Eigenverantwortung in Mitteleuropa, anders als z.B. in Japan, ganz offensichtlich nicht funktioniert."

 

Stefan Hemler, Pressesprecher der Initiative #ProtectTheKids

Teilweise schlechter als vor zwei Jahren…

 

Wir tragen nicht nur keine Masken mehr. Bürokratische Hürden behindern das Impfen, Tests sind teilweise nicht mehr erhältlich und zunehmend kostenpflichtig. Im Blindflug durchseuchen wir die Bevölkerung und überlasten das Gesundheitswesen. Wir reden von freien Betten und ignorieren, dass der Flaschenhals längst beim ausgedünnten Personal liegt. Und obwohl die Wirtschaft aufgrund der entstandenen Personalausfälle gemerkt haben müsste, dass sich der Schutz von Menschen auch finanziell auszahlt, bleibt es ruhig. Das Tragen einer Maske scheint immer noch ein größeres Problem zu sein als Krankheit oder Tod.

 Wir sind es den Kindern, Pädiatern und Pflegekräften schuldig sie durch das Tragen von Masken zu schützen. Alles andere ist egoistisch und unverantwortlich.“

 

Dr. Isabelle Greber

Die Rolle der Kinder

 

Wenn selbst finanzielle Nachteile in der Wirtschaft nicht zum Umdenken führen, erstaunt es kaum, dass Kinder als schwächste Mitglieder der Gesellschaft dramatischen Zuständen in Schulen, in Spitälern und selbst auf Intensivstationen ausgesetzt werden. Dies trotz der inzwischen gereiften Erkenntnis, dass die damaligen saloppen Aussagen der Experten über die praktisch immunen Kinder, die angeblich keine Rolle im Infektionsgeschehen spielen, längst widerlegt sind. So wird weiterhin infiziert und weitestgehend auf Maßnahmen für gesunde Luft verzichtet. Besorgte Eltern müssen erleben, dass ihre geschenkten Geräte mit abstrusen Begründungen nicht in Betrieb genommen werden.

 Nur noch mal zur Erinnerung für alle, die glauben, Maske tragen sei unwirksam. Masken sind effektiv und eine Maskenpflicht in Innenräumen wäre eine wichtige und einfache Maßnahme. Einfach und sofort umzusetzen und keine wirkliche Einschränkung für irgendjemanden.“

 

Ursula Saatweber, Anästhesistin und Intensivmedizinerin

Die Rolle der Politik

 

Nach den ersten Maßnahmen im Jahr 2020 merkten die meisten Politiker, dass damit keine Lorbeeren zu holen sind. Sie fielen in den Normalmodus des permanenten Wahlkampfs zurück und machen sich als Beschwichtiger beliebt, indem sie die Pandemie als beendet erklären. In der Schweiz hat der Gesundheitsminister faktisch abgedankt, und der seit Jahren vakante Posten «Bekämpfung übertragbarer Krankheiten» wird offensichtlich nicht mehr besetzt. Die Übersterblichkeit wird nicht kommentiert, damit kein Journalist auf die Idee kommt, Fragen im Zusammenhang mit der Sanierung der Altersvorsorge zu stellen.

 RKI-Direktor Lothar Wieler und ich sehen die Lage deckungsgleich: Die Kliniken sind voll, noch immer zu viele Corona Tote, dazu andere Atemwegserkrankungen. Den Wunsch einiger Länder, jetzt die Isolation und die Maskenpflicht zu kippen, haben wir abgelehnt.“

 

Karl Lauterbach, Bundesminister für Gesundheit

Warum wir keine Masken tragen

In einer Kultur, die persönliche Freiheit höher gewichtet als das Wohl der Gemeinschaft, haben es kollektive Maßnahmen schwer gegen das unsinnige Konzept der Eigenverantwortung. Hinzu kam die diffuse Angst der Wirtschaft, durch eine Maskenpflicht Kunden zu verlieren. Auf die Idee, dass viele Kunden lieber in geschützter Umgebung einkaufen, kamen sie bis heute nur in Ausnahmefällen.  

 

Aus soziologischer Sicht ist der Fall ohnehin klar: Wie Lemminge verhalten wir uns in der Gruppe so wie die anderen. Es herrscht Rechtfertigungsdruck und Stigmatisierung. Hinzu kommen absurde pseudowissenschaftliche Begründungen im Zusammenhang mit Morgellonen, CO2-Vergiftung sowie völlig neue Konzepte wie zum Beispiel die Immunschuld.

Auch in Deutschland reden Exponenten aus der Politik das Pandemieende herbei, obwohl sich weiterhin Zehntausende Menschen pro Woche mit Corona infizieren und Tausende Todesfälle hinzukommen. Druck für verfrühte Lockerungen kommt von vielen Seiten. Das ende der Isolationspflicht für Infizierte ist in ersten Bundesländern Tatsache, Maskenregeln in Bus und Bahn bröckeln, bei Gratis-Schnelltests wird gekürzt. Das Krisenmanagement ist auch nach drei Jahren Pandemie unsicher und unstet.

 

Begründet werden die Lockerungen vor allem mit mehr Eigenverantwortung und höherer Immunität in der Bevölkerung durch Impfungen und Infektionen. Beides ist erwiesenermaßen Blödsinn.

 "Masken sind das einfachste und wirkungsvollste Mittel, um Infektionsketten zu unterbrechen. Sie sind einfach in der Handhabung und zeugen sowohl von gegenseitigem Respekt als auch solidarischem Miteinander. Sie haben nur einen minimalen Einfluss auf den Gasaustausch von Sauerstoff und Kohlendioxid und beeinträchtigen selbst die sportliche Leistungsfähigkeit nur im maximalen Bereich. Tatsächlich wird sogar die Atemmuskulatur trainiert.

Ich sehe es als meinen Beitrag dazu, mich und meine Mitmenschen zu schützen und das Gesundheitswesen vor Überlastung zu bewahren.
https://www.zeitschrift-sportmedizin.de/corona-physiologische-effekte-von-sport-mit-atemmaske/"


Christian Daenzer, Sportwissenschaftler 

In Österreich gibt es ebenfalls keine pandemiebedingte Entspannung, darin sind sich unabhängige Experten einig: Die vulnerablen Gruppen müssen geschützt werden, Durchseuchung der Bevölkerung ist nach wie vor keine Option. Long Covid und Post Covid kommen neu dazu. Das Ausmass der weiteren Folgen ist nicht klar. Aus diesem Grund sind Schutzmaßnahmen auch weiterhin wichtig. Die Politik will auch hier die Bevölkerung glauben lassen, dass das Konzept „Eigenverantwortung“ angesagt ist und funktionieren kann. Dass es dies eben nicht tut, zeigen bald drei Jahre Erfahrung.

Und die Medien?

Medien leben von Clicks. Gefragt ist nicht Aufklärung, sondern Pro und Kontra. Mittels kruder Positionen von Außenseitern wird ein Bild von Ausgewogenheit vermittelt, das die Konsumenten zwar gut unterhalten, aber ratlos in Bezug auf ihr Verhalten im Alltag zurücklässt. Gefragt sind auch gute Nachrichten. Das Ende einer Pandemie macht mehr Spaß als die Botschaft, dass wir in den nächsten Jahren mit Einschränkungen leben müssen. Das wäre alles halb so schlimm, wenn wenigstens die mittels unfreiwilliger Gebühren finanzierten Medien ihren Auftrag wahrnehmen würden. In der Schweiz ist allerdings festzustellen, dass gerade die Konsumenten des staatsnahen Fernsehens schlechter informiert sind als jeder aufmerksame Twitterer.

Das Fazit? 

Es ist ganz einfach: Masken schützen. Sie schützen die tragende Person und die anderen. Sie schützen vor verschiedenen Viren und stellen weder eine gesundheitliche Gefährdung noch eine unzumutbare Einschränkung dar. Und nicht zuletzt ist das Maskentragen in einer funktionierenden Zivilgesellschaft auch eine Botschaft: «Ich nehme Rücksicht auf deine Gesundheit, auf deine Vulnerabilität, auf unsere überlastete Ärzteschaft, auf Pflegekräfte, auf Lehrpersonen, auf Eltern.»

Weitere Statements unserer Leserinnen und Leser

 

Respekt bitte. Die Maske schützt vor allem den Anderen. Die Maske hält vor allem Tröpfchen zurück. In einem Tröpfchen befinden sich ggf. tausende Viren. Jetzt wissen wir, dass die übertragene Virenlast, die Schwere eines Verlaufs bestimmt. Die Wirkung der Maske ist also enorm.“

Simon Frei

 

 

Masken sind die einfachste und wirksamste Infektionsschutzmaßnahme. Und sie ermöglichen #Schattenfamilien ein gewisses Maß an halbwegs sicherer Teilhabe.“ 

Sabine Kuhn, Ökonomin

 

 

Masken helfen nachweislich gegen Covid, Influenza und RSV und helfen dabei Übertragungen zu mindern. Damit werden auch Infektionen und Folgeschäden bei allen Beteiligten gemindert. Denn auch nach Influenza kennt man MECFS.“ 

Betroffene einer Schattenfamilie

 

 

Meine Familie hat das Tragen von MNS in öffentlichen Innenräumen (Geschäften, Behörden, ÖPNV) und insb. in der Schule (1x Grundschule, 1x Gymnasium) nie aufgegeben.

Die doch bemerkbare Sommerwelle in diesem Jahr hat gezeigt, dass das Infektionsgeschehen mit immer weiter reduzierten Schutzmaßnahmen nun ganzjährig zuzunehmen scheint. Wir können natürlich einfach Glück gehabt haben – hatten als Familie aber das ganze Jahr über keinerlei Infekte, während wir in beiden Schulklassen der Kinder reihenweise Ausfälle von ganzen Familien beobachten konnten.

 

Mit der stattlichen Herbstwelle, der aktuell startenden (?) Winterwelle und insb. mit der nun weltweit beobachtbaren „Tripledemic“ aus Covid19, Influenza und RS-Viren bleibt es für mich unbegreiflich, wenn ich ältere Mitmenschen oder Familien mit kleinen Kindern ohne MNS in vollen Supermärkten und eben auch den Schulen sehe.

Ein MNS dient nach wie vor als Eigenschutz aber auch als Fremdschutz, das „Konzept Masketragen“ ist doch nun seit zwei Jahren bekannt und erprobt, trotzdem hat sich in den Köpfen vieler Mitmenschen festgesetzt, Corona wäre vorbei, Omikron ohnehin „mild“ und Masken somit unnötig (Danke an die FDP und die unsägliche Diskussion zur „Eigenverantwortung“).

 

Die aktuelle Überforderungslage vieler Kinderkrankenhäuser (siehe MoMa vom 06.12. und Aussage einer Kinderärztin „wir nehmen nur noch die Kinder auf, die NICHT mehr schreien (weil sie zu wenig Luft bekommen)“ wird meiner Meinung nach viel zu abgeschwächt in den Medien thematisiert – wo ist der Brennpunkt, wo ist die Sondersendung, wo ist überhaupt unser Kanzler Scholz, der sich in Sachen Corona ohnehin immer sehr zurückhält? Es ist eine Schande. Als die Intensivstationen der Erwachsenen vollliefen, wurden die Kinder in einen Lockdown geschickt.

Nun sterben Kinder, weil sie nicht adäquat behandelt werden können (https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/RSV-Kinder-sterben-weil-wir-sie-nicht-mehr-versorgen-koennen,virus196.html) und in der Gesellschaft diskutiert man ernsthaft über die Abschaffung der Maskenpflicht im ÖPNV.
Ich bin wirklich entsetzt. #dieMaskebleibtauf“
Markus Wolff, IT-Projektleiter

 

 

Pro Maske: Weil kurzfristig Menschen versterben, mittelfristig das Immunsystem geschwächt wird, was die Lebenserwartung verkürzen kann, und langfristig das Virus weiter mutiert, was den Stress, der auf den Menschen lastet, nur noch weiter erhöhen wird.“ 

Nadine Knust

 

 

"Ich finde es wichtig, dass Maske getragen wird um sich und andere vor Corona zu schützen. Studien zeigen, dass es sich mitnichten um einen Schnupfen handelt, sondern dass eine Erkrankung schwerwiegende und langfristige Folgen nach sich ziehen kann. Zudem würde die Maske auch viele RSV-Erkrankungen verhindern und damit viele Kinder schützen, die auch daran sterben können. Insbesondere wenn die Krankenhäuser unter der Last der vielen kranken Kinder zusammenbrechen und ein Kind im schlimmsten Fall wegen mangelnder Versorgung sterben muss."

Joseph G. Blatter, Systeminformatiker

 

 

 Die Vorstellung, dass allein mein Atmen schon anderen Schaden zufügen könnte, entsetzt mich, da ich niemandem Schaden zufügen möchte. Maske zu tragen ist daher ein Akt der Rücksichtnahme und Wertschätzung gegenüber den Mitmenschen.“

T. B. Managed Services Energiedatenmanagement

 

 

"Ich arbeite im betreuten Wohnen. In 3 Jahren habe ich mich weder auf der Arbeit noch privat mit Corona angesteckt, da ich konsequent FFP3-Masken trage. Ich möchte kein neuartiges Virus in meinen Organen, dessen Langzeitfolgen heute noch gar nicht abgeschätzt werden können..."

Kerstin, Erzieherin

 

 

 Masken sind das einfachste Mittel, um sich und seine Mitmenschen zu schützen. Wieso sollte man sich Winter für Winter mit x Infektionen quälen, wenn man den größten Teil davon mit einem einfachen Stück Stoff verhindern kann?“

S. Jäger, Rechtsanwältin

 

 

 

 

Anm. DMZ: Der Titel wurde bewusst plakativ und negativbehaftet gewählt, um auch eine Leserschaft außerhalb der DMZ zu erreichen.

Update 11.12.22: Es ist (damit) hervorragend gelungen, Leser aus der "Antiwissenschaftsszene" zu erreichen.

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